Geislingen

Grüne Ratspolitik in Geislingen am Scheideweg – Es kommt keine eigene Liste zustande

19.03.2024

Von Rosalinde Conzelmann

Grüne Ratspolitik in Geislingen am Scheideweg – Es kommt keine eigene Liste zustande

© Rosalinde Conzelmann

Dominik Schöni und Jacqueline Szeider setzen sich für das Pressefoto auf die Bühne des Kulturbaus. Vielleicht betreten die beiden Grünen-Mitglieder ja demnächst die kommunalpolitische Bühne in Geislingen.

Eigentlich war der Plan ein ganz anderer, jetzt aber müssen Dominik Schöni und Jacqueline Szeider umdisponieren, weil sie keine weiteren Kandidaten für eine grüne Gemeinderatsliste finden. Die Frist naht, die Zeit rennt ihnen davon. Der Binsdorfer und die Geislingerin wollen aber an ihrem Ziel, in der Geislinger Kommunalpolitik mitzugestalten, festhalten. Ihr Plan B: Sie werden nun auf der Sozial-ökologischen-Liste (SÖL) kandidieren.

Das bedeutet, dass die Mitwirkung der Grünen in der Geislinger Kommunalpolitik nach nur einer Legislaturperiode wieder Geschichte ist. Vor 5 Jahren ließen sich 5 Frauen, die der Partei Bündnis 90/Die Grünen angehören, für die Gemeinderatswahl aufstellen. Am Ende schaffte die Geislingerin Daniela Hatzenbühler als Einzige des Quintetts den Sprung ins Stadtparlament. Mit ihrer Wahl wurde eine neue Episode eingeläutet. Hatzenbühler war die erste und bislang einzige Grüne im Gemeinderat. Die engagierte Erzieherin war jedoch keine Einzelkämpferin: Bei den Fraktionssitzungen fühlte sie sich bei der CDU-Fraktion am besten aufgehoben.


Die Suche war erfolglos

Hatzenbühler hat angekündigt, dass sie nicht mehr für den Gemeinderat kandidieren wird. Ihr Name steht nur noch auf der Grünen-Liste für die Kreistagswahl. Es ist der 56-Jährigen jedoch eine Herzensangelegenheit, dass es auch künftig eine Grünen-Vertreterin im Gemeinderat gibt und ihre Amtszeit nicht nur ein Intermezzo war. Deshalb hat sie mit Unterstützung von Dominik Schöni und Jacqueline Szeider versucht, eine grüne Liste für die Wahl am 9. Juni aufzustellen. Dieses Vorhaben ist nun gescheitert.


Was ist der Grund?

Warum, erzählen Dominik Schöni und Jacqueline Szeider im Gespräch mit der Redaktion. Beide leben in Geislingen und sind noch nicht lange in der Partei der Grünen. Schöni ist vor eineinhalb Jahren eingetreten; Szeider im Januar.

Schöni lebt mit seiner Frau und seinem Sohn in Binsdorf. Der Ingenieur sagt, dass ihn Kommunalpolitik schon immer interessiert hat und er nun die Chance nutzen will.

Jacqueline Szeider ist über die Arbeit des Frauennetzwerkes Zollernalb zum grünen Parteibuch gekommen. Ihr geht es vor allem um die Gleichstellung und Gleichberechtigung der Frauen in der lokalen Politik. Die ledige 27-Jährige, die in der Kernstadt lebt, ließ sich daher gerne zur Kandidatur überreden.


Fünf Bewerber wären das Ziel gewesen

Beide stehen in Kontakt mit Daniel Hatzenbühler und hätten sich gefreut, wenn sie wieder angetreten wäre. Seit vergangenem Herbst haben alle drei viele Menschen angesprochen, um sie für die Lokalpolitik zu begeistern und zur Kandidatur auf der Grünen Liste zu bewegen. Mit wenig Erfolg. „Bis vor zwei Wochen waren wir die einzigen Bewerber“, sagt Schöni. Eine Liste mit 5 Namen wäre ihr Ziel gewesen.

Grünen haben schweren Stand

Sie vermuten, dass auch die Ampel-Politik zum Politikverdruss beiträgt. Die Grünen hätten gerade keinen guten Stand. „Viele haben auch Angst vor Anfeindungen“, sagt Schöni. Die Bundes- und Landespolitiker ihrer Partei sind derzeit – vor allem in den sozialen Medien – massiven Anfeindungen ausgesetzt.

Nachdem die Abgabefrist für die Listen näher rückt, hätten sie nach Alternativen gesucht – und sind nach Gesprächen fündig geworden.

SÖL ist die Alternative

Dominik Schöni und Jaqueline Szeider werden nun bei der Geislinger Gemeinderatswahl auf der Liste der Sozial-ökologische-Liste, kurz SÖL, kandidieren. „Das passt vom Inhalt, wir haben große Schnittmengen“, sagt Szeider. Und schließlich gehe es bei der Lokalpolitik um Positionen und weniger um das Parteibuch. Parteipolitische Ausrichtungen würden keine so große Rolle spielen.

Die Verwaltungsbeamtin und der Ingenieur stehen mit sieben weiteren Namen auf der SÖL-Liste. Von den bisherigen SÖL-Räten Frieder Klein, Benjamin Eha und Frank Schlaich treten Eha und Schlaich wieder an. Klein hört auf.


Grüne Standpunkte einbringen

Wenn Schöni und Szeider gewählt werden, wollen sie ihre grünen Standpunkte in der Kommunalpolitik einbringen. Schöni liegt vor allem die Bildungspolitik am Herzen; Szeiders Steckenpferd ist, schon berufsbedingt, die Digitalisierung. „Ich bin froh, dass unser Vorhaben nicht ganz gescheitert ist“, sagt Schöni. Er ist davon überzeugt, „dass wir zusammenfinden werden“.

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