Albstadt

„Hirnau im Stand-by“: Oberbürgermeister beantwortet Fragen des Lautlinger Ortschaftsrates

27.02.2024

Von Holger Much

„Hirnau im Stand-by“: Oberbürgermeister beantwortet Fragen des Lautlinger Ortschaftsrates

© Holger Much

Albstadts Oberbürgermeister Tralmer stellte sich bei seinem Antrittsbesuch im Lautlinger Ortschaftsrat den Fragen der Räte und Lautlinger Bürger.

Albstadts OB Roland Tralmer absolvierte jüngst seinen Antrittsbesuch bei der ersten Sitzung des Lautlinger Ortsgremiums in diesem Jahr. Räte und Bürger hatten viele Fragen an das Stadtoberhaupt. Und was passiert, wenn es keine Listen zur Wahl gibt?

Am Montagabend kam der Lautlinger Ortschaftsrat zur ersten Sitzung des Gremiums in diesem Jahr zusammen. Die Januarsitzung war aufgrund des plötzlichen Todes von Ortsvorsteher Heiko Peter Melle ersatzlos gestrichen worden.

Die Verwaltungsdichte an diesem Abend im Saal der Ignaz-Demeter-Schule war groß. Holger Mayer, der als stellvertretender Ortsvorsteher die Sitzung leitete, begrüßte nicht nur OB Roland Tralmer, sondern auch Albstadts Kulturchef Martin Roscher mit Prisca Hille. Beide gemeinsam stellten die bisherigen Planungen bezüglich des Jubiläums „50 Jahre Albstadt“ 2025 vor. Martin Roscher warb im Rahmen der Ortschaftsratssitzung mehrfach dafür, dass sich auch die Lautlinger Vereine bei den mehrtägigen Jubiläumsveranstaltungen tatkräftig einbringen sollten – „als Bekenntnis zu Albstadt, aber auch als gute Werbung für den jeweiligen Verein“, so Roscher.

„Bremsen Sie mich einfach ein“

Dann übergab Holger Mayer quasi das Wort an Albstadts Oberbürgermeister Roland Tralmer. Im Vorfeld des Besuchs hatten Bürger und Räte die Gelegenheit, Fragen an das Stadtoberhaupt zu formulieren. Und das waren einige.

„Bremsen Sie mich einfach ein“, forderte der Oberbürgermeister die anwesenden Ortschaftsräte und Bürger auf und legte los.

Er hatte sich eine Liste mit den Themen gemacht, die den Lautlingern auf den Nägeln brennen. Das Themenfeld spannte sich von der Frage nach der Bedeutung der Ortschaftsräte im Gesamtgefüge Albstadts über den Starkregen- und Hochwasserschutz, die Frage nach dem Stand der Planungen rund um Hirnau, die Frage nach dem Stand des Planfeststellungsverfahrens der Lautlinger Umfahrung, der Kommunikationskultur mit den Bürgern oder der finanziellen Situation Albstadts.

„Hirnau im Stand-by“: Oberbürgermeister beantwortet Fragen des Lautlinger Ortschaftsrates

© Holger Much

Albstadts Oberbürgermeister Roland Tralmer beantwortete zahlreiche Fragen.

Seit Jahren schwelen die Diskussionen rund um die Planungen zu einem „Gewerbegebiet Hirnau“, wo bisher nur Felder und Wiesen sind. Die Hirnau-Planungen, so Roland Tralmer bei seinen Ausführungen, seien „im Stand-by“. Ganz im Gegensatz übrigens, so der OB, zu den Planungen der Ortsumfahrung. Daran werde gearbeitet, nur eben nicht in Albstadt. Und aufgrund von Personalmangel im Regierungspräsidium nicht ansatzweise so schnell wie es eigentlich geboten wäre, kommentierte Tralmer.

Des weiteren verzögere das Gerichtsurteil zu Vaihingen-Enz die Fortschritte bei der Planfeststellung zusätzlich, da die Tunnelvariante nun erneut noch eingehender geprüft werden müsse. Zudem, berichtete er, habe er im RP Stimmen gehört, nach denen Projekte, wenn Widerspruch und Prozesse anstünden, zugunsten unstrittigen Projekten gerne mal hintangestellt würden. „Das ist mir im Ohr geblieben, das darf nicht sein“, so Tralmer. Er werde „so lange lästig sein“, bis dies Wirkung zeige. „Es wäre schön“, schloss Tralmer, „wenn man wüsste, woran man ist.“

Den Grundgedanken, Hirnau zu planen, findet Tralmer richtig

Aber zurück zu Hirnau. Den Grundgedanken, hier ein Gewerbegebiet zu planen, hält der Oberbürgermeister für richtig. Die Nachfrage von hiesigen wie auch auswärtigen Unternehmen sei nach wie vor groß. Ortschaftsrat Günther Kirschbaum vertrat die Ansicht, dass das Gebiet Bildstock in Ebingen reiche, Hirnau zu überplanen, sei nicht notwendig.

