Albstadt

Kreisräte zornen wegen Mehrkosten für Neubau an Albstadts Berufsschule – Architekt wehrt sich

07.02.2024

Von Klaus Irion

Kreisräte zornen wegen Mehrkosten für Neubau an Albstadts Berufsschule – Architekt wehrt sich

© Dagmar Stuhrmann

Der Anbau der Walther-Groz-Schule in Albstadt wird – neue Tiefgarage inklusive – mindestens 2,5 Millionen Euro teurer als geplant.

Kreisräte zerlegen verbal die Planung für den Erweiterungsbau der Albstädter Walther-Groz-Schule, dem dortigen Berufsschulzentrum. Es geht um jetzt bekannt gewordene Mehrkosten von mindestens 2,5 Millionen Euro. Allein, die Planer konnten sich am Montagabend nicht wehren, die Kreisverwaltung hatte sie nicht zur Sitzung eingeladen. Auf ZAK-Nachfrage äußert sich nun der Architekt zu den Vorwürfen.

Von einer „schlampigen Planung“, sprach Kreisrat Frank Schroft (CDU). Von einer „Katastrophe, die zu bewältigen Statiker und Architekt nicht in der Lage gewesen sind“, sein Fraktionskollege Dr. Heinrich Götz. Und Hubert Schiele (FWV) fragte, „wo war denn der Prüfstatiker?“ Letzterer beließ es aber nicht bei der Kritik an den für den Bau Verantwortlichen, sondern nahm auch die Kreisverwaltung in die Pflicht. „Nur zu sagen, das ist halt jetzt so, ist mir zu wenig.“ Landrat Paulis Replik: „Wenn der Statiker sagt, es muss so sein, hat man einfach keinen Spielraum.“

Kreisräte zornen wegen Mehrkosten für Neubau an Albstadts Berufsschule – Architekt wehrt sich

© Dagmar Stuhrmann

Ein großer Teil der Mehrkosten liegt unter der Erde.

Selbst konnte der Statiker dies am Montagabend nicht erläutern. Er war zur Sitzung des Finanz- und Verwaltungsausschusses des Kreistags ebenso wenig eingeladen wie Vertreter des Architekturbüros. Warum nicht? Die Antwort von Landratsamtssprecher Steffen Maier: „Die Themen in den Sitzungen werden in der Regel von den jeweiligen Dezernenten beziehungsweise Amtsleitern vorgestellt.“ Hin und wieder würden ergänzend dazu Planer oder Architekten eingeladen. „Dies wurde aber bisher nicht als grundsätzliches Erfordernis angesehen.“

Und so oblag es am Montagabend der Kreisdezernentin für Verkehr und Kreisimmobilien, Catharina Pawlowskij, die millionenschwere Verteuerung des Anbaus für die Albstädter Walther-Groz-Schule zu erklären. Sekundiert von Landrat Günther-Martin Pauli, der den Kreisräten noch mit auf den Weg gab, dass der Baubeschluss im Jahr 2020 noch im Zuständigkeitsbereich von Pawlowskijs Amtsvorgänger gefallen sei.

„Kein Goldstandard“

Eine der wichtigen Fragen, die die Kreisverwaltung mit dem Kreistag und den Planungsbüros seinerzeit zu klären hatten, war, ob die bestehende Tiefgarage saniert oder doch abgerissen wird. Damals ging man von vergleichbaren Kosten aus, sodass einem Tiefgaragen-Neubau der Vorzug gegeben wurde. Heute weiß man, „dass hierfür viel mehr Stahl verbaut werden muss als ursprünglich vorgesehen war“. Auf diesen teuren Umstand verwies die Kreisdezernentin mehrfach. Versprach aber auch, auf Hinweis aus den Reihen der Kreisräte, dass man bei den Außenanlagen und bei der Möblierung des Gebäudes „keinen Goldstandard“ (wie CDU-Kreisrat Lambert Maute es formuliert hatte) anwenden werde.

Geplant wird der Walther-Groz-Schule-Anbau vom Stuttgarter Architekturbüro „Plan forward“. Geschäftsführer Thomas Wadl verweist im Gespräch mit dem ZOLLERN-ALB-KURIER darauf, „dass die Liste der zu erbringenden Arbeiten und die entsprechenden Budgets gemeinsam aufgestellt wurden“. So sei beispielsweise die Einrichtung und Ausstattung des Gebäudes seinerzeit noch gar nicht Bestandteil des Budgets gewesen. Dieser Posten ist nun mit 400.000 Euro veranschlagt.

Der Stahl wiegt auch finanziell schwer

Auch dass bei den Erdarbeiten wesentlich mehr belastetes Aushubmaterial habe entsorgt werden müssen, „ist nicht vorhersehbar gewesen“, so Wadl. Die Erd- und Rohbauarbeiten sind dann auch mit knapp 600.000 Euro der größte Posten bei den Mehrkosten. Das bereits angesprochene Mehr an Stahl schlägt mit über 300.000 Euro zubuche.

Man dürfe auch nicht vergessen, dass die Kostenaufstellung im Dezember 2019 erfolgt sei, „viele Vergaben aber erst im Jahr 2022 erfolgten, also in der absoluten Hochphase des Baubooms“. Auch das habe zu weiteren Kostensteigerungen geführt. „Wenn man das alles zusammennimmt, sind wir aus meiner Sicht gar nicht so weit weg von dem, was heutzutage bei Projekten dieser Größenordnung an Mehrkosten zu erwarten ist“, resümiert Wadl.

„Wir müssen vor Gericht ziehen“

„Es wäre natürlich immer schön, wenn man die Mehrkosten schon vorher wüsste“, hatte Dr. Dietmar Foth (FDP) in der montäglichen Sitzung auf ein quasi unlösbares Problem hingewiesen. Sein Kreisratskollege Maute will es in diesem speziellen Fall dennoch gelöst wissen. Allerdings nicht im Kreistag. „Wir müssen vor Gericht ziehen.“

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