Balingen

Floristenausstellung im Balinger Kuhstall blüht erneut auf – Gartenschau-Revival als Buch

01.03.2024

Von Rosalinde Conzelmann

Floristenausstellung im Balinger Kuhstall blüht erneut auf – Gartenschau-Revival als Buch

© Tine Bossenmaier

Zur Vorbereitung des „Frühlingserwachens" haben sich die Ausstellerinnen und Sponsoren im Gewölbekeller getroffen (vordere Reihe von links): Bob Schulz, Isabell Doster, Uschi Schulz, Christina Gomez des Claus. Obere Reihe (von links): Karolin Rebholz, Ingeborg Schlegel und Sigrid Herber.

Die Balinger Gartenschau ist Schnee von gestern, aber das Event wirkt in der Stadt noch nach. Eine der Attraktionen war die Floristenausstellung im 146 Jahre alten früheren Kuhstall des Gasthofs Lang. Die Kombination historisches Gewölbe und florale Kunst war bezaubernd und faszinierend. Sie „blüht“ noch mal auf: Die Ausstellerinnen haben ein Buch herausgebracht, in dem die schönsten floralen Kunstwerke verewigt sind – als bleibende Erinnerung an eine einzigartige Floristenschau.

Für die fünf an der Ausstellung beteiligten Betriebe war die Gartenschau-Zeit von Mai bis September 2023 ebenso eine einzigartige Erfahrung wie für die Betrachter ihrer Werk, die sie bei insgesamt 10 Einzelausstellungen präsentierten.

Eine aufregende Zeit

„Es war schon sehr aufregend“, sagt Ingeborg Schlegel, die seit 25 Jahren ihr Fachgeschäft Blütenzauber in Frommern betreibt. „Allerdings“, stimmt ihr Sigrid Herber lachend zu. Es habe ihre große Freude gemacht, Schönes aus der floralen Welt zu erschaffen. Herber ist Floristin, Gärtnermeisterin und Inhaberin der Gärtnerei Sämann in Ostdorf. „Am Schönsten war es, die Begeisterung der Leute zu sehen“, sagt Isabell Doster, die gemeinsam mit ihrem Bruder André das Blumenhaus Krigar in Ebingen in der dritten Generation führt.

Karolin Rebholz betreibt seit 2011 ihr Fachgeschäft Floraldesign im ehemaligen Sulzer Bahnhofsgebäude. Für sie war die Ausstellung eine Chance, ihren Betrieb mit besonderer und hochwertiger Floristik vorzustellen. Ihr hat es besonders gefallen, dass sie sich bei der Ausstellung ausleben konnte und „einmal mit ganz anderen Werkzeugen gearbeitet hat“. Quasi ausbrechen konnte aus dem „normalen“ Geschäft.

Eine besondere Herausforderung

Als eine besondere Herausforderung für sich und ihr Team beschreibt Floristmeisterin Christina Gomez de Claus, Inhaberin des Fachgeschäfts Blattwerk Floristik in Schönaich, die Gartenschau-Zeit. Sie habe einzigartige Momente, großartige Begegnungen und unglaublich viele positive Stimmen während des Ausstellungssommers in Balingen erlebt.

Als schön haben es alle empfunden, dass sie nie in Konkurrenz zueinander gestanden sind, sondern die wechselnden Ausstellungen als Gesamtkunstwerk betrachteten und sich über die Kreationen der anderen gefreut haben. „Was haben die anderen gemacht? Das war natürlich immer die spannende Frage“, erzählt Ingeborg Schlegel. Oftmals habe es wirklich auf den letzten Drücker geklappt. Das nennt man wohl kreativen Druck.

Anspruchsvolle Themen wurden umgesetzt

Alle zwei Wochen hat das Thema gewechselt. Auftakt war mit „Frühling, Frühling, Frühling“ im Mai. Es folgten noch im selben Monat „Das Glück der Liebenden“ und im Juni „Zwischen Balingen und Royan“. „Unser Zollernschloss“ schloss den Juni ab und im Juli wurden „Die Stadt der Waagen“ und „Wo das Feuer lodert“ thematisch umgesetzt. „Links und rechts der Eyach“, „Ob Eyach oder Amazonas“ und „Lebendige Kultur“ folgten im August. Den Schlusspunkt setzte das Thema „Von Fairtrade bis Regional“ im September.

Nachdem die Tür im Kuhstall im Herbst geschlossen wurde, schnauften die Austellerinnen erst einmal durch. In ihren Geschäften wurden sie danach immer wieder auf die wunderbaren Kreationen angesprochen, die sie für die Gartenschau geschaffen hatten.

Ehepaar ist Hauptsponsor

Dass letztlich aber die Erinnerungen weitergetragen und nicht vergessen werden, haben sie dem Ehepaar Bob und Uschi Schulz aus Balingen und der Kuhstall-Besitzerin Margarete Lang-Murmann zu verdanken. Wenngleich diese sagt, „ich bin nur der Stallgeber“. Aber sie ist auch eine Spenderin.

