Balingen

Geld sparen, Stellen kürzen: Sparkasse Zollernalb setzt für kommende Jahre den Rotstift an

22.10.2019

Von Lea Irion

Geld sparen, Stellen kürzen: Sparkasse Zollernalb setzt für kommende Jahre den Rotstift an

© Pascal Tonnemacher

Filialen wie die Balinger Sparkasse in der Friedrichstraße sollen vorerst von den personellen Umstrukturierungen unangetastet bleiben.

Die gute Nachricht vorneweg – es sollen keine Mitarbeiter entlassen werden und auch die Filialen sollen alle erhalten bleiben, sofern die Kunden diese nutzen. Dennoch sieht sich die Sparkasse Zollernalb infolge der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank dazu gezwungen, in den kommenden Jahren Sach- und Personalkosten einzusparen.

In der Kreistagssitzung am Montagabend stellte der Sparkassenchef Markus Schmid den Jahresabschluss für 2018 vor. Er betitelte das Vorjahr als „nicht das schlechteste, aber auch nicht das beste Jahr“ der Firmengeschichte und verwies auf die Umstände der derzeitigen Zinspolitik.

„Der Zins hat jegliche Steuerungsfunktion verloren“, kommentierte er in Bezug auf die Situation, dass keine Leitzinserhöhung seitens der Europäischen Zentralbank in Sicht sei. Dadurch trete in absehbarer Zeit der Fall ein, dass Kredite kein Geld mehr kosten würden, wie der Vorsitzende ausführt.

Zinspolitik der EZB wird zum Verhängnis

Seit 2016 befindet sich der Leitzins auf einem Rekordtief von null Prozent. Sparer sehen sich mit Negativrenditen konfrontiert, die Sparkasse verliert an Liquidität. All das seien direkte Auswirkungen der Finanzpolitik der Europäischen Zentralbank, die momentan noch von Präsident Mario Draghi geleitet wird.

Am 1. November wird Draghi zwar von der künftigen Präsidentin Christine Lagarde abgelöst, die Sparkasse Zollernalb erwartet laut Schmid dennoch keine Trendwende in Sachen Negativzinsen. Er sieht darin keine Phase mehr, sondern befürchtet den Übergang in einen Dauerzustand, worauf sich die Bank nun vorbereiten müsse.

Der Kunde entscheidet, ob Filialen erhalten bleiben

„Ich hätte nie gedacht, dass ich mal sagen würde, dass ich es nicht schlimm finde, wenn Geschäftskunden aufgrund der Negativzinsen ihr Geld herausziehen“, fasste Schmid seinen Ärger über die Finanzpolitik zusammen.

Damit die eigenständige Existenzerhaltung aller mittelständischen Banken in Deutschland gewährleistet werden kann, muss laut Schmid eine langfristige Stabilisierung des Geschäftsmodells erreicht werden.

Das soll durch die Reduzierung von Produktionskosten der Dienstleistungen der Sparkasse erfolgen. Konkret: Will die Bank überleben, müssen Personalkosten gekürzt werden, um sich vor anhaltenden Niedrigzinsen zu schützen.

Personalkosten müssen auf Dauer reduziert werden

Auch sei die Digitalisierung firmenintern ein großes Thema, wie der Vorsitzende der Sparkasse Zollernalb erklärte. Beim Erhalt der regionalen Filialen spiele die Anpassung an die sich zunehmend digitalisierende Bankenwelt eine Rolle.

Dennoch ist laut Schmid keine Schließung der derzeit bestehenden Filialen geplant, auch die Öffnungszeiten bleiben unangetastet. Aber: „Der Kunde entscheidet, ob dies von Dauer ist“, fügte Schmid an.

Von 700 Stellen sollen 90 eingespart werden

Werden die Sparkassenfilialen also weiterhin aktiv von den Sparern genutzt, sieht der Vorstand bis zum Jahr 2025 keine Änderungen vor. Auch nicht für die Filialen in kleineren Dörfern, wie Schmid versicherte.

Diskussionsbedarf gab es für Schmid beim Thema Personalkosten und dem damit einhergehenden Stellenabbau. Die Sparkasse Zollernalb muss momentan Personalkosten in Höhe von 36 Millionen Euro stemmen, die auf lange Frist gesenkt werden sollen.

Schmid erwartet keine Trendwende des Niedrigzinses

Bis zu 90 der etwa 700 Stellen, die die Sparkasse Zollernalb momentan betreibt, sollen in den kommenden Jahren sozialverträglich eingespart werden, durch Altersteilzeitmodelle und die Nichtwiederbesetzung freigewordner Stellen, sei dies durch die natürliche Fluktuation oder durch Renteneintritte.

Zum Ende des Berichts verwies Schmid erneut auf die Minuszinspolitik und darauf, dass die Kapitalreserven der Sparkasse diesen Negativtrend nicht auf lange Sicht ausgleichen können. Ein dauerhaft ökonomisch tragfähiges Geschäftsmodell sei unter diesen Umständen für regional selbstständige Sparkassen nicht möglich.

Bilanzsumme liegt bei 3,5 Milliarden Euro

Was die nackten Zahlen betrifft, so ist die Bilanzsumme der Sparkasse Zollernalb im Jahr 2018 auf knapp 3,5 Milliarden Euro angestiegen. Das Eigenkapital und die Mittel aus dem Fonds für allgemeine Bankrisiken liegt zusammen bei 398 Millionen Euro, eine Steigerung um 14 Millionen Euro gegenüber 2017.

Der Jahresüberschuss lag mit 4,3 Millionen Euro etwas unter dem Niveau der Vorjahre. Auch die Kreditvergabe war im Vergleich zu 2017 leicht rückläufig, lag aber immer noch bei über zwei Milliarden Euro.

Diesen Artikel teilen: