Balingen

„Eigenbrötlerisch sein ist sympathisch“: Johann König freut sich auf den Auftritt in Balingen

22.09.2021

Von Jasmin Alber

„Eigenbrötlerisch sein ist sympathisch“: Johann König freut sich auf den Auftritt in Balingen

© Boris Breuer

Jubel, Trubel, Heiserkeit: Johann König kommt mit seinem neuen Programm nach Balingen.

Johann König ist die selbsterklärte depressive Stimmungskanone. Welche Eigenschaften der Schwaben er schätzt, wie er Geflügelexperte wurde, warum er sich gerne an sein letztes Gastspiel in Balingen erinnert und was die Besucher beim nächsten erwartet, erzählt er Interview. Der ZOLLERN-ALB-KURIER verlost Karten für seinen Auftritt am Freitag, 1. Oktober, in der Stadthalle Balingen.

Johann König ist eigentlich der Mann der leisen Worte, des Humors, der vielleicht auch kurz Zeit zum Wirken braucht. Er bezeichnet sich selbst als depressive Stimmungskanone, die brüchige Stimme ist sein Markenzeichen. Am 1. Oktober tritt der Westfale in der Stadthalle Balingen auf. Im Interview verrät er, was das Publikum erwartet, was er an den Schwaben schätzt und wieso Hühner und Verschwörungstheorien sein aktuelles Programm bereichern.

Wie haben Sie die ersten Live-Auftritte nach der langen, coronabedingten Durststrecke empfunden?

Johann König: Das war sehr aufregend. Ich hatte im Lockdown viele Auftritte – Fernsehauftritte ohne Publikum. Das ist natürlich ganz anders als Live-Auftritte vor Zuschauern, wenn man nur in eine Kamera schaut und gar keine Reaktion hat. Als dann wieder Leute da saßen, das waren dann Open-Airs, wusste ich nicht: Kann ich das noch? Lachen die noch an den gleichen Stellen? Aber es hat noch funktioniert. Jetzt freue ich mich total auf die Hallenauftritte. Dort wird es dann hoffentlich genauso wie früher.

Haben Sie bemerkt, dass sich durch die Pandemie beim Publikum etwas verändert hat?

Das Publikum ist, wie auch die Künstler und die Veranstalter, etwas unsicher. Sie überlegen: Halte ich jetzt genügend Abstand? Muss ich eine Maske tragen? Und wenn man richtig lachen und dem Künstler zuhören will, muss man richtig entspannt sein.

Das kommt aber so langsam wieder. Es kommen insgesamt weniger Zuschauer, das merken wir alle. Viele Leute haben Erfahrungen gemacht mit Karten, die sie zurückgeben mussten oder wenn Veranstaltungen zum dritten Mal verschoben wurden. Aus dieser Erfahrung heraus kaufen die Leuten nicht mehr so viele Karten.

Auch in Balingen?

In Balingen, das kann ich sagen, wird der Termin auf jeden Fall stattfinden. Ich werde den Auftritt auch nicht abbrechen (lacht). Und ich hoffe, die Leute kommen.

Sie waren ja zuletzt 2017 in Balingen und hatten sicherlich schon andernorts Kontakt mit den Schwaben. Wir werden oft wegen unseres Dialekts und unserer Eigenheiten belächelt. Aber gibt‘s vielleicht auch etwas, das Sie an den Schwaben schätzen und was uns als Publikum auszeichnet?

Ich habe wirklich in meiner Liste geschaut, wie das damals in Balingen war. Ich habe nämlich alle Auftritte in einer kleinen Excel-Tabelle archiviert mit Datum, die Stadt, wie die Halle hieß, wie viele Zuschauer dort waren und wie ich die Stimmung fand. Bei Balingen steht: Sensationell. Und das steht ganz selten da.

Ich kann auch gar nichts Schlechtes sagen über euch. Ich weiß überhaupt nicht, welches Klischee über Baden-Württemberger herrscht.

Zum einen der Dialekt zum anderen die Sparsamkeit oder das Eigenbrötlerischsein.

Nun ja, eigenbrötlerisch bin ich auch. Das bin ich schon immer gewesen und das finde ich sehr sympathisch. Aber natürlich ist der Dialekt gewöhnungsbedürftig. Ich mache mich auch über den Dialekt lustig und sage, dass eine Frau gefragt hat: Hascht Luscht? Das ist schon etwas, das ich lustig finde.

