Balingen

„Ich träume sogar auf Kölsch“: BAP-Frontmann Niedecken spricht über Auftritt in Balingen

15.07.2022

Von Jasmin Alber

„Ich träume sogar auf Kölsch“: BAP-Frontmann Niedecken spricht über Auftritt in Balingen

© Tina Niedecken

Wolfgang Niedecken (stehend, Dritter von rechts), Frontmann von BAP, spricht im ZAK-Interview über den Auftritt in Balingen.

Seit über vier Jahrzehnten ist BAP als Band unterwegs. Mit „Verdamp lang‘ her“ gelang den Kölner Rockern der Durchbruch, unzählige weitere Hits kamen hinzu. „Alles fließt“ ist das 18. Studioalbum der Kölner Rockband, das 2020 erschienen ist. Werke daraus werden beim Open Air in Balingen zu hören sein – aber nicht nur. Im ZAK-Interview spricht Sänger Wolfgang Niedecken über die Corona-Zwangspause, wie es ist, wieder live zu spielen, worauf sich das Balinger Publikum beim Auftritt am 21. Juli auf dem Marktplatz freuen darf und welche Gemeinsamkeiten für ihn persönlich Schwäbisch und Kölsch haben.

BAP ist mehr als Musik, die Kölner Band ist Kult. Am Donnerstag, 21. Juli, ist sie auf dem Balinger Marktplatz zu erleben. Frontmann Wolfgang Niedecken gibt im Interview vorab Einblicke, was das Publikum erwartet.

Man kann es nicht wirklich ausklammern. Die Corona-Pandemie hat die vergangenen zwei Jahre Live-Konzerte unmöglich gemacht. Wie hat BAP und wie haben Sie persönlich diese Zeit erlebt?

Wolfgang Niedecken: Touraktivitäten mit BAP waren nicht möglich. Es ist schon sehr schwer und mühselig, wenn man keine Planungssicherheit hat und immer auf Sicht fahren muss. Ich habe die Zeit aber genutzt, und habe das Dylan-Buch für die „Kiepenheuer&Witsch“-Musikbibliothek-Reihe geschrieben, das schon lange anstand. Das hat sehr viel Spaß gemacht und somit habe ich diesen ersten Corona-Sommer genutzt. Dann bin ich mit diesem Buch auf Lesereise gewesen, wobei Lesereise der falsche Begriff ist. Ich habe einen befreundeten Pianisten gebeten, mich zu begleiten. Das wurde dann 2021 letztendlich eine Tour mit bisher 45 Gigs, die coronakonform war. Aber für die Band und unsere Crew war es furchtbar und eine schlimme Zeit.

Zwischenzeitlich sind die Maßnahmen wieder gelockert. Was ist geplant?

Wir haben schließlich beschlossen: Okay, dieses Jahr können wir spielen. Vor allen Dingen im Sommer wird es gehen. Wie es sich dann im Herbst wieder verhält, steht auf einem anderen Blatt. Also fahren wir weiterhin auf Sicht. Uns bleibt aber auch gar nichts anderes übrig. Aber das Schöne ist: Wir dürfen jetzt wieder spielen und wir wollen auch wieder spielen, im Sommer ausschließlich Open Air.

Was macht für einen Musiker, eine Band ein Open-Air-Konzert aus?

Generell ist es schön, solange das Wetter wirklich mitspielt. (lacht) Es ist großartig und es sind wunderschöne Abende, die wir verleben dürfen. Und meistens, wenn wir fertig sind, sitzen wir noch zusammen und haben auch weiterhin noch einen schönen Abend. Ich bin im Sommer immer sehr gerne auf der Bühne, das waren über die Jahre immer wirklich schöne Locations wie Schloss- oder Burghöfe. Man sucht sich Orte aus, an denen für das Publikum und auch für die Band optimale Bedingungen herrschen.

Am 21. Juli sind Sie dann mittendrin im Städtle auf der Bühne. Kennen Sie Balingen denn?

Ja, wir haben schon wiederholt in Balingen gespielt, zweimal auch auf dem großen Festival: Vor einigen Jahren waren wir an einem Abend Headliner und am anderen Bob Dylan.

Die BAP-Tour, bei der ein Termin das Marktplatz-Open-Air ist, heißt „Schließlich unendlich“. Was steckt dahinter? Denken Sie vielleicht ans Aufhören?

Nee, daran denke ich nicht. Der Titel ist eigentlich eine lustige Geschichte. Nachdem wir nun ja einige Male wieder alle Planungen in die Tonne treten mussten und dann feststand, dass wir jetzt doch spielen werden, meinte unser Tourveranstalter, ob ich einen Titel hätte. Dann hab ich wohl genuschelt und gesagt: schließlich und endlich. Sagt man ja so. Er hat aber „schließlich unendlich“ verstanden. Er sagte dann: Das is‘ ja mal ’n Hammer-Titel. So sind wir durch diesen Zufall darauf gekommen. Es ist ein schöner poetischer Titel. Denn keiner weiß, wie es weitergeht.

