Albstadt

Ein Erweiterungsbau für 13,5 Millionen Euro verdoppelt die Bettenkapazität der Akutklinik Nank

30.03.2021

Von Volker Bitzer

Ein Erweiterungsbau für 13,5 Millionen Euro verdoppelt die Bettenkapazität der Akutklinik Nank

© Volker Bitzer

Sicherheitshalber mit Maske, trotz Corona-Schnelltest vor Ort: Grundsteinlegung für den Anbau der Curamed-Akutklinik auf dem Nank in Tailfingen.

Am Dienstagvormittag war feierliche Grundsteinlegung für die Erweiterung des psychosomatischen Krankenhauses in Tailfingen. Bislang konnten 30 Patienten betreut werden, künftig sind es 60. Die beiden Bauabschnitte sollen rund zweieinhalb Jahre dauern.

Dienstagvormittag, 10 Uhr – ein wunderschöner, warmer Frühlingstag, ein Rotmilan zieht lautlos seine Kreise am wolkenfreien Albstadthimmel, in der Ferne ist ein Specht damit beschäftigt, sein Zuhause zu zimmern. Kein Verkehrslärm, nur Vogelgezwitscher durchdringt die Stille. Hier, ganz hinten im Wohngebiet Nank, wo sich Wiesen und Wald anschließen und mit Blick auf die „Burg“, mit 975 Metern Albstadts zweithöchster Berg, kommt man sich fast schon vor, als wäre man in den Ferien.

Ein Erweiterungsbau für 13,5 Millionen Euro verdoppelt die Bettenkapazität der Akutklinik Nank

© Architekturbüro Pfaus

Wie eine Hotelanlage präsentiert sich die Akutklinik Nank. Linkerhand, ab dem Rondell, der komplette Neubau.

So sieht es auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Bareiß, der von einem Termin „fast wie Urlaub“ spricht. Das vor einer kleinen Runde, die sich zur Grundsteinlegung für den Anbau der Akutklinik Albstadt (wir berichteten) – die einstige Buchtalklinik auf dem Nank – eingefunden hat. Alles coronakonform. Sogar einen Schnelltest musste jeder Gast über sich ergehen lassen, bevor er auf die Terrasse des Hauses begleitet wurde.

Erste Klinik sorgte für viel Kritik

Eben dieses idyllische Umfeld ist es auch, in dem Patienten Zeit zur Veränderung finden, sich erholen, genesen sollen. Noch vor gut 15 Jahren sorgte das Bauprojekt der damaligen Buchtalklinik für reichlich Gesprächsstoff in der Bevölkerung und sogar heftigen Widerstand bei den Albstädtern, nicht nur bei vielen direkten Anwohnern. „Mittlerweile ist die psychosomatische Klinik für Privatpatienten aber in der Bevölkerung angekommen“, wie es Oberbürgermeister Klaus Konzelmann auf den Punkt brachte. Er freute sich über die weitere Stärkung des Klinikstandortes Albstadt.

30 Patientenzimmer reichen nicht mehr aus

Das 2007 eingeweihte Haus ist zudem seit drei Jahren unter neuer Regie. Gewandelt hat sich auch die Belegung, die bei der Übernahme fast schon existenzielle Sorgen bereitete, wie es der Ärztliche Direktor, PD Dr. Dr. Yasin Müller, ausführte. Die 30 Patientenzimmer, allesamt natürlich Einzelzimmer, reichen heutzutage bei weitem nicht mehr aus. Und so hat sich der neue Eigentümer, das ist ein Schweizer Privatier, der in Berlin wohnt, zusammen mit der Klinikleitung zu einem Anbau entschlossen.

Noch nie soviele psychosomatischen Erkrankungen

Dieser scheint auch mehr als notwendig. „Noch nie war der Anteil an psychosomatischen Krankschreibungen in Deutschland so hoch wie derzeit“, erläuterte der kaufmännische Klinikchef Bernd Scheffold. Es sei zwar in der heutigen Zeit, die nicht zuletzt durch Corona von Zukunftsängsten geprägt sei, nicht leicht, ein solches, immerhin rund 13,5 Millionen Euro schweres Projekt zu stemmen. Man sei aber trotzdem zuversichtlich: „Es geht nicht um Ideen. Es geht darum sie möglich zu machen.“ zitierte er den US-amerikanischen Unternehmer Scott Belsky.

