Dormettingen

Geplantes Absprunggelände Waldhof: Dormettinger Räte fordern ein transparentes Verfahren

29.04.2022

Von Daniel Seeburger

Geplantes Absprunggelände Waldhof: Dormettinger Räte fordern ein transparentes Verfahren

© Daniel Seeburger

Annemarie Schneider und Tobias Vötsch von der Bürgerinitiative Waldhof waren zu Gast bei Dormettingens Bürgermeister Anton Müller (rechts) und dem Gemeinderat.

Die Informationspolitik des Staatsministeriums lässt zu wünschen übrig – diese Auffassung vertraten am Donnerstagabend in der Dormettinger Gemeinderatssitzung sowohl Bürgermeister Anton Müller als auch Annemarie Schneider und Tobias Vötsch von der Bürgerinitiative Waldhof (BI), die zu Gast in der Gemeinderatssitzung waren und ihre Ansichten über das geplante Absetzgelände am Waldhof erörterten.

Es sei eine Thematik, die den Bürgern aufgezwungen worden sei, führte Bürgermeister Anton Müller aus. „Es ist frustrierend, auf welche Art und Weise diese Thematik in die Gemeinde hereingetragen worden ist“, erklärte der Bürgermeister. Er kritisierte die mangelnde Informationspolitik seitens des Staatsministeriums. Seine Kritik an der Infoveranstaltung in der Geislinger Schlossparkhalle war dann auch vernichtend. „Ich war am Ende so schlau wie vorher, es war eine Desinformationsveranstaltung“, sagte er.

Sein Lob galt allerdings den Vertretern der Bundeswehr und des Kommando Spezialkräfte (KSK), die bei der Infoveranstaltung am Mittwoch in Altshausen und am Waldhof auf das geplante Vorhaben eingegangen sind. „Es muss ein Stabsfeldwebel kommen, der erste Informationen überbringt, auf die man etwas geben kann“, so Müller. Und zwar ein Stabsfeldwebel, dem er über den Weg traue.

Schlechte Informationspolitik

Sein Vertrauen in das Staatsministerium allerdings ist nicht mehr allzu groß. Das wurde in der Sitzung deutlich. „Die Informationspolitik unserer Landesregierung ist alles andere als vorbildlich“, führte er aus. „Wir werden als Gemeinde nicht gehört, nur informiert“, so Anton Müller. Und das offensichtlich nur sehr oberflächlich. Er habe als Bürgermeister ein berechtigtes Interesse daran, Informationen zu bekommen. Vor allem würde er gerne mehr über die Entscheidungsmatrix erfahren, nach der der Standort Waldhof ausgesucht worden ist.

Anton Müller forderte einen neuen Suchlauf bei der Standortsuche, in dem auch andere potenzielle Standorte geprüft werden. Es dürfe nicht der maßgebliche Grund für eine Entscheidung für den Standort Waldhof sein, nur weil er sich im Eigentum des Landes befinde. Wichtig sei größtmögliche Transparenz, denn zum gegenwärtigen Zeitpunkt sei nicht nachvollziehbar, weshalb der Waldhof ausgesucht worden sei.

Schutz der gesamten Bevölkerung

Annemarie Schneider von der BI trug die Argumente vor, die gegen den Waldhof als Absetzgelände sprechen. „Es stört uns, dass diese Entscheidung den Bürgern einfach übergestülpt wird“, sagte sie. Sie wies auf das „beste Ackerland“ hin, das unwiederbringlich zerstört werde, auf den Waldhof als Naherholungsgebiet und die Schäden an archäologischen Schätzen. „Wälle aus der Römerzeit werden einfach abrasiert“, so Schneider. Es gehe um den Schutz der gesamten Bevölkerung.

Einer ihrer Kritikpunkte: „Man erfährt bei sämtlichen Veranstaltungen nichts über die US-Army.“ Geprüft werden sollten als Alternativen auch die Standorte Münsingen, Eutingen oder Rottenburg. Gerade in Rottenburg hätte die US-Army bereits früher Fallschirmabsprünge durchgeführt.

Tobias Vötsch, Landwirt auf dem Danneckerhof, wies auf die Schäden hin, die ein Absetzgelände auf die Landwirtschaft in unmittelbarer Umgebung hat. Man habe nichts gegen das KSK, im Gegenteil: „Wir sind froh, dass wir sie haben“, so Vötsch. Die BI sei aber der Ansicht, dass es bessere Standorte mit einer bereits bestehenden Infrastruktur gebe.

Beschluss der Gemeinde

Vötsch erzählte über die Probleme, die es bei der Freiland-Hühnerhaltung gebe, falls regelmäßig große Flugzeuge über die Höfe fliegen. Auf dem Steinefurthof seien bei der Vorführung am Mittwoch alle Hühner in Panik in den Stall gerannt. Die Böden würden für mindestens drei Generationen zerstört, so Vötsch. „Als Landwirt blutet einem das Herz, wenn solch gute Böden vernichtet werden“, sagte er. Über 4000 Personen hätten bisher die Petition der BI gegen das Vorhaben auf dem Waldhof unterschrieben, führte Tobias Vötsch aus.

Die Gemeinde Dormettingen fordert in einem entsprechenden Beschluss des Gemeinderats, dass seitens des Staatsministeriums Baden-Württemberg und seitens der Bundeswehr neben der Staatsdomäne Waldhof auch andere Alternativen als Absetzgelände ernsthaft in einem transparenten und objektiven Verfahren geprüft und die Gutachten und Ergebnisse dieser Prüfungen sowie die der Entscheidung zu Grunde liegende Matrix der Öffentlichkeit vollumfänglich zugänglich gemacht werden, und noch offene Fragen in Bezug auf die Staatsdomäne Waldhof als Absetzgelände – insbesondere zur landwirtschaftliche Nutzung, zur Lärmbelästigung durch den Flugverkehr sowie zu den sonstigen Umweltauswirkungen – möglichst rasch gutachterlich geklärt und gegenüber der Öffentlichkeit kommuniziert werden.

Der Beschluss erfolgte einstimmig.

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