Albstadt

„Man hat Albstädter Bürger nicht gefragt“: 800 Demonstranten ziehen durch Ebinger City

22.10.2023

von Holger Much, Olga Haug

„Man hat Albstädter Bürger nicht gefragt“: 800 Demonstranten ziehen durch Ebinger City

© Holger Much

Kurz nach 14 Uhr zogen die Demonstranten die Marktstraße hoch.

Die Nachricht, dass die Kreissporthalle in Ebingen nach den Herbstferien temporär zur Unterbringung von rund 100 Flüchtlingen dienen soll, brachte am Sonntagnachmittag rund 800 Menschen auf die Straße. Eine kleine Gegendemo hatte sich formiert. Auch OB Tralmer ergriff das Wort.

Kurz vor 14 Uhr war der Platz vor dem Ebinger Rathaus bereits gut gefüllt. Auch die Polizei war mit mehreren Fahrzeugen und zahlreichen Beamtinnen und Beamten vor Ort.

Bitte, rechtsradikalen Parolen zu unterlassen

Von Seiten der Polizei wurde die Zahl der Demonstranten zunächst auf 400 geschätzt, später auf rund 800 korrigiert. Marco Stumpp, der die Demo am Sonntag, so wie viele Male davor ebenfalls, offiziell bei der Stadtverwaltung angemeldet hatte, stellte sich kurz vor und hatte noch einige Regeln für die Mitdemonstranten. Auch der AfD-Kreisverband hatte zu der Demonstration aufgerufen. Laut Informationen der Polizei vor Ort verlief die Kundgebung friedlich.

Der Redner bat darum, rechtsradikale und ausländerfeindliche Parolen zu unterlassen, keine Passanten zu beleidigen oder zu behindern, die Transparente nur auf der Zugstrecke durch die Ebinger City zu benutzen. Das Tragen von Waffen, erwähnte er, sei verboten.

Fotostrecke
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An der Wegstrecke hatten sich auch Gegendemonstranten versammelt.

© Holger Much

Zahlreiche Demonstranten wandten sich am Sonntag gegen die Verwendung der Kreissporthalle als Unterkunft für Flüchtlinge.

© Holger Much

Eindrücke von der Demonstration in Ebingens Innenstadt.

© Pascal Tonnemacher

Eindrücke von der Demonstration in Ebingens Innenstadt.

© Pascal Tonnemacher

Eindrücke von der Demonstration in Ebingens Innenstadt.

© Pascal Tonnemacher

Eindrücke von der Demonstration in Ebingens Innenstadt.

© Pascal Tonnemacher

Eindrücke von der Demonstration in Ebingens Innenstadt.

© Pascal Tonnemacher

Eindrücke von der Demonstration in Ebingens Innenstadt.

© Pascal Tonnemacher

Eindrücke von der Demonstration in Ebingens Innenstadt.

© Pascal Tonnemacher

Eindrücke von der Demonstration in Ebingens Innenstadt.

© Pascal Tonnemacher

Eindrücke von der Demonstration in Ebingens Innenstadt.

© Pascal Tonnemacher

Grund der Demonstration, so stellte der Initiator klar, seien die neuesten Entwicklungen rund um die Kreissporthalle. Dazu, sagte er, habe man die Bürger Albstadts nicht befragt, kritisierte er in Richtung von Landrat Günther-Martin Pauli und Albstadts Oberbürgermeister Roland Tralmer: „Das ist nicht der richtige Weg“.

Anwohner rund um die Kreissporthalle hätten berechtigte Sorgen

Die Kreissporthalle befände sich in der Nähe eines großen Schulzentrums, man wisse, was teilweise mit Mädchen geschehen sei, das dürfe sich nicht wiederholen. Man sei nicht ausländerfeindlich, aber es gäbe Regeln, an die sich alle halten müssten.