Schmerz- und Schlaftherapie

Ängste, die Betten nicht voll zu bekommen, hat auch der medizinische Klinikchef Dr. Möller nicht. Er erläuterte das gesamtheitliche Konzept und die Breite der psychosomatischen Lösungsansätze, die auf Nank gepflegt werden. Schmerz- und Schlaftherapie sind dabei zwei wichtige Pfeiler. Sogar über ein eigenes Schlaflabor verfügt das Haus. Eine Untersuchungsmöglichkeit, die offenbar immer mehr an Bedeutung gewinnt; auch vor dem Hintergrund, dass jeder zweite Deutsche über 65 Jahren mittlerweile über Schlafprobleme klagt.

Nicht ohne Stolz führte Dr. Müller auch aus, dass seit Ausbruch der Pandemie kein einziger Corona-Fall in der Akutklinik Nank auftrat. Konsequentes Testen und wöchentliche Untersuchungen aller Personen, die das Haus betreten, seien maßgeblich dafür.

Fotostrecke
/
In kleinem Kreise feierte man am Dienstagvormittag die Grundsteinlegung. Alle geladenen Gäste wurden vor Ort in der Klinik einem Corona-Schnelltest unterzogen.

© Volker Bitzer

Bernd Scheffold, Geschäftsführer der Akutklinik Albstadt.

© Volker Bitzer

Der Ärztliche Direktor Privat-Dozent Dr. Dr. Yasin Müller stellte das medizinische Konzept vor.

© Volker Bitzer

Achim Pfaus vom gleichnamigen Sigmaringer Architekturbüro plante den Erweiterungsbau.

© Volker Bitzer

Gastredner war auch Thomas Bareiß MdB, Parlamentarischer Staatssekretär.

© Volker Bitzer

Zu den Gastrednern gehörte Albstadts Oberbürgermeister Klaus Konzelmann.

© Volker Bitzer

In kleinem Kreise feierte man am Dienstagvormittag die Grundsteinlegung. Alle geladenen Gäste wurden vor Ort in der Klinik einem Corona-Schnelltest unterzogen.

© Volker Bitzer

Der Parlamentarische Staatssekretär Thomas Bareiß packt einen Klinikprospekt in die Zeitkapsel.

© Volker Bitzer

Architekt Pfaus und Jakob Decker vom gleichnamigen Baugeschäft in Nusplingen. Er hält die Zeitkapsel in der Hand, welche im Fundament einbetoniert wurde.

© Volker Bitzer

Sicherheitshalber mit Maske, trotz Corona-Schnelltest vor Ort: Grundsteinlegung für den Anbau der Curamed-Akutklinik auf dem Nank in Tailfingen.

© Volker Bitzer

„Der Anbau an die bestehende Klinik nutzt zwar das Grundstück aus, er strapaziert aber nicht das Baurecht“ beschrieb der Sigmaringer Architekt Achim Pfaus die Erweiterung. Auch gebe es Kosmetik am Altgebäude, so dass unter dem Strich eine Kombination von Klinik und Vier-Sterne-Hotel entstehe.

Zeitkapsel mit Dokumenten von heute

Dann holte er einen Edelstahl-Zylinder hervor. Zusammen mit Jakob Decker vom gleichnamigen Baugeschäft verpackte er Pläne in das robuste Gefäß. Eine so genannte Zeitkapsel. Klinikleiter Scheffold, OB Konzelmann und Thomas Bareiß packten ebenfalls Dokumente hinzu.

Im Betonquader in das Fundament

Mit dieser Zeitkapsel, welche mindestens 100 Jahre halten soll, schritt die kleine Runde zur eigentlichen Zeremonie der Grundsteinlegung: In einen vorbereiteten, ausgehölten Betonquader, schüttete Jakob Decker frisch angerührten Zement, auf diesen wurde der silbrige Zylinder gelegt und dann wieder Zement und schließlich noch zwei (Grund)steine. Mit Maurerkelle und Hammer klopften die Teilnehmer dieses Maurer-Workshops, mehr symbolisch, obendrauf. Später, wenn alles trocken ist, wird der gesamte Betonquader im Fundament versenkt.

Details zum Bauprojekt

Die Erweiterung zieht sich weiter nach hinten ins Buchtal und ist mit dem bestehenden Haus via überdachtem Gang verbunden. Es entstehen 30 weitere, teils erneut barrierefreie Einzelzimmer für Patienten. Hinzu kommen u.a. neue Therapie- und Gruppenräume, ebenso ein neuer Eingangsbereich mit Lobby.

Dauer Zirka zweieinhalb Jahre sind eingeplant für die Erweiterung der Akutklinik. Diese unterteilt sich in zwei Bauabschnitte und es entstehen zwei neue Baukörper, einer etwa 12x35 Meter, der andere 30x30 Meter in der Grundfläche. Die oberen Geschosse, bis zu drei, sind mit Aufzügen zu erreichen.

Diesen Artikel teilen: