Rosenfeld

„Green Innovation Park“: Fördermittel für Leuchtturmprojekt der Rosenfelder Firma Sülzle

12.12.2022

von Redaktion

„Green Innovation Park“: Fördermittel für Leuchtturmprojekt der Rosenfelder Firma Sülzle

© Moni Marcel

Ortstermin im historischen Fruchtksten (von links): Landrat Dr. Wolf-Rüdiger Michel, Andreas Sülzle, Alexander Rustler (Grüne Rottweil), Martina Braun, Heinrich Sülzle und Andreas Schwarz mit dem Modell des „Green Innovation Parks“.

Insgesamt 32 Millionen Euro Förderung erhält das Wasserstoffprojekt „Hy-Five“ aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und vom Land Baden-Württemberg. Damit hat auch „H2-Grid“ – eines von vier geförderten Leuchtturmprojekten – Planungssicherheit. Die Sülzle-Gruppe ist mit ihrem „Green Innovation Park“ (GIP) daran beteiligt.

Im Industriepark der Zukunft in Vöhringen auf dem Gelände einer alten Ziegelei soll ein Elektrolyseur mit 500 kW entstehen. „H2-Grid“ startet ab 2023 mit ersten konkreten Umsetzungen in der Region Reutlingen-Tübingen. Das teilen alle Beteiligten in einer gemeinsamen Pressemitteilung mit.

Aufbau dezentraler Wasserstoffanlagen

Bei „H2-Grid“ geht es um den Aufbau dezentraler Wasserstoffanlagen in Kommunen, Quartieren, Industrie und Haushalten und einen damit verbundenen lokalen und netzdienlichen Betrieb sowie auch um die Wasserstoff-Vermarktung. Kommunale Stadtwerke arbeiten Hand in Hand mit Hochschulen und Industriepartnern. Mehrere Teilprojekte ergänzen sich bei „H2-Grid“ zu einem Gesamtsystem, gehen aber in verschiedene Richtungen.

Die Herstellung von Wasserstoff in Elektrolyseuren ist Ausgangspunkt einer Wasserstoff-Infrastruktur. Dazu planen die Akteure von „H2-Grid“ die Installation von Elektrolyseuren – in unterschiedlichen Größen von 5 bis 500 Kilowatt (kW) – mit dazugehörigen Entnahmestellen in der Region. Die am Projekt beteiligten Hochschulen untersuchen unter anderem auch die Wirtschaftlichkeit und den Betrieb insbesondere kleiner Elektrolyseure. Besonders interessant ist der von mehreren Stadtwerken verfolgte Ansatz, Elektrolyseure nach Möglichkeit in ein Nahwärmenetz einzubinden und dadurch auch für die Nahwärmeversorgung einzusetzen.

Elektrolyseure in Reutlingen und Mössingen

Die Fair-Energie und Fair-Netz Reutlingen planen die Errichtung und den Betrieb eines 120-kW-Elektrolyseurs. Dieser soll entweder in die Fernwärmeerzeugung Reutlingens oder in die Nahwärmeversorgung eines Quartiers in der Reutlinger Umgebung eingebunden werden.

Bei den Stadtwerken Mössingen wird ein Elektrolyseur mit einer Leistung von 100 kW geplant. Der erneuerbare Strom stammt unter anderem aus einer nahe gelegenen Photovoltaikanlage. Die entstehende Abwärme wird in das angrenzende Wärmenetz eingespeist und soll das Freibad Mössingen sowie die anliegende Schule regenerativ beheizen.

Wasserstoff wird gespeichert

Die Stadtwerke Rottenburg werden einen Elektrolyseur mit einer Leistung von 100 kW in Betrieb nehmen. Der Elektrolyseur soll bei der Heizzentrale im Wohngebiet „Dätzweg“ stehen. Bei der Herstellung des Wasserstoffs wird Abwärme erzeugt und direkt für die Wärmeversorgung des Wohngebiets genutzt. Der erzeugte Wasserstoff wird zudem gespeichert und nach Bedarf in der Heizzentrale für die Wärmeversorgung genutzt.

