Balingen

Lisa Lay aus Frommern wird Militärseelsorgerin: „Kirche hat weiter Relevanz in der Gesellschaft“

05.07.2020

Von Daniel Drach

Lisa Lay aus Frommern wird Militärseelsorgerin: „Kirche hat weiter Relevanz in der Gesellschaft“

© Ulmer/DRS

Lisa Lay aus Frommern...

Im Rahmen eines feierlichen Akts wurde Lay am Samstag im Rottenburger Dom St. Martin nach dreijähriger Ausbildung zum Dienst als Pastoralreferentin beauftragt. Im September tritt die Frommernerin ihre Stelle in der Militärseelsorge bei der Deutsch-Französischen Brigade in Müllheim und dem Eurocorps in Straßburg an.

Lisa Lay blickt auf eine bewegte Lebensgeschichte zurück. Die 33-Jährige hat schon viel erlebt - und so nun ihre Berufung gefunden. Als Militärseelsorgerin will die Frommernerin Soldaten in Lebens- und Glaubensfragen zu beraten. „In der heutigen Zeit ist es wichtig, dass die Kirche nahe bei den Menschen ist und sie im täglichen Leben begleitet“, erklärt Lay ihre Beweggründe. „Ich glaube auch, dass es wichtig ist, Soldaten als Ansprechpartner zu unterstützen. Da hat die Kirche weiter Relevanz in der Gesellschaft.“

Eingebung in den Anden

Die Verbundenheit zur Kirche bekam die Frommernerin in die Wiege gelegt. „Bei uns in der Familie wurde stets nach christlichen Werten gelebt“, erzählt die 33-Jährige, „meine Mutter ist schon seit ich denken kann in verschiedenen Funktionen in der Gemeinde aktiv. Sonntags ging es für mich also mit in den Gottesdienst - so bin ich da reingewachsen.“

Am Dreikönigstag geboren wuchs Lay in Balingen auf, machte dort im Jahr 2006 ihr Abitur. In der Folge absolvierte sie einige Praktika und hatte eigentlich den Wunsch, Journalistin zu werden. Ein mehrmonatiger Freiwilligendienst in einem kleinen peruanischen Andendorf brachte dann den Sinneswandel. Vor Ort war auch ein deutscher Missionar, welcher von der Frommerner Kirchengemeinde finanziell unterstützt wurde. „So kam auch der Kontakt zustande“, berichtet Lay, „er hat mich damals auf die Idee gebracht, Theologie zu studieren.“

Theologie und Politik

Zurück in Deutschland absolvierte sie zunächst noch ein Praktikum im Bundestag in Berlin, ehe sie im Wintersemester 2007 in Tübingen dann tatsächlich ihr Theologie-Studium begann. Nach sieben Jahren beendete Lay dieses. „Ich musste mir während dieser Zeit die Sprachen Latein, Griechisch und Hebräisch aneignen“, schildert die 33-Jährige, „aus meiner Schulzeit habe ich davon nichts mitgebracht.“ Nebenher studierte die Frommernerin auch noch einige Zeit Politikwissenschaften. „Das hat mich interessiert“, erklärt Lay, „da bin ich auch durch mein Elternhaus geprägt. Wir haben oft politische Debatten geführt.“

Die Medien interessieren sie auch

Auch während des Studiums sammelte die Frommernerin weitere Erfahrungen in der Medienbranche - unter anderem beim Radioprogramm „Kirche im SWR“. „Da habe ich aber gemerkt, dass es mich nicht zum Journalismus zieht. Das war mir zu hektisch.“ So trat Lay ein Volontariat beim Herder Verlag in München an - bereits mit dem Schwerpunkt Religion und Spiritualität. „Zwar hatte ich das Gefühl, dass sich meine Fähigkeiten und Interessen dabei gut bündeln, aber irgendwas hat gefehlt“, skizziert die 33-Jährige, „perspektivisch habe ich mich dann umgeschaut.“

Verschiedene Möglichkeiten kamen für Lay in Betracht - letztlich entschied sie sich für die Seelsorge. „Ich habe Freude im Umgang mit Menschen“, erläutert die Frommernerin ihre Entscheidungsfindung, „ich stehe auch privat gerne mit Rat und Tat zur Seite.“ Durch eine Bekannte sei sie dann auf die Möglichkeit gestoßen, diesen Weg bei der Bundeswehr zu gehen, berichtet die 33-Jährige weiter, „also habe ich mich in Berlin beworben und so kam eins zum anderen.“

Zwei Frauen gehen einen ungewöhnlichen Weg

In den vergangenen drei Jahren absolvierte Lay nun ihre Ausbildung; war als Pastoralassistentin in der Gesamtkirchengemeinde Stuttgart-West/Botnang aktiv. „Das Militärbischofsamt arbeitet mit verschiedenen Diözesen zusammen“, erklärt die Frommernerin, „in Deutschland ist die Diözese Rottenburg-Stuttgart eine von dreien, die Militärseelsorger ausbildet. Ich bin, zusammen mit einer Kollegin, die jetzt ebenfalls beauftragt wird, die Erste, die diesen Weg gegangen ist.“

Nun stand am Samstag der feierliche Akt an, bei welchem Lay gemeinsam mit 16 weiteren Nachwuchskräften als Pastoralreferentin beauftragt wurde. „Eigentlich hat dieser Gottesdienst immer Strahlkraft für die gesamte Diözese - mit 1000 Gästen und Stehempfang“, so Lay. In diesem Jahr ist coronabedingt aber alles etwas anders. Nur eine begrenzte Anzahl geladener Gäste durfte in den Dom St. Martin. Allerdings wurde der Gottesdienst in eine weitere Kirche in Rottenburg übertragen; zudem gab es einen Livestream.

Der Abschied steht bevor

„Danach werde ich mich in den drei Gemeinden, in denen ich tätig war, von allen verabschieden“, sagte Lay im Vorfeld der Veranstaltung. Ab September tritt die 33-Jährige dann ihre Stelle in Müllheim an. „Ich freue mich sehr auf meine neue Tätigkeit als Militärseelsorgerin und die vielfältigen Aufgaben, die damit verbunden sind“, führt die Frommernerin aus.

„Ich bin gespannt darauf zu erfahren, wie die Soldaten und ihre Familien leben, an welchen Themen sie beruflich und persönlich dran sind, was sie beschäftigt und hoffe natürlich, eine gute Ansprechpartnerin für sie zu sein und ihnen Angebote machen zu können, die sie bei der Ausübung ihres Dienstes unterstützen.“

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