Balingen

Ein Jahrhundert voll Freude, Fleiß und Zufriedenheit – Anneliese Liebhardt wird 100

04.08.2023

Von Paul Braun

Ein Jahrhundert voll Freude, Fleiß und Zufriedenheit – Anneliese Liebhardt wird 100

© Paul Braun

Anneliese Liebhardt wird am Freitag 100 Jahre alt.

Am Freitag wird Anneliese Liebhardt aus Frommern 100 Jahre alt. Was sie über dieses beachtliche Jubiläum sagt und was ihr Geheimnis für ein erfülltes und langes Leben ist.

Am 4. August 1923 erblickte Anneliese Liebhardt in Ulm an der Donau das Licht der Welt. Anfangs bei ihren Großeltern in Reinstetten aufgewachsen lernt sie in deren Bedarfsladen bereits im Kindesalter ihren Ehemann in spe kennen. Mit acht Jahren zieht sie zu ihren Eltern nach Truchtelfingen in den heutigen Zollernalbkreis.

Eine gute und lange Ehe

Während des Zweiten Weltkrieges wurde sie einbestellt und musste drei Jahre lang beim Deutschen Roten Kreuz in einem Ausbildungslager arbeiten. Nach dem Krieg, mit 24 Jahren, heiratete sie ihren Ehemann, mit dem sie 65 überaus glückliche Ehejahre verbringen durfte, ehe er 2013 verstarb. „Dieses Jahr wäre er 103 gewesen“, sagt Anneliese Liebhardt. Sie haben eine sehr gute und glückliche Ehe geführt.

Auf dem Markt geht es ihr gut

Der Name Liebhardt ist auf Wochen-, Krämer- und Flohmärkten im ganzen Land bekannt. Anneliese Liebhardt erklärt, früher, nach dem Krieg, „da hatten wir nichts“, sie musste also von Null anfangen. Also kaufte sie, nachdem ein Textilbetrieb deren Besitzer sie kannte, schließen musste, mit ihrem ersparten Geld Stoffe und verkaufte diese auf dem Markt weiter. Später kamen noch rund zehn Maschinen und einige Näherinnen hinzu, die die Stoffe herstellten, um auf Märkten verkauft zu werden.

Die Kunden waren ihr das liebste

„Wenn ich könnte, würde ich noch heute auf den Markt gehen“, sagt die überaus rüstige Rentnerin. Sie vermisse den Kontakt zu den Kundinnen und Kunden sehr. Mit 85 habe sie aufgehört, regelmäßig auf Märkte zu gehen, doch ihre Kinder machen noch weiter. Stolz zeigt sie ihre schicke Bluse und erklärt: „Alles, was ich anhabe, habe ich von meinen Söhnen.“ Ab und an, erzählt sie, gehe sie noch auf Flohmärkte, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen und den Kontakt nicht zu verlieren.

Fit bis ins hohe Alter

Vor vier Jahren ist Anneliese Liebhardt von ihrem stattlichen Haus in Frommern in die betreute Wohneinrichtung Hörnleblick in Frommern gezogen. „Hier gefällt es mir sehr gut, ich finde es wirklich schön.“ Wie sie selbst sagt, gehe das Alter nicht ganz spurlos an ihr vorbei. Auch wenn sie im Kopf noch immer fit wie ein Turnschuh, schlagfertig und geistreich ist, lässt ihre Kraft langsam nach. Noch bis vor drei Monaten sei sie immer allein einkaufen gegangen, mittlerweile erledigen das ihre Söhne.

„Die Gosch tut noch“

„Der Wille wäre da, aber die Kraft fehlt; der Rest tut noch, die Gosch auch“, sagt sie und lacht. Allgemein ist Anneliese Liebhardt ein sehr intelligenter, lebensfroher Mensch und immer für einen Spaß zu haben. Jeden Abend, erzählt sie, treffe sie sich mit zwei weiteren Bewohnerinnen, um Rummikub zu spielen. „Und dann gewinne ich auch noch meistens“, fügt sie kokett an. Diese Tradition mache ihr viel Spaß und natürlich genehmige man sich dann auch mal ein „Achtele“.

„Für ein gutes Leben muss man hart arbeiten“

Anneliese Liebhardt sagt: „In meinem Leben war alles dabei, Höhen und Tiefen.“ Sie habe aber immer alles gut überstanden, hat sich mit ihrem Mann von Nichts zu einem beachtlichen Familienunternehmen hochgearbeitet, sei immer tüchtig gewesen. Die Motivation scheint ihr nicht auszugehen. „Für ein gutes Leben muss man hart arbeiten. Ich habe immer hart gearbeitet und jetzt darf ich das auskosten.“

Disziplin ist wichtig

Auch körperlich ist die 100-Jährige noch recht fit. Sie achtet immer darauf, gepflegt auszusehen und ist mit ihrem Rollator noch immer mobil. „Ich kann mich nicht gehen lassen, will ich auch nicht.“ Man müsse immer hart zu sich selbst sein und Disziplin an den Tag legen.

„Ich bin zu alt, um dement zu werden“

Vor allem im Kopf ist die Jubilarin jung geblieben. Sie freue sich sehr am Leben und daran, geistig und psychisch gesund zu sein – oder wie sie sagt: „Ich bin zu alt, um dement zu werden.“ Witze reißt sie nämlich auch gern.

Viel von der Welt gesehen

Am liebsten erzählt Anneliese Liebhardt von ihren vielen Reisen, die sie bereits unternehmen durfte. „Jeden Januar – nach Ende der stressigen Weihnachtsmarkt-Saison – sind wir ins Warme geflogen“, erinnert sie sich. Ob Thailand, Sri Lanka, Mallorca oder auch Gran Canaria, Anneliese Liebhardt hat die halbe Welt gesehen.

Was ist die Philosophie für ein langes und gutes Leben?

Ein ganzes Jahrhundert ist Liebhardt nun also am Leben. Am Freitag feiert sie mit der ganzen Familie, den Kindern, sieben Enkeln und mittlerweile sogar sechs Urenkeln im Gasthaus Ritter ein „riesiges Fest“. Selbst der Bürgermeister habe sich bereits zum Gratulieren angemeldet. Auf die Frage, wie man die Lebenszeit gut und lang verbringt, antwortet sie mit einem Wort: „Zufriedenheit – das ist meine Philosophie für ein erfülltes Leben.“ Sie freue sich am Leben und denkt nicht ans Aufhören.

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