Sollte Hirnau indes kommen, so Tralmer, so müsse dem Klimawandel und dem Naturschutz Rechnung getragen werden. Dann müsse man es schaffen, zu zeigen, dass Albstadt ein möglichst nachhaltiges, klimaneutrales Gewerbegebiet schaffe. Dazu gehöre auch der Umgang mit dem Hang- und Niederschlagswasser.

„Hirnau im Stand-by“: Oberbürgermeister beantwortet Fragen des Lautlinger Ortschaftsrates

© Dagmar Stuhrmann

Entsteht bei Hirnau ein Gewerbegebiet? Das hängt, so Tralmer, von mehreren Faktoren ab.

Und, so Tralmer, ob Hirnau beschlossen würde oder nicht, das läge des weiteren zuvorderst an drei Dingen: An der Frage, ob das Interesse von Unternehmen weiterhin groß bleibt, an der finanziellen Situation und natürlich an einer notwendigen Mehrheit im Gemeinderat.

Neuer Gemeinderat wird sich damit befassen

Und damit, so Tralmer, sei der neue, im Juni zu wählende Gemeinderat der Stadt Albstadt gemeint. Der Gemeinderat in seiner „alten“ Besetzung habe noch zwei Sitzungen, der werde das Thema Hirnau nicht mehr auf den Tisch bekommen. Der neu gewählte Gemeinderat müsse, so auch die Forderung aus dem Gremium, dann erneut den Plan mit verschiedenen Forderungen der Ortschaftsräte hinsichtlich eines möglichen Gewerbegebietes Hirnau vorgelegt bekommen.

Eine spannende Frage stellte am Montagabend im Rahmen der jüngsten Sitzung des Ortschaftsrates Lautlingen Helmut Müller aus den Reihen der Zuhörer. Was denn, formulierte Müller behutsam, passiere, wenn es am 9. Juni im Rahmen der anstehenden Kommunalwahlen keine Wahllisten für den Lautlinger Ortschaftsrat gebe? Zwei Sitzungen habe das bisherige Gremium noch, so Müller, dann stünde die Wahl an. Und, so der Besucher der Sitzung weiter, es sähe momentan ja durchaus so aus, dass einige aus dem Kreis des jetzigen Ortschaftsrates sich nicht mehr aufstellen lassen würden. Widerspruch kam diesbezüglich zumindest nicht aus den Reihen der Ratsmitglieder.

OB bittet Lautlinger, sich im Ortsgremium zu engagieren

Tatsächlich, kommentierte der stellvertretende Ortsvorsteher Holger Mayer, würden Kandidaten für die Wahl gesucht. „Wenn es in einem Stadtteil keinen Ortschaftsrat mehr geben sollte“, kommentierte Albstadts Oberbürgermeister Roland Tralmer das von Helmut Müller skizzierte Szenario, dann sei das „schwierig“. Er plädierte eindringlich dafür, dass sich Lautlinger Bürgerinnen und Bürger als Kandidaten für die Wahl zur Verfügung stellten, auch, so Tralmer, wenn das Amt nicht leicht und die Zeiten für solch ein politisches Engagement nicht einfacher geworden seien.

Sollten sich dennoch zu wenige Kandidaten und Kandidatinnen finden, wovon er, so Tralmer, nun aber einfach zunächst mal nicht ausgehe, so gäbe es immer noch die Möglichkeit, dass die wählenden Bürger den Namen des- oder derjenigen auf den Wahlzettel schreiben könnten, den oder die sie gerne im Ortsgremium sehen würden. Tralmer verwies auf den ersten Wahlgang der vorletzten OB-Wahl, bei der sein Vorgänger Klaus Konzelmann auch nicht auf den Wahllisten verzeichnet gewesen sei.

Letzte Möglichkeit wäre die Verwaltung des Ortes von Ebingen aus

Was den Ortsvorsteher betrifft, so wird Holger Mayer das Amt stellvertretend noch bis zur Wahl ausführen. Sollte sich dann kein Kandidat, keine Kandidatin aus dem Gremium finden, so Tralmer, sei auch eine Person außerhalb des Gremiums eine Möglichkeit. Die hätte allerdings kein Stimmrecht. Als letzter Weg würde der Ort von Seiten der Stadtverwaltung einfach mitverwaltet.

Diesen Artikel teilen: