Weilen unter den Rinnen

Kein Open Air und kein Wasenfest in diesem Jahr in Weilen – Fans hoffen auf Neuauflage 2025

05.03.2024

Von Daniel Seeburger

Kein Open Air und kein Wasenfest in diesem Jahr in Weilen – Fans hoffen auf Neuauflage 2025

© Daniel Seeburger

Macht mindestens ein Jahr Festivalpause: Wasenstuben-Wirt Karl-Heinz Koch.

Das Wasenfest in Weilen wird in diesem Jahr nicht stattfinden. Ebenso wenig das Open Air der Volksmusik. Wasenwirt Karl-Heinz Koch bestätigt unserer Zeitung auf Nachfrage, dass es die beliebten Veranstaltungen 2024 nicht geben wird. Die Fans dürfen aber hoffen.

Was ist das Obere Schlichemtal ohne das Open Air der Volksmusik? Auf jeden Fall um ein kulturelles Highlight ärmer. Wo im vergangenen August noch die Kultband „Die Höhner“ aus Köln ihr „Viva Colonia“ schmetterten und Anita Hofmann die Schlagerfans begeisterte, herrscht in diesem Jahr Stille. Nach 31 Jahren ist vorerst Schluss mit grandioser Volksmusik und schmissigen Partyweisen am Weilener Wasen. Macher Karl-Heinz Koch will nicht mehr.

Auch Kesselfleischessen mit Musik fällt aus

Nochmal um zehn Jahre älter ist das Wasenfest. Im vergangenen Jahr fand es zum 41. Mal auf dem Festivalgelände bei der Weilener Wasenstube statt. Quasi als Opener für das Open Air strömten an einem Sonntag im August tausende Besucher nach Weilen, ließen sich Schnitzel munden und schunkelten zu zünftiger Blasmusik. In diesem Jahr: Fehlanzeige. Auch das Kesselfleischessen findet nicht statt.

Keine guten Nachrichten für die zahlreichen Daheimgebliebenen, die es in den Handwerkerferien zuhause krachen lassen wollten. Es gibt sogar treue Wasenbesucher, die ihren Urlaub erst buchen, wenn sie wissen, wann Wasenfest und Open Air stattfinden.

„Es ist mein Lebenswerk“

Es fällt Karl-Heinz Koch schwer, einen vorläufigen Schlusspunkt zu setzen. „Es ist mein Lebenswerk“, stellt er im Gespräch mit unserer Zeitung fest. „Es ist schade, wenn es auch jedes Jahr eine Herausforderung für mich und mein Team war“, so Koch. Ob dieser Schlusspunkt aber für immer sein wird, ist noch ungewiss. „Was 2025 sein wird, steht noch in den Sternen“, sagt der Gastwirt und lächelt, „jetzt pausieren wir ein Jahr und dann sieht man weiter.“ Also vielleicht eine Neuauflage im nächsten Jahr? Das will Koch nicht ausschließen. Doch in diesem Jahr bleibt das Festivalgelände geschlossen.

Kein Open Air und kein Wasenfest in diesem Jahr in Weilen – Fans hoffen auf Neuauflage 2025

© Wolfgang Renz

Gute Freunde: Wasenwirt und Sänger Karl-Heinz Koch und Anita Hofmann beim Open Air im vergangenen Jahr.

Nach den Gründen für den Rückzug gefragt, hält sich der Festivalmacher bedeckt. Klar aber ist, dass das Verhältnis zur Gemeindeverwaltung und zur Landkreisverwaltung seit letztem Sommer nicht mehr das beste ist. Durch die Umleitung wegen des Baus des Kreisverkehrs zwischen Schömberg und Ratshausen wurde der Verkehr durch Weilen geleitet und die Geschwindigkeit auf 30 Stundenkilometer gedrosselt. Das Parken an der Ortsdurchfahrt wurde von der Kreisbehörde untersagt. Und zwar auf beiden Seiten. Das hatte Folgen für Wasenfest und Open Air, die Parkplätze wurden knapp.

Parkplatzproblematik im vergangenen Jahr

Die Ausweisung von Parkplätzen sei die Sache des Veranstalters, hieß es damals lapidar aus dem Gemeinderat. Besonders bitter für den Gastronomen: Ihm standen nicht nur weniger Parkplätze zur Verfügung, er musste die Kosten für das Aufstellen der Halteverbotsschilder auch noch selbst tragen. Noch heute ist Karl-Heinz Koch wütend über die Form der Bürokratie. Einen vierstelligen Betrag hat er deswegen ans Landratsamt überweisen müssen. Man müsse diesen Betrag einfach mal den wenigen Personen gegenüberstellen, die das Open Air auf die Beine stellen, sagt er.

Nichtsdestotrotz war der Wasen beim Auftritt der Höhner rappelvoll. Die Menschen tanzten, sangen und feierten – und Karl-Heinz Koch kündigte erstmals an, dass es fortan kein Open Air mehr geben sollte. So richtig glauben wollte es ihm damals keiner, denn jeder wusste, wie sehr Koch dieses Open Air liebt, wie sehr er an der Musik hängt. Dass es auch das Wasenfest und Kesselfleischessen betrifft, schien damals noch unmöglich.

Seit 23 Jahren ehrenamtlich für krebskranke Kinder unterwegs

Eine Sache allerdings wird Karl-Heinz Koch weiterführen. Der „singende Wasenwirt“ oder „Schwarzwurstbaron“, wie der 67-jährige Gastwirt und Metzgermeister von seinen Fans liebevoll genannt wird, sammelt seit nunmehr 23 Jahren ehrenamtlich Spenden für krebskranke Kinder. Rund 500.000 Euro hat er bei seinen Auftritten für das „Olgäle“ in Stuttgart eingesammelt. Das ist eine Arbeit, die ihm am Herzen liegt. Hier macht er keine Kompromisse. Wenn er in die Augen der Kinder sieht, weiß er, dass man hier einfach helfen muss.

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