Was erwartet das Balinger Publikum denn? Gibt es neue Werke, die gespielt werden?

Es gibt einen Querschnitt durch unser riesiges Repertoire. Wir machen seit 43 Jahren Platten und es kommt keine Langeweile auf. Natürlich gibt’s die Klassiker. Das wäre ja noch schöner, wenn wir die nicht spielen würden. Und wir spielen auch Stücke vom neuen Album, das schon vor zwei Jahren herausgekommen ist, womit wir aber leider bisher noch nicht auf Tour gehen konnten. Das Album ist großartig. Wir haben wie bei der letzten Tournee auch die Bläser wieder dabei. Und die sind wirklich für uns eine große Bereicherung.

Das gibt dem Gesamtsound noch mal einen anderen Touch, wie man sich vorstellen kann.

Ich hatte damals in New Orleans ein Solo-Album aufgenommen und dachte, wie wir es denn machen, wenn wir von diesem Album Stücke spielen wollen. Machen wir das per Synthesizer oder mit real existierenden Musikern? Und eigentlich war die Antwort schon in der Frage. (lacht) Mit drei kreativen Musikern zusätzlich – auch bei anderen Stücken, die einen neuen Dreh bekommen haben – ist das ein großer Gewinn. Das hat sich auch sofort aufs Publikum übertragen.

Das hört sich auf jeden Fall spannend an. Reagiert BAP denn spontan auf das Publikum oder gibt es einen festen Plan, was bei den Konzerten gespielt wird?

Das Programm – haben es nun schon einige Male gespielt – ist spannend. So ein Tourprogramm entwickelt sich auch mit den Erfahrungen, die man unterwegs mit den einzelnen Stücken erlebt hat. Wir haben für diese Tournee ungefähr 50 Songs vorbereitet. Manchmal fällt einem auch während eines Konzerts ein: Mensch, das wäre auch toll, wenn wir die Nummer an der Stelle spielen würden. Ist die noch nicht eingeprobt, dann probt man sie eben beim nächsten Soundcheck und spielt sie abends. Es sind schließlich alles ganz großartige Profis, die bei mir in der Band spielen.

Ich weiß nicht, ob sich das überhaupt beantworten lässt: Was ist denn Ihr persönliches Lieblingslied von BAP?

Das ändert sich immer wieder. Wenn ich einen von den Klassikern nehmen würde, wäre es was anderes als von den neuen Stücken. Und es gibt auch Stücke, die wir ewig nicht mehr gespielt haben, und bei denen ich Lust habe, sie endlich wieder zu spielen. Da würde ich mich ungern festlegen. Der Vergleich hinkt etwas, aber das wäre, als würde ich gefragt werden, welches meiner Kinder mein Lieblingskind ist. Das lässt sich nicht beantworten. Es gibt einige Liebeslieder, die ich für meine Frau geschrieben habe, die mich immer noch berühren, obwohl ich die bei fast jedem Konzert singe und immer noch denke: Wow, was hab ich für ein Schwein gehabt!

In Balingen schwätzt man Schwäbisch. Man wird dafür auch gerne belächelt, aber man hält trotzdem daran fest.

Ich find’s super. Das ist sehr sympathisch, wunderbar!

Sie singen auf Kölsch. Warum ist das so und was bedeutet Mundart für Sie?

BAP hat sich nicht mit einem Karriereplan gegründet. Wir waren eine stinknormale Garagen-Rock-Band. Wir haben viele Rolling-Stones-Songs gecovert. Und dann kam ich irgendwann mit dem ersten Text auf Kölsch an. Die anderen meinten: Das ist ja toll, davon musst du mehr machen. So hat sich eins aus dem anderen ergeben. Ich singe halt in meiner Muttersprache. Es ist ganz einfach so: In der Muttersprache lassen sich so viele Dinge besser ausdrücken als in einer Amtssprache, für die man immer einen Umweg denken muss. Ich glaube, ich träume auch auf Kölsch. Dialekte sind etwas sehr Authentisches.

Es gibt noch Karten für das BAP-Konzert

Der ZOLLERN-ALB-KURIER präsentiert das Balinger Marktplatz-Open-Air, das vom 20. bis 24. Juli stattfindet. Karten für das BAP-Konzert am Donnerstag, 21. Juli, sind noch im Vorverkauf erhältlich – unter anderem in den ZAK-Geschäftsstellen in der Unteren Vorstadt in Ebingen oder in der Grünewaldstraße in Balingen.

Für ZAK-Abonnenten ist noch ein begrenztes Kontingent an vergünstigten Abo-Vorteilstickets verfügbar.

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