Auch im „Green Innovation Park“ (GIP) der am Projekt beteiligten Firma Sülzle aus Rosenfeld soll ein Elektrolyseur mit 500 kW entstehen. Der Betrieb soll mit Hilfe der überschüssigen elektrischen Energie aus den zukünftigen PV-Anlagen auf den Dächern des GIP erfolgen. Der dabei erzeugte grüne Wasserstoff wird über „H2-Grid“ an Abnehmer in der Modellregion vermarktet. Aber auch eine Rückverstromung für den Gewerbepark selbst ist eine mögliche Variante.

Innovationscampus für Nachhaltigkeit

Der GIP ist ein Innovationscampus für nationale und internationale Unternehmen, Start-ups und Unternehmen in der Wachstumsphase – sogenannte Scaleups – mit ganzheitlichem Nachhaltigkeitsanspruch in den Bereichen Energie, Bau, Ökologie und Digitalisierung. Durch ein neues Miteinander von Arbeit und Leben, werden Innovationen und Technologien in der Entwicklung und Produktion vorangetrieben, die eine nachhaltige Zukunft sichern.

Als zentraler Partner und Antreiber ist die Sülzle-Gruppe, ein internationales Unternehmen, das in vierter Generation familiengeführt ist, der Initiator des Zukunftsparks. Mit 142 Jahren Erfahrung und Tradition verbindet das Familienunternehmen Stahl, Energie und Umwelt zu einer Unternehmensgruppe, heißt es in der Mitteilung der Geschäftsleitung.

Die Modellregion „Hy-Five“ umfasst das Gebiet Mittlere Alb-Donau mit den Kreisen Reutlingen, Alb-Donau und die Stadt Ulm sowie den Ostalbkreis mit Schwäbisch Gmünd, Heidenheim und Tübingen. „Hy-Five“ steht dabei für Wasserstoff-Fahrzeuge, Industrie, Verteilung, Erzeugung.

Herausforderung als „Kunst am Bau“

Die Sülzle-Gruppe plant mit dem „Green Innovation Park“ ein beeindruckend nachhaltiges Projekt. Und der beeindruckte auch Andreas Schwarz, den Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Landtag, und seine Kollegin Martina Braun, die jüngst den 500 Jahre alten Fruchtkasten in der Altstadt besuchten, wo Sülzle-Mitarbeiter an dem Projekt arbeiten. Die Geschäftsführer Heinrich und Andreas Sülzle führten die Gäste durch die lange Geschichte des Familienbetriebs, den sein Urgroßvater Wilhelm Sülzle als Zeugschmiede gründete und der heute ein weltweit agierender Stahlhandel mit 1000 Mitarbeitern ist.

Die eindrucksvollen Streben im neuen Stuttgarter Bahnhof baut Sülzle auch: „Kunst am Bau“, nennt Heinrich Sülzle diese Herausforderung. Und dabei denkt man in Rosenfeld immer an den ökologischen Fußabdruck, die Firma ist klimaneutral, arbeitet mit Start-ups zusammen, die auch daran sind, Plastikabfälle zu Rohöl zurückzurecyceln und verschlammte Gewässer zu reinigen.

Sülzle-Geschäftsführer bemängeln politische Unterstützung

Dazu kümmert man sich um sauberes Wasser in Simbabwe, nachhaltige Wasserkraft in Uganda und ist Teil der Modellregion Grüner Wasserstoff Baden-Württemberg.

„Der Park ist ein Herzensprojekt von uns“, sagt Sülzle. „Wir haben schließlich nur diese eine Erde!“ Die Gebäude werden digital geplant, und zwar so, dass sie später komplett zurückgebaut werden können.

Doch es hapert an der politischen Unterstützung, so die Kritik von Heinrich und Andreas Sülzle. Denn mit dem Wegfall der Fördergelder, steigenden Zinsen und Baukosten wird das Projekt wesentlich teurer als ursprünglich geplant. Andreas Schwarz möchte sich in Stuttgart und Berlin für das Projekt stark machen, um geeignete Fördertöpfe zu finden, auch solche der EU. Er betonte auch, wenn es für ein in dieser Art einmaliges Zukunftsprojekt in Deutschland bisher keine Fördermöglichkeiten gebe, müssten dafür welche auf den Weg gebracht werden.

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