Das Leben von Franz Müller war ein Leben für das Unternehmen und die Familie, die oft auf ihren Vater verzichten musste. Als zweitältester Sohn der Eheleute Karl und Luzia Müller am 11. August 1933 geboren, wuchs Franz, ebenso wie sein älterer Bruder Julius und der Jüngste der Familie, Karl, in einer Familie auf, in der der Betrieb an erster Stelle stand. Die kleine Näherei, die seine Eltern 1927 gegründet hatten, wuchs stetig und jede Hand wurde gebraucht.

Alle Kinder gehen in die Firma

So durfte Franz Müller zwar noch seinen Traumberuf Mechaniker mit der Zusatzausbildung Großwaagenmonteur bei Bizerba lernen und auch fünf Jahre ausüben, dann aber beorderte ihn sein Vater im Jahr 1956 in den Familienbetrieb, wo sein Bruder Julius Müller bereits als Kaufmann mitarbeitete und Karl, der Schneider lernte, sich ebenfalls auf den Einstieg vorbereitete.

Franz Müller, der sich außerdem eine zusätzliche Qualifikation bei Pfaff als Nähmaschinenmechaniker erworben hatte, arbeitete in Geislingen im Stammhaus mit, wo er gebraucht wurde.

Brüder bringen Betrieb nach vorne

Mit demselben Fleiß, wie sie ihn bei ihren Eltern erfahren hatten, und einem geschickten Händchen in allen unternehmerischen Fragen bauten die drei Brüder den Familienbetrieb weiter aus. Neben dem Stammsitz in Geislingen wurden weitere Modehäuser in Gundelsheim und in Villingen-Schwenningen eröffnet. Franz Müller wurde 1976 Chef im Schwenninger Haus mit rund 30 Mitarbeitenden. Auch privat war das Trio eng verbunden. Die Brüder bauten ihre Eigenheime in ihrer Heimatstadt Zaun an Zaun.

Vater von drei Kindern

Im Jahr 1958 heiratete Franz Müller seine Ehefrau Maria Schmid. Die Kinder Heidi, Gabi und Rainer wurden 1959, 1961 und 1965 geboren. Maria Müller war es, die sich überwiegend um die Kinder und den Haushalt kümmerte. Ihr Mann nahm sich abends und am Wochenende Zeit für seine Familie.

Sein Sohn Rainer, der mit seinen Cousins die Betriebsnachfolge in dritter Generation angetreten hat, arbeitete 15 Jahre in Schwenningen und erinnert sich noch daran, dass Kleider Müller an diesem Standort die ersten Jahre konkurrenzlos war. Ebenso erzählt er, dass sein Vater beim Angeln ausspannen konnte. Dafür stand er um fünf Uhr auf, fuhr an den Schömberger Stausee und dann ins Geschäft.

Er war der Handwerker in der Familie

Aufgrund seiner Ausbildung als Nähmaschinenmechaniker war Franz Müller der Handwerker in der Familiendynastie. „Er konnte alles reparieren und war in allen Häusern gefragt“, sagt sein Sohn. Das machte ihm Freude. Ebenso hatte der Geislinger ein Faible für Nähmaschinen. Er richtete sich im Laufe der Jahre ein kleines Museum in seinem Wohnhaus ein.

Fast 40 Jahre lang war Franz Müller aber vor allem ein guter Verkäufer und gerechter Chef für seine Mitarbeitenden. Nach dem Tod seiner Frau Maria im Jahr 2006 war die Arbeit willkommene Abwechslung, um der Stille daheim zu entfliehen. Umso mehr freute er sich, wenn ihn die vier Enkelinnen besuchten.

Er war gesellig und humorvoll

Franz Müller war in seinem Arbeitsleben nicht nur ein fleißiger, bodenständiger und sparsamer Mensch, er war privat auch ein geselliger, optimistischer und humorvoller Zeitgenosse, der zahlreichen Vereinen angehörte, immer montags mit Freunden Karten spielte und im Musikverein Fagott spielte. Und natürlich verpasste der Ur-Geislinger selten ein Jahrgängertreffen.

Nachfolge ist geregelt

Seine Arbeitsmoral und seine positive Lebenseinstellung hat Franz Müller an seine Kinder weitergegeben. Er war stolz, dass er und seine beiden Brüder die Firmennachfolge geregelt haben und von ihren insgesamt neun Nachkommen acht im Betrieb sind, davon fünf in der Geschäftsleitung.

Nach dem Rückzug aus dem aktiven Berufsleben im Jahr 2015 führte Franz Müller ein zurückgezogenes, bescheidenes Leben im eigenen Haus. Dort ist er nach über fünfjähriger schwerer Krankheit am vergangenen Sonntag im Kreise seiner Familie gestorben und folgt seinem 2011 verstorbenen Bruder Julius nach. Ihr beider Bruder Karl hilft mit 84 Jahren noch immer im Geschäft aus.