Zollernalbkreis

Materialengpässen zum Trotz: Das regionale Handwerk nimmt wieder Fahrt auf

03.08.2021

von Pressemitteilung

Materialengpässen zum Trotz: Das regionale Handwerk nimmt wieder Fahrt auf

© Handwerkskammer

Positive Signale fürs regionale Handwerke waren bei der Vollversammlung der Handwerkskammer zu vernehmen.

Die nach wie vor angespannte Ausbildungssituation im zweiten Pandemiejahr, die konjunkturelle Entwicklung im Handwerk in der Region Neckar-Alb und weitere handwerkspolitische Themen waren Schwerpunkte der Vollversammlung der Handwerkskammer Reutlingen.

„Nach einem schwierigen Jahresauftakt“, so Kammerpräsident Harald Herrmann, setzten die Handwerksbetriebe im Kammerbezirk der Handwerkskammer Reutlingen, ihre Hoffnungen auf das zweite Quartal. Dieses brachte dann auch laut Umfrage der Kammer Aufschwung und Optimismus in die Betriebe, vor allem in jene, die nach mehrmaligen Schließungen im Lockdown endlich wieder arbeiten konnten.

Zwei Drittel sehe gute Geschäftslage

Zwei Drittel der Betriebe in den Landkreisen Zollernalb, Sigmaringen, Freudenstadt, Reutlingen und Tübingen bezeichneten darin ihre Geschäftslage in den vergangenen Wochen als gut. Der Anteil derer, die unzufrieden waren, lag bei 12,6 Prozent.

Auch die Auftragslage verbesserte sich, nach Angaben der Handwerkskammer gewaltig: 40 Prozent der Betriebe meldeten mehr Bestellungen als noch vor zwölf Monaten – vor allem bei den Bauhandwerkern, den Ausbaubetrieben und den Metall- und Elektrobetrieben.

Keine Trendumkehr bei Lieferungen

Diese waren und sind es aber auch, die am stärksten von den aktuellen Lieferengpässen bei Material und Bauteilen betroffen seien. Hinzu kämen sprunghaft gestiegene Einkaufspreise. Eine baldige Trendumkehr ist nach Einschätzung der Betriebe nicht in Sicht, eher rechnen die Ausbaubetriebe, Zulieferer und Baubetriebe mit weiteren Preissteigerungen in den kommenden Wochen.

Positives bei neuen Lehrlingen

Der Hauptgeschäftsführer der Reutlinger Handwerkskammer, Dr. Joachim Eisert, präsentierte anschließend die Abschlusszahlen der Lehrlingsverträge: „Angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen im Pandemiejahr 2020 fällt unsere Bilanz recht erfreulich aus.“ Im Jahr 2020 seien im Handwerkskammerbezirk Reutlingen 1.784 neue Berufsausbildungsverträge in die Lehrlingsrolle eingetragen worden.

Gegenüber dem Vorjahr sei das eine Zunahme von 0,4 Prozent. Im Landesdurchschnitt wurden 2,5 Prozent weniger Ausbildungsverträge als im Vorjahr geschlossen. „Die allerneuesten Zahlen, die wir haben, sind vom 30. Juni. Bisher haben wir 915 neue Ausbildungsverträge registriert; 6,2 Prozent mehr als noch im Vorjahr,“ so Eisert.

Nachwuchswerbung hilft

Die positive Zahl in der Region Neckar-Alb habe die Kammer auch den Aktivitäten der Nachwuchswerbung wie Azubi-Talk, Ausbildungsbotschafter und virtuelle Berufsorientierungsangebote für Schüler, Eltern, Lehrer und Studienabbrecher aber auch der Präsenz in den Sozialen Netzwerken zu verdanken. Auch in Zeiten der Pandemie sei man nicht ganz machtlos, junge Menschen für das Handwerk zu interessieren.

Impfmodell für kleine Betriebe

Eisert verwies in seinem Bericht auch an den Appell der Kammer vom Mai dieses Jahres an Politik und Verwaltung, kleine und mittlere Betriebe mehr beim Impfen zu berücksichtigen und die Praxis der Impfzentren daran auszurichten.

„Ganze Industriebetriebe wurden durchgeimpft, der typische Handwerksbetrieb hat aber weniger als zehn Mitarbeiter, folglich auch keinen Betriebsarzt. Dabei stehen viele Handwerker täglich in engem Kontakt mit ihren Kunden.“

Landkreis Sigmaringen geht voran

Die Kammer schrieb deshalb die fünf Landrätinnen und Landräte im Kammerbezirk an und bat um Impftermine für Belegschaften auch von kleineren Handwerksunternehmen. Insbesondere der Landkreis Sigmaringen sei hierauf spontan und vorbildlich aktiv geworden, betonte Eisert.

Die Vollversammlung hat in ihrer Sitzung am 19. Juli den Jahresabschluss für das zurückliegende Jahr festgestellt. Für das Geschäftsjahr 2020 ergaben sich Erträge in Höhe von 14.449.433 Euro und Aufwendungen in Höhe von 15.859.630 Euro. Das Jahresergebnis weist ein Minus von 881.802,86 EUR aus.

Dieses Defizit kann problemlos mit der guten Eigenkapitalausstattung der Kammer verrechnet werden, wodurch die Beiträge weiterhin stabil bleiben können. Die Vollversammlung erteilte der Geschäftsleitung und dem Vorstand Entlastung für die Wirtschaftsführung.

Neue Stellvertreterin des Hauptgeschäftsführers

Die seit dem 1. April 2020 bei der Handwerkskammer tätige Leiterin des Geschäftsbereichs Berufsausbildung, Prüfungs- und Sachverständigenwesen, Christiane Nowottny, gelernte Betriebswirtin, wurde von der Vollversammlung zur Geschäftsführerin gewählt und mit Wirkung vom 1. August zur ständigen Stellvertreterin des Hauptgeschäftsführers Dr. Joachim Eisert bestellt.

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