Meßstetten

Im Meßstetter Ankunftszentrum Ukraine gibt es gleich zwei Weihnachtsfeste für die Bewohner

26.12.2022

von Pressemitteilung

Im Meßstetter Ankunftszentrum Ukraine gibt es gleich zwei Weihnachtsfeste für die Bewohner

© Rüdiger Wysotzki

Bescherung macht immer Freude.

Weihnachten wird im Meßstetter Ankunftszentrum Ukraine gleich zweimal gefeiert – ähnlich wie das Osterfest. Das hängt mit der Religionszugehörigkeit der Bewohner zusammen. Für das Team des Zollernalbkreises stehen dabei die gut 200 Kinder und Jugendlichen im Mittelpunkt.

Die Mehrheit der rund 42 Millionen Einwohner der Ukraine sind Christen. Rund 75 Prozent gehören den orthodoxen Kirchen an. Dort wird Weihnachten nicht vom 24. bis 26. Dezember gefeiert, sondern erst am deutschen Dreikönigstag, dem 6. Januar. Das hat einen historischen Hintergrund. Weiter heißt es dazu in einer Pressemitteilung des Landratsamtes:

Ursächlich ist der julianische Kalender

Die kirchlichen Feiertage hängen in den orthodoxen Kirchen vom julianischen Kalender ab. Dieser rückt das Datum des Heiligen Abends um knapp zwei Wochen nach hinten. Die ukrainischen Protestanten und Katholiken feiern ab dem 24. Dezember. In der Ukraine gehört der 25. Dezember sogar zu den gesetzlichen Feiertagen. Die Bewohner des Ankunftszentrums feiern dementsprechend ebenfalls zu beiden Terminen.

Für alle stellen die Festtage gleichermaßen eine große Herausforderung dar. Die knapp 430 Geflüchteten verbringen die Feiertage in Meßstetten, fern ihrer Heimat, in der seit zehn Monaten Krieg herrscht. Rund 340 von ihnen sind in der vorläufigen Unterbringung des Landkreises untergebracht.

Im Meßstetter Ankunftszentrum Ukraine gibt es gleich zwei Weihnachtsfeste für die Bewohner

© Rüdiger Wysotzki

Mit ihren besonderen Traditionen feierten die Bewohner des Ankunftszentrums Ukraine in Meßstetten das Weihnachtsfest, das allerdings, je nach Religion, noch bis zum 6. Januar anhält.

Grund genug für das Team des Zollernalbkreises, den Bewohnern eine Freude zu bereiten und dem Alltag im Ankunftszentrum etwas Glanz zu verleihen. Denn was Weihnachten in Deutschland und der Ukraine verbindet: Beide Feste stehen im Zeichen von Musik, Familie und Kinder. „Hier knüpfen wir an“, erzählt Öffentlichkeitsreferentin Katja Weiger-Schick.

Viele Aktionen schon vor Weihnachten

Vor einigen Tagen gab es für die Bewohner des Ankunftszentrums beispielsweise ein Gospelkonzert mit dem Chor „Rejoice“. Diese Veranstaltung hatte Ehrenamtskoordinatorin Greta Pfister organisiert. Die Jusos Zollernalb indes kamen zu einer besonderen Bastelstunde: Sie verzierten mit den Kindern der Kinderbetreuung köstlich duftende Lebkuchenhäuser. Der Nikolaus verteilte immer wieder Süßigkeiten, Obst und Nüsse. Damit hatten ihn die Aktiven des Musikvereins Obernheim und Landrat Günther-Martin Pauli versorgt.

Adventsfest des Landkreises

Rund 70 Kinder kamen zum Adventsfest, welches das Team des Zollernalbkreises und des Dienstleisters ORS gemeinsam organisiert hatten. Die Kinder sorgten dabei mit ihrem Erzieher-Team, Musiklehrerin Britta Neher und Keyboarder Paul für ein kleines Programm aus Musik und Tanz: Sie hatten sogar deutsche Klassiker wie „Schneeflöckchen, Weißröckchen“ einstudiert. Ukrainische Gedichte komplettierten das Repertoire.

Um das leibliche Wohl von Kindern und Eltern hatten sich fleißige Kuchenbäckerinnen aus dem gesamten Zollernalbkreis mit traditionellen Weihnachtsplätzchen, Lebkuchen, Muffins, Kuchen und Hefezopf gekümmert. Dazu schmeckte eine Tasse Kinderpunsch.

Im Meßstetter Ankunftszentrum Ukraine gibt es gleich zwei Weihnachtsfeste für die Bewohner

© Rüdiger Wysotzki

Große Geschenke und viele Teddybären unter dem Christbaum.

Bei der Bescherung – diese beginnt in vielen ukrainischen Familien schon in den Tagen vor den eigentlichen Festtagen – gab es im Ankunftszentrum Geschenke für die Kinder und Jugendlichen. Diese hatten die Berta-Benz-Schule Sigmaringen sowie die Langwiesenschule Engstlatt und die Grundschule Schmiden nach Meßstetten geschickt. „Wir hatten beim Abholen Tränen in den Augen“, zeigt sich Katja Weiger-Schick gerührt, „so viele herzzerreißende, kleine Botschaften an die ukrainischen Kinder, so viele liebevoll gestalteten Geschenke.“

Günther-Martin Pauli zeigt sich tief beeindruckt: „Wir sind immer wieder von der immensen Hilfsbereitschaft in unserem Zollernalbkreis überwältigt. Hierfür möchte ich ausdrücklich danken.“

Welche Weihnachtsbräuche gibt es in der Ukraine?

In diesen Tagen dreht sich im Ankunftszentrum Ukraine Meßstetten alles um Bräuche und Feste zwischen den Jahren, zwischen Weihnachten und Neujahr. Valentyna Shyroka, eine Bewohnerin der Erstaufnahme, berichtet gern von den traditionellen Gepflogenheiten. Beispielsweise werde immer ein Gedeck mehr als nötig aufgelegt – um den verstorbenen Angehörigen Platz ihren Platz in der Familie zu gewähren.

Auch Knoblauch gehört zu Weihnachten

Etwas Heu unter dem Tisch erinnert an Jesu Geburt im Stall. Zudem wird im Festzimmer häufig ein sogenannter „Diduch“ aufgestellt: ein Bund aus Ähren, der im Getreideland Ukraine für eine reiche Ernte sorgen soll. Viele Familien legen außerdem Walnüsse und Knoblauch aus. Beides soll Gesundheit und Kraft bringen.

Am Heiligen Abend selbst gibt es in vielen Häusern die traditionellen „Zwölf Fastenspeisen“: Krapfen, die Teigtaschen „Wareniki“, „Borschtsch“, die klassische, gehaltvolle Suppe aus Roter Beete und Weißkraut, oder „Kutja“, einen gehaltvollen süßen Brei aus gekochten Weizenkörnern, Walnüssen, Honig, Mohnsamen und Rosinen. Viele Kinder in der Ukraine kennen das Märchen der Weihnachtsspinne. Diese versah den ungeschmückten Weihnachtsbaum einer armen Familie mit wunderschönen, prächtig glitzernden Spinnweben. Auf diese Sage soll der Brauch des heutigen Lamettas zurückgehen.

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