Ich werde bestimmt Zeit haben, in Balingen herumzulaufen, vielleicht schaue ich mir auch das Zollernschloss noch mal an. Da werde ich dann bestimmt etwas aufschnappen. Und vielleicht entsteht daraus noch eine Geschichte.

Darf man Sie denn ansprechen, wenn Sie jemand auf der Straße erkennt?

Ja, natürlich! Jeder darf mich ansprechen, ich weiß halt nicht, ob ich dann reagiere (lacht). Nein, im Ernst. Ich laufe da ganz normal rum und werde oft an der Stimme erkannt. Mich darf jeder ansprechen und nach einem Foto fragen, das ist gar kein Problem.

Sie hatten es eben angesprochen: Die Stimme ist Ihr Wiedererkennungswert. Das Programm heißt „Jubel, Trubel, Heiserkeit“. Entstanden ist es schon vor Corona, aber lassen Sie die aktuelle Lage trotzdem ins Programm mit einfließen oder ist die Pandemie ein Thema, das ausgeklammert wird?

Wir haben das alle erlebt die letzten anderthalb Jahre und so etwas kann man nicht einfach ausklammern. Ich weiß schon auch, dass es einige Leute gibt, die es nicht mehr hören können und das Thema leid sind.

Aber natürlich habe ich auch meine Corona- und Lockdownerfahrung und werde darüber reden. Das Programm hat sich auch geändert, weil ich viel erlebt habe mit den Kindern im Homeschooling und neuen Tieren, die wir haben.

Neue Tiere?

Wir haben jetzt Hühner, allein wegen des Lockdowns. Das ist auch lustig, teilweise, und deshalb werde ich darüber berichten. Ich wollte keine Hühner, aber meine Frau und die Kinder.

Dann hab ich gesagt: Ich mache nie den Stall sauber, aber ich baue euch einen. Wir haben ein ganz neues Bewusstsein bekommen für das Lebensmittel Ei.

Haben Sie auch neue Hobbys für sich entdeckt?

Wir sind nicht nur Hühnerexperten, ich kann jetzt auch Französisch. Ich habe nämlich mit meinem Sohn gelernt. Durch den Onlineunterricht konnte ich quasi auch am Unterricht teilnehmen.

Da habe ich mich hinter der Treppe versteckt und konnte das mitverfolgen. Das heißt, ich habe jetzt ein Jahr Schulfranzösisch gelernt und den Lockdown genutzt, um eine neue Sprache zu lernen.

Das sind beides sehr nachhaltige Projekte. Können Sie abschließend noch in wenigen Sätzen zusammenfassen, worauf sich die Besucher am 1. Oktober freuen dürfen?

Im Programm geht es auch um Nachhaltigkeit, um Umweltschutz und Unverpacktläden und Familienleben. Das Balinger Publikum erwartet ein großes Potpourri der gepflegten Abendunterhaltung. Ich bin nicht mehr nur der schüchterne Poet, der irgendwelche Gedichte vorliest, sondern ich bin ja auch sehr laut zwischendurch, schreie rum und bin sehr aggressiv (lacht).

Ich tanze, ich mache Hula-Hoop auf der Bühne, erzähle Geschichten aus meinem Leben, ich rede über Verschwörungstheorien und über Hühner.

Und ich habe ein neues Lied mit dabei: ein Song über das Backen, weil ich im Lockdown angefangen habe, zu backen. Vielleicht geht es auch um Sparsamkeit und darum, eigenbrötlerisch zu sein. Das überlege ich mich noch ...

Gewinnspiel: Der ZAK verlost dreimal zwei Karten

Der ZOLLERN-ALB-KURIER verlost dreimal zwei Tickets für die Veranstaltung mit Johann König am 1. Oktober in Balingen. Wer an der Verlosung teilnehmen möchte, schickt bis Sonntag, 26. September, eine E-Mail mit dem Betreff „Johann König“ an marketing@zak.de.

Wichtig: Neben dem Namen auch die vollständige Adresse und Telefonnummer angeben. Die Gewinner werden benachrichtigt.

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