Balingen

Gaby Hauptmann macht Balinger Gartenschau-Besuchern ihren neuesten Roman schmackhaft

05.06.2023

Von Barbara Szymanski

Gaby Hauptmann macht Balinger Gartenschau-Besuchern ihren neuesten Roman schmackhaft

© Barbara Szymanski

Gaby Hauptmann las aus ihrem Roman „Das größte Glück im Leben“.

Wer die Werbetrommel für sein neuestes Buch rühren will, regt nur geschickt den Appetit an. Deshalb erstaunt es nicht, dass Gaby Hauptmanns im April erschienenes 43. Werk nach der Lesung auf der Gartenschau-Plaza wegging wie warme Semmeln. Und überhaupt: der verheißungsvolle Titel „Das größte Glück im Leben“ passte gut zum heiteren Wetter und lockte zahlreiche Zuhörer an, was sogar die erfolgreiche Schriftstellerin und Journalistin aus Trossingen ein wenig erstaunte.

Und gleich mal vorneweg ein Kompliment: Trotz aufziehender Erkältung und Heiserkeit stand sie die Lesung samt vergnüglicher Zugabe charmant durch.

Wie so oft bei ihren Büchern, wirft die Autorin Zutaten aus dem prallen Leben in die Schüssel und rührt beherzt um mit schlanker Sprache, kurzen Sätzen und prägnanten Bildern.

Leben der Protagonistin wird durcheinandergeschüttelt

Die angesichts der unfertigen Wohnanlagen hinter der Plaza rein zufällig sehr naheliegende Gemengelage für das Menü dieses Romans: ein vom Abriss bedrohtes rosenumwölktes kleines Haus in bester Lage am Meer, ein reiches Rentnerpaar mit Wohnträumen, ein raffgieriger Immobilienmakler und ein hinterhältiger, sexistischer Vermieter, die das geordnete aber karge Leben der Protagonistin und ihrer Freundin gehörig durcheinanderschütteln. Aber da ist die Freundschaft und der Zusammenhalt, ohne die die Welt vom Untergang bedroht ist. So weit, so neugierig machend.

Bekannt geworden ist Gaby Hauptmann jedoch mit weniger rahmigen Titeln wie „Suche impotenten Mann fürs Leben“ oder „Scheidung nie, nur Mord“. Bei der Lesung des letztgenannten Romans ist sie weiland dem ehemaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder nebst der dritten oder vierten blonden Ehefrau begegnet. Sein Interesse an diesem Titel sei, nun ja, verhalten gewesen, sagte die 66-jährige Autorin bei ihrer Einführung. Die damalige Gespielin habe ihr jedoch ihre Visitenkarte zugesteckt. Doch vom zugeschickten Buch habe sie von den Schröders kein Sterbenswörtchen mehr gehört.

Als Zugabe gibt’s eine Kurzgeschichte

Während Gaby Hauptmann die Lesungsgäste auf der Plaza – so mancher Mann im Publikum konnte die Augen kaum aufhalten – nachdenklich zurückließ, auf welche Weise die Hauptfigur und ihr Freundeskreis die mannigfache männliche Bedrohung abwenden und sogar Gewinn daraus schöpfen kann, so entließ sie das Publikum bei der Kurzgeschichte als Zugabe dann doch noch heiter.

Auch hier Zutaten, die immer funktionieren, vor allem beim überwiegend weiblichen Publikum: Die Liebe zu den Schuhen. „Leidenschaft in Rot“ war der Titel, bei dem sich eine Frau zu einem runden Geburtstag kein Geschmeide wünscht, sondern High Heels – aus einem sündhaft teuren Züricher Geschäft. Vier Paar davon landeten deshalb im Kofferraum des dicken Autos. Der Zöllner an der Schweizer Grenze monierte dies: zwei Paar pro Person seien erlaubt. Da beide jedoch Schuhgröße 41 haben, zog der Mann vor den Augen des Beamten ein Paar an und stöckelte beherzt und lächelnd von dannen. Endlich sei er einmal größer als seine Frau.

Lachen, Applaus. Gut gemischt ist eben halb geschrieben.

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