Meßstetten

In guten wie in schlechten Zeiten: Acht Freunde überraschen Tieringer mit Rollstuhlfahrrad

23.05.2023

Von Tanja Gerstenecker, Von Janine Lehleiter

In guten wie in schlechten Zeiten: Acht Freunde überraschen Tieringer mit Rollstuhlfahrrad

© Tanja Gerstenecker

Üben schon fleißig für den ersten gemeinsamen Gruppenausflug: Robert Koch (links) und sein Freund Alfred Dinser.

Eine besondere Überraschung von seinen Freunden erhielt der Tieringer Robert Koch zum Vatertag: Ein dreirädriges Fahrrad, das sich auch zu einem Rollstuhl umfunktionieren lässt. So können die „Heufarmer“, wie sich die Freunde selbst nennen, endlich wieder durchstarten und gemeinsam die Gegend erkunden – wie sie es schon immer taten.

Seit seiner Konfirmationszeit ist der 76-Jährige Robert Koch mit Alfred Dinser, Hans und Richard Eppler, Dieter Hofmann, Christoph Larsén-Mattes, Robert Lohner, Erich Merz sowie Günter Münzing befreundet. „Die Freundschaft hält seit der Schule. Das gibt es nicht überall und das ist etwas Besonderes“, findet Alfred Dinser.

Nach ihrer Konfirmation legten die neun, damals noch sehr jungen Männer etwas Geld zusammen und finanzierten damit ihr erstes gemeinsames Fest. Dies war der Beginn ihrer gemeinsamen Freizeitaktivitäten.

„Freundschaftskasse“ für Unternehmungen

Auch danach finanzierten sie auf diese Weise ihre regelmäßigen Treffen. Früher mähten sie zusätzlich noch Wiesen, verkauften im Winter das Heu und gaben den Erlös in ihre „Freundschaftskasse“. Dies brachte ihnen den Gruppennamen „Heufarmer“ ein.

Auch nach mehreren Jahrzehnten treffen sie sich noch und unternehmen gemeinsam Fahrradtouren, besuchen ein Weinseminar oder feiern zusammen Christi Himmelfahrt – den Vatertag – und Silvester.

Drei Schlaganfälle veränderten alles

Doch dann folgt eine Reihe an Schicksalsschlägen: Robert Koch erlitt schon drei Schlaganfälle. „Nach den ersten beiden Schlaganfällen war es noch nicht so schlimm. Das mit der Sprache hatte man da wieder hinbekommen – er hat dann halt Hochdeutsch und keinen Dialekt mehr gesprochen“, erzählt sein Freund Alfred Dinser.

„Der letzte Schlaganfall war vor drei oder vier Jahren. Seitdem ist er sehr schlecht dran“, fügt er hinzu. Robert Koch müsse nun von seiner Ehefrau Marina voll gepflegt werden. Der 76-Jährige könne nicht mehr sprechen, ja, sich gar nicht mehr äußern und sei außerdem rechts leicht gelähmt, wie Alfred Dinser es schildert.

Wahre Freundschaft

Seine Freunde stehen Robert Koch aber weiterhin zur Seite – eben in guten wie in schlechten Zeiten. „Das ist für uns schon schlimm, aber wir versuchen seine Frau so gut wie möglich zu unterstützen. Er hat einen Elektrorollstuhl und wir laufen auch immer wieder mit ihm“, so Alfred Dinser. Doch das allein war den acht Männern auf Dauer nicht genug Unterstützung für ihren Freund.

Ein Fernsehbeitrag inspirierte

Damit Robert Koch trotz seiner Schlaganfälle an ihren Aktivitäten weiter teilnehmen kann, engagierten sich seine Freunde für ein dreirädriges Fahrrad. „Das war meine Idee. Ich habe mal etwas im Fernsehen gesehen. Da hat ein Altersheim eine Rikscha gekauft und es gibt Ehrenamtliche, die damit fahren, um die Leute ein bisschen rauszubringen, damit sie nicht nur die Decke in ihrem eigenen Zimmer sehen“, so Alfred Dinser.

In guten wie in schlechten Zeiten: Acht Freunde überraschen Tieringer mit Rollstuhlfahrrad

© Tanja Gerstenecker

Die Freunde, Sponsorinnen und Sponsoren sowie Robert Kochs Ehefrau Marina (Zweite von rechts) freuen sich mit ihm über das neue Transportmittel.

„Ich dachte mir: Das könnte auch für den Robert was sein“, fügt er hinzu. Doch eine Rikscha kam laut Alfred Dinser nicht infrage, da Robert Koch einen Kran bräuchte, um in das Gefährt einzusteigen und auch um wieder herauszukommen. Also musste etwas anderes her.

Rollstuhl und Fahrrad zugleich

Dass die Firma aus Holland, die auch die Rikscha aus dem Fernsehbeitrag produzierte, auch andere Modelle im Repertoire hat, war wohl ein Glücksfall. Die Wahl fiel so auf ein dreirädriges Rollstuhlfahrrad. Dieses kann, durch Abkopplung des Fahrrads, zu einem Rollstuhl umfunktioniert werden.

Die Doppelfunktion ermöglicht gemeinsame Fahrradtouren und eine anschließende problemlose Einkehr in einer Gaststätte. Dank einer großzügigen Spende der Firmen Interstuhl und Mattes & Ammann, welche das „Dreirad“ sponserten, können die „Heufarmer“ nun wieder gemeinsam durchstarten.

Schon erste Pläne gemacht

Und das stehe laut Alfred Dinser auch schon ganz oben auf der gemeinsamen Agenda: „Lange Touren können wir damit natürlich nicht machen. Aber kleinere in der näheren Umgebung. Zum Beispiel zur Gaststätte Glöckle auf dem Geyerbad. Das sind fünf bis sechs Kilometer. Das haben wir fest eingeplant.“

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