Zudem hätten die Anwohner rund um die Kreissporthalle berechtigte Sorgen. Auch die Rednerin nach ihm, die ein „Nein zu dieser Regierung“ forderte, die nur „Inflation, Lügen und Entdeutschung“ gebracht habe, kritisierte, dass offenbar vorwiegend junge Männer kommen sollten.

„Ein bisschen Frieden“ der Sängerin Nicole klang aus Boxen

Der Zug machte sich durch die Ebinger Innenstadt auf, die Marktstaße hoch, an der Kapellkirche vorbei und wieder zurück zum Platz vor dem Ebinger Rathaus. Der Zug wurde von Musik aus Lautsprechern begleitet, darunter auch das Lied „Ein bisschen Frieden“ der Sängerin Nicole.

An der Wegstrecke hatten sich auch Gegendemonstranten versammelt, darunter Mitglieder von Z.U.G. und Grüne. Wieder am Rathaus angekommen, gab es noch verschiedene Wortbeiträge, unter anderem vom AfD-Landtagsabgeordneten Joachim Steyer aus Burladingen.

Doch auch Albstadts Oberbürgermeister Roland Tralmer ergriff das Wort und erläuterte, trotz einiger Zwischenrufe, dass auch er die aktuelle Migrationspolitik definitiv nicht in seinem Sinne sei, dass zudem die Stadt Albstadt überdies weder für die Bundespolitik noch für die Kreissporthalle zuständig sei und dass er sich dafür einsetzen werde, dass dieses Kapitel mit der Kreissporthalle als Unterbringung für Geflüchtete ein möglichst kurzes Kapitel bleibe. Zudem werde er diesbezüglich für Sicherheit sorgen.

Kreissporthalle wird zur Erstunterkunft für Geflüchtete

Die Kreissporthalle wird in den Herbstferien zur Erstunterkunft für Geflüchtete umgebaut. Laut Landrat Günther-Martin Pauli eine nur befristete Lösung bis Frühjahr 2024. Bis zu 100 Geflüchtete sollen in den noch umzugestaltenden Räumen der Kreissporthalle neben der Walther-Groz-Schule unterkommen.

Landrat Günther-Martin Pauli und Albstadts Oberbürgermeister laden kommenden Dienstag, 24. Oktober, 18.30 Uhr, zu einer Bürger-Informationsveranstaltung in die Aula der Walther-Groz-Schule ein.

36 Asylsuchende kommen in Burladingen unter

In der jüngsten Sitzung des Burladinger Gemeinderates ließ Bürgermeister Davide Licht wissen, dass die Stadt nun fündig geworden ist: 36 Asylsuchende könnten demnächst vorläufig in Burladingen untergebracht werden. Wo genau und ab wann, das sagte der Bürgermeister nicht. Nur so viel: Die Öffentlichkeit werde bei gegebener Zeit darüber informiert.

Und: Es handelt sich seinen Ausführungen zufolge um eine „kleinteilige und dezentrale“ Unterbringung. Die Stadt wolle unbedingt vermeiden, dass Hallen in Burladingen als vorläufige Unterbringung genutzt werden, betonte Licht.

Der Landkreis ist auf der dringenden Suche nach Unterkünften für Asylsuchende, die vorläufig eine Bleibe brauchen, um nach spätestens 24 Monaten in die sogenannte Anschlussunterbringung zu ziehen.

Stadtverwaltung machte sich selbst auf die Suche

Im Juli dieses Jahres hatte die Kreisverwaltung das ehemalige Gasthaus Lamm in Killer in Erwägung gezogen. Einige Bürger sowie Fraktionsvorsitzende und Bürgermeister Licht wehrten sich bekanntermaßen vehement dagegen. Der Gemeinderat beschloss folglich im September, dass die Stadtverwaltung sich selbst auf die Suche nach geeigneten Unterkünften machen solle.

Ein ihrer Ansicht nach geeignetes Objekt soll nun offensichtlich gefunden worden sein, nachdem sich die Suche anfangs eher schwierig gestaltete (wir berichteten).

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