Geislingen

Geislinger holen „Mocki“ in die Stadt: Profiläuferin spricht über ihr Leben an der Grenze

19.02.2020

Von Rosalinde Conzelmann

Geislinger holen „Mocki“ in die Stadt: Profiläuferin spricht über ihr Leben an der Grenze

© Norbert Wilhemi

Das waren ihre Glücksmomente: Hier läuft „ Mocki" 2017 ihre neue Bestzeit beim Halbmarathon in Hannover.

Sabrina Mockenhaupt-Gregor hat als Langstreckenläuferin zwei Jahrzehnte die Läuferwelt dominiert. Jetzt freut sich „Mocki“ auf ihr erstes Baby und läuft „nur“ noch vier- bis fünfmal die Woche, um fit zu bleiben. Zum Auftakt des 16. Geislinger VR-Halbmarathons spricht die temperamentvolle Profisportlerin am 17. April – dann hochschwanger – über ihr „Leben an der Grenze“.

Da ist den Leichtathleten ein Coup gelungen: „Mocki“ eröffnet am Freitagabend nach der Pastaparty das größte Laufevent in der Stadt, das der ZOLLERN-ALB-KURIER als Medienpartner seit Beginn begleitet.

Franz Koch und seiner Tochter Jasmin Schatz ist dieser hochkarätige Auftakt zu verdanken. Die beiden, die seit dem ersten Halbmarathon in der ersten Reihe der Organisatoren stehen, haben sich in der Läuferszene umgeschaut und sind so auf „Mocki“ gestoßen.

Sportlerin hat gleich zugesagt

Die 39-Jährige lebt in Reutlingen und hat sich über die Anfrage aus Geislingen gefreut und sofort zugesagt. Die AOK Neckar-Alb, Sponsor des VR-Halbmarathons, ist Veranstalter des Vortrags, der für alle Interessierten kostenlos ist und am 17. April um 19.30 Uhr in der Schlossparkhalle stattfindet.

Die 39-Jährige kann viel erzählen

„Mocki“, die aus einer Sportlerfamilie stammt, blickt auf eine erfolg- und actionreiche Sportlerkarriere zurück und kann viel erzählen.

Im Gespräch mit der Redaktion plaudert sie locker vom Hocker und gibt sich überhaupt nicht zugeknöpft. Sie steht zu ihren „Ausflügen“ in die Welt der Dokusoaps und erzählt, warum ihr das Freude macht.

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Ich war ein Egoist hoch drei. Sabrina Mockenhaupt-Gregor

2014 kamen die Leidensjahre; ich war ständig verletzt. „Mocki"

Nahezu zwei Jahrzehnte hat Sabrina Mockenhaupt-Gregor, die bis 2018 Sportsoldatin im Rang eines Hauptfeldwebels war, ein Leben für den Sport geführt. Das Persönchen – „Mocki“ ist 1,55 Meter groß und hat vor der Schwangerschaft 46 Kilogramm gewogen – zählt in den Distanzen Marathon, Halbmarathon, Crosslauf, 5.000 Meter oder 10.000 Meter zur weltweiten Läuferelite.

Peking war das Größte

Als ihren größten sportlichen Erfolg bezeichnet die gebürtige Siegenerin die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2008 in Peking. „Es war sehr heiß und schwül und die Panikmache groß“, erinnert sie sich. Sie hat sich davon nicht beeindrucken lassen und am Ende lief sie die 10.000 Meter in 31:14,21 Minuten. „Alles war perfekt“, sagt sie im Nachhinein.

Bestzeit holte sie in Berlin

Bei ihrem ersten Marathon lief „Mocki“ 2007 in Köln als Siegerin über die Ziellinie. Sie war umgesattelt, „weil man langsamer wird in den Unterdistanzen“. Ihre Marathon-Bestzeit mit 2:26:21 Stunden erzielte sie drei Jahre später in Berlin. Und ihr schönster Marathon war der Lauf 2011 in New York, als sie Siebte wurde. „Das hat mich beflügelt“, sagt sie heute.

Seit die 39-Jährige weiß, dass sie Mutter wird, hat sie ihr Leben zwar umgekrempelt, aber auf das Laufen kann und will sie nicht verzichten. Vier- bis fünfmal die Woche schnürt sie die Turnschuhe und läuft zwischen 40 und 50 Minuten. „Ich höre auf meinen Körper und möchte kein Risiko eingehen“, betont sie.

Es gibt auch Gemecker

Ihren neuen Alltag als werdende Mutter teilt sie auf ihrer Facebookseite und erntet dort für ihre sportlichen Aktivitäten auch kritischen Stimmen. Engagiert diskutiert sie mit ihren Kritikern und sagt frank und frei, was sie denkt.

Sie weiß, dass sie polarisiert und schreibt ein Schwangerschaftstagebuch, das sie vielleicht veröffentlichen wird, wie sie verrät.

Es fand ein Wandel statt

Seit der Sport ihr Leben nicht mehr voll im Griff hat, erkennt sie auch, dass sie sich in eine andere Richtung entwickelt. „Ich war ein Egoist hoch drei“, meint sie. Was wiederum eine wichtige Voraussetzung sei, um an die Spitze zu kommen und sich auch dort zu halten.

Wenn das Hobby zum Beruf wird, verändert sich vieles. „Ich stand 17 Jahre unter Druck“, beschreibt sie dieses Gefühl. Sie habe dann Ende 2018 die Reißlinie gezogen, ihre sportliche Profikarriere beendet und auch Dinge gemacht, die nur einen Zweck hatten: nämlich, Spaß zu machen.

Derzeit ist die „Mocki“ oft im Fernsehen

„Mocki“ nahm an der RTL-Tanz-Live-Show Let‘s Dance teil; bewies ihren guten Geschmack bei der Vox-Sendung Promi Shopping Queen und schlug sich vor wenigen Tagen tapfer bei der Rateshow Bin ich schlauer als Verona Pooth? auf RTL.

Oh Gott. Mocki warum? Auf diesen Facebookkommentar nach der Ausstrahlung der „Promi Shopping Queen“ antwortet sie: Warum nicht, macht Spaß und habe ich mir schon immer gewünscht!

Sie belohnt sich mit diesen Aktivitäten auch für die harten Jahre als Profisportlerin, sagt sie. Besonders schön sei die Erfahrung, dass sie sich nun als Läuferin neu kennenlerne.

Nach 2014 kamen Leidensjahre

In Geislingen wird sie offen über ihre Grenzerfahrungen in ihrem Sportlerleben sprechen. Den Höhenflügen folgten ab 2014 Leidensjahre, berichtet sie. „Ich war ständig verletzt, musste mich durchkämpfen.“

Auch über das Thema Ernährung wird die Sportlerin reden, die Geislingen zum ersten Mal besucht. „Ich freue mich schon riesig darauf, in meine Laufwelt einzutauchen, denn das ist mein Thema“, kündigt sie an.

Ebenso verspricht „Mocki“, dass sie nach dem Referat gerne mit ihren Zuhörern ins Gespräch kommen würde. Die 39-Jährige hat ihre Erfahrungen aufgeschrieben. Die Neuauflage ihres Fitnesslaufbuches bringt sie mit.

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