Albstadt

Frauenselbsthilfe Krebs ist seit mehr als 40 Jahren Anlaufstelle in Albstadt und Balingen

13.04.2023

Von Dagmar Stuhrmann

Frauenselbsthilfe Krebs ist seit mehr als 40 Jahren Anlaufstelle in Albstadt und Balingen

© Privat

Kleinere Wanderungen und Spaziergänge gehören zum Gruppenprogramm: Seit 15 Jahren wird die Frauenselbsthilfe Krebs von Sabine Buck (Vierte von links) geleitet.

Über Sorgen und Ängste reden – und trotzdem sollte man das Lachen nicht vergessen: Darum geht es bei der Arbeit der Frauenselbsthilfe Krebs, Gruppe Albstadt, Balingen und Umgebung. Sportliche Aktivitäten und Vorträge stehen auf dem Programm. Doch die Selbsthilfegruppe hat noch viel mehr zu bieten.

„Mutig, bunt, aktiv“ – das ist das Motto der Frauenselbsthilfe Krebs, Gruppe Albstadt, Balingen und Umgebung. Die Gruppe, die 1981 von Dagmar Metzl gegründet wurde, wird seit 15 Jahren von Sabine Buck geleitet. Und zwar mit viel Herzblut: „Die Gruppe ist für mich wie meine Familie“, sagt sie. Die 64-Jährige steckt viel Zeit und Kraft in diese Aufgabe. Sie ist ihr wichtig, denn sie weiß ganz genau, wie man sich fühlt, wenn man die Diagnose Krebs erhalten hat.

Reden ist wichtig

In der Gruppe könne jeder mit jedem über alle möglichen Themen sprechen, sagt sie. Ganz so, wie es für die Gruppenmitglieder passt. Es müsse beileibe nicht immer um Krebs gehen. Aber manchmal sei es eben auch wichtig, dass man über die Krankheit sprechen könne.

Nicht allein mit Sorgen und Ängsten

„Ich war damals so froh, dass ich im Krankenhaus eine Frau kennengelernt habe, die einen ganz ähnlichen Befund hatte wie ich“, erinnert sich Sabine Buck, „und dass ich mich mit ihr über alles, was einen in der Situation beschäftigt, unterhalten konnte.“ Das habe ihr sehr geholfen. „Es tut gut, wenn man sich mit jemandem austauschen kann, der dasselbe erlebt hat wie man selbst – man fühlt sich dann mit seinen Sorgen und Ängsten einfach weniger allein gelassen.“

Frauenselbsthilfe Krebs ist seit mehr als 40 Jahren Anlaufstelle in Albstadt und Balingen

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In der Gruppe ist man nicht allein mit seinen Sorgen und Ängsten: Die Frauenselbsthilfe Krebs setzt auf Austausch und gemeinsame Unternehmungen.

Genau dieser Ansatz ist die Grundlage dessen, was sich die Frauenselbsthilfe Krebs auf die Fahnen geschrieben hat. Die Gruppe will Betroffenen seelische Unterstützung geben, will ihnen helfen, die Angst vor weiteren Behandlungen zu überwinden und will Hoffnung vermitteln. Erkrankte sollen aus der Isolation herausgeholt werden, sie sollen die Möglichkeit bekommen, miteinander ins Gespräch zu kommen, sich gegenseitig zu stützen und auch einfach nur bei verschiedenen Aktivitäten Spaß zu haben.

Sport gehört zum Gruppenalltag

Mit den sportlichen Aktivitäten verbunden ist natürlich ein gesundheitlicher Nutzen. Ob beim Wandern, Spazierengehen, bei der Wassergymnastik und beim Tanzen – die Widerstandskraft wird auf jeden Fall gefestigt. Die Gruppenmitglieder sollen aber auch relevante medizinische Informationen erhalten. So lädt die Gruppe zu Vorträgen von Fachleuten über Themen wie soziale Hilfen, Versicherungs- und Schwerbehindertenrecht, Ernährungsberatung und ähnliches ein.

Aufgaben werden verteilt

„Jede macht das, was sie möchte, in dem Umfang, wie sie es kann“, beschreibt Sabine Buck die Aufgabenverteilung in der Gruppe. Zu tun gibt es genug. Die Treffen und Aktivitäten müssen vorbereitet werden. Aber auch beispielsweise Besuche bei Neuerkrankten im Krankenhaus oder in der Tagesklinik sind zu organisieren. Zur Gruppe gesellen sich öfters auch einige Männer hinzu. Meist sind es die Partner der weiblichen Gruppenmitglieder. Für Neulinge, die nicht gleich in die Gruppe kommen möchten, bietet Sabine Buck Einzelgespräche in ihrem „Heisle“ – das ist ihr Gartenhäuschen – an, für die man sich aber anmelden muss.