Floristenausstellung im Balinger Kuhstall blüht erneut auf – Gartenschau-Revival als Buch

© Rosalinde Conzelmann

Das Buch zur Floristen-Ausstellung im Balinger Kuhstall während der Gartenschau liegt nun vor.

Das Ehepaar Schulz kennt den Kuhstall von früher, hat dessen Verwandlung mit Staunen betrachtet, jede Ausstellung besucht und ist dem Zauber der floralen Kunst erlegen. Deshalb wollten sie, dass die Erinnerungen festgehalten werden und waren bereit, das Buchprojekt zu sponsern. „So bleibt die Ausstellung unvergessen“, betont Uschi Schulz. Die „Stallgeberin“ wiederum erklärte sich bereit, ein gewisses Kontingent an Büchern abzunehmen. Als Geschenke für die Nachkommen der Familie Lang.

Fotos kommen von Bossenmaiers

Wichtigste Voraussetzung für den Buchdruck aber waren professionelle Fotos, die zuhauf vorhanden waren. Das Balinger Fotografenehepaar Tine und Paul Bossenmaier hatte in seiner Rolle als Gartenschaufotografen jede Ausstellung besucht und die Floristikarbeiten für die Nachwelt festgehalten. Auch sie ließen sich für die Buch-Idee begeistern und steuerten die schönsten Aufnahmen für das 87 Seiten starke Werk bei. Ebenso stellten Sina Bertsch und Frank Tichler Fotos zur Verfügung.

Das Buch „Zehnmal Blühende Kunst“ liegt nun in einer Auflage von 500 Stück vor. Neben vielen wunderbaren Fotos, die so eine Renaissance erleben, stellen sich die Betriebe kurz vor, ebenso wird die Location und ihre Bedeutung skizziert.


Stadt hat den Kuhstall gemietet

Denn auch für Kuhstall-Inhaberin Margarete Lang-Murmann war die Gartenschau-Zeit herausfordernd und ungewöhnlich. Sie hat das historische Gebäude, das den verheerenden Brand des Gasthofs im Jahr 1996 als einzige Anlage überstanden hat, während der Zeit der Gartenschau an die Stadt vermietet, nachdem eine der Macherinnen das historische Juwel an der Eyach entdeckt hatte.

Neue Türen und Fenster im Kuhstall

Margarete Lang-Murmann, die das Gasthaus, das seit 1826 der Familie Lang gehört, seit 1975 in Eigenregie betreibt, hat für die Ausstellung neue Türen und Fenster beigesteuert. Um die Elektrik hat sich die Stadt gekümmert; für die stimmungsvolle Beleuchtung waren die Ausstellerbetriebe zuständig.

Es gab wahre Volksströme

Die 83-Jährige spricht den Floristinnen ein großes Lob aus: „Sie haben in diesem Gartenschau-Sommer Ungewöhnliches geschaffen und geleistet.“ Jede Ausstellung sei besonders gewesen. Das Gewölbe habe wahre Volksströme aufgenommen.

Das Ambiente hat es ausgemacht

Die Ausstellerinnen geben ihr Lob postwendend an ihre „Hausmutter“ zurück. Denn das besondere Ambiente des Kuhstalls habe den Reiz der Ausstellungen ausgemacht und sich als ideale, nicht alltägliche Plattform herausgestellt. Ein weiterer Pluspunkt: „Wir hatten es schön kühl im Sommer“, sagt Isabell Doster. So hatten die blühenden Schönheiten die richtigen Temperaturen, um sich wohlzufühlen und in den zwei Wochen nicht schlappzumachen.

Das Buchprojekt hat die floralen Künstlerinnen erneut zusammengeführt. Und dieses Wiedersehen wollen sie auch mit den ehemaligen Besuchern ihrer Ausstellung und den Ehrenamtlichen feiern. Schließlich hätten sich die Ehrenamtlichen den ganzen Sommer so richtig ins Zeug gelegt und sie nach Kräften unterstützt, lobt Ingeborg Schlegel.

Ausstellung und Buchverkauf

Am Sonntag, 17. März, wird der Kuhstall von 10 bis 16 Uhr erneut seine Tür für eine kleine Ausstellung öffnen. Unter dem Motto Frühlingserwachen beteiligen sich alle Austeller daran. Die Bücher liegen zum Verkauf aus. „Es soll ein kleines Revival für unser Publikum und die Ehrenamtlichen sein“, kündigt Isabell Doster an. „Es wäre schön, wenn wir den einen oder anderen wiedersehen würden“, fügt sie noch an.

Wer keine Zeit für das Revival am 17. März hat, kann das Buch in Balingen in der Neuen Buchhandlung Rieger oder in der Mediathek erwerben.

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