Zum ersten Treffen kamen 10 Teilnehmerinnen

Die Anfänge waren klein: Zum ersten Treffen im Mai 1981 im Gemeindehaus Spitalhof kamen 10 Teilnehmerinnen. „In jener Zeit war die Unsicherheit groß“, sagt Sabine Buck. „Man ging noch nicht so offen mit der Erkrankung um.“ Manche hätten sogar gedacht, Krebs sei ansteckend. Und die Krankheit wurde als Todesurteil angesehen, was den Umgang damit schwer machte.

Frauenselbsthilfe Krebs ist seit mehr als 40 Jahren Anlaufstelle in Albstadt und Balingen

© Privat

Tanzen bringt Farbe in den Alltag: Die Frauenselbsthilfe probt für die Auftritte bei der Gartenschau in Balingen.

Schon zwei Jahre später war die Gruppe auf 60 Mitglieder angewachsen. Vor Corona waren es über 100 Mitglieder. Aktuell sind es rund 70. Zu den Gruppennachmittagen im Heilig-Kreuz-Zentrum kommen jeweils zwischen 30 und 40 Teilnehmerinnen. Vor zwei Jahren feierte die Albstädter Frauenselbsthilfegruppe ihr 40-jähriges Bestehen. Eine große Feier gab es pandemiebedingt nicht.

Zusammenhalt ist groß

Apropos Pandemie: Der Zusammenhalt in der Gruppe, sagt Sabine Buck, sei nach wie vor groß, auch wenn es nach dem Ende der Corona-Beschränkungen kleinere Anlaufschwierigkeiten gegeben habe. Trotz aller Einschränkungen hat die Gruppe es geschafft, miteinander in Kontakt zu bleiben. „Telefon und vor allem WhatsApp waren ganz wichtig“, sagt Sabine Buck. Das habe viel geholfen.

Vierköpfiges Leitungsteam

Zum vierköpfigen Leitungsteam um Sabine Buck gehören auch Cornelia Arnold, Silke Schröer und Renate Schmid. „Es ist das A & O, dass man ein Team um sich herum hat“, meint Sabine Buck. Allein sei die Leitung der Gruppe nicht zu stemmen.

Zwölf Jahre lang war zuvor Christine Lorch, die sie seinerzeit im Krankenhaus kennengelernt hatte, Sabine Bucks Stellvertreterin. „Sie ist mit mir durch dick und dünn gegangen und ist mir immer zur Seite gestanden“, sagt Sabine Buck.

Es wird auch viel gelacht

Trotz erlebtem Leid werde in der Gruppe viel gelacht, erzählt Sabine Buck. Durch das jahrelange Zusammenwirken herrsche eine gute Atmosphäre. Gruppennachmittage, Lauftreffs – „bewegen und reden“ im Wechsel freitags und samstags –, Wassergymnastik, Ausflüge und die Tanzgruppe, die Bewegung und Farbe in die Veranstaltungen bringt, prägen das Gruppenleben. „Bei den Lauftreffs ist immer eine Einkehr dabei“, sagt Sabine Buck. „Das hat uns in der Corona-Zeit sehr gefehlt.“

Tanzgruppe übt für Auftritt

Die Tanzgruppe wird im Übrigen bei der Gartenschau in Balingen auftreten. Dafür werden unter der Leitung von Annerose Maute seit Wochen vier Tänze einstudiert.

Früher gab es auch Bazare. Doch im Jahr 2018 hat das Leitungsteam entschieden, keinen Bazar mehr zu machen.

Engagement ist gleichbleibend groß

Da sich die Gruppe Balingen schon vor einigen Jahren aufgelöst hat, lädt die Gruppe auch die Betroffenen aus dem Balinger Raum ein. Die Frauenselbsthilfe nach Krebs hat 2020 ihren Namen geändert und heißt nun Frauenselbsthilfe Krebs, Gruppe Albstadt, Balingen und Umgebung. Das Engagement ist ungebrochen, erläutert Sabine Buck, die sich immer wieder in ihrer Arbeit bestärkt sieht. „Vor allem, wenn man einem schwerkranken Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann.“

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