Balingen

„Do, wo ma na g’hert“: Was Heimat für Manfred Stingel vom Dürrwanger Haus der Volkskunst ist

27.03.2024

Von Jasmin Alber

„Do, wo ma na g’hert“: Was Heimat für Manfred Stingel vom Dürrwanger Haus der Volkskunst ist

© Gert Ungureanu

Manfred Stingel, wie man ihn kennt: in authentisch historischer Tracht (Archivfoto).

Heimat ist nicht nur ein Wort, es ist ein Gefühl. Für Manfred Stingel schafft Heimat auch Identität und ist eng verknüpft mit Musik und Tanz. Der Chef im Haus der Volkskunst in Dürrwangen, dem Ort, an dem Heimat(geschichte) gelebt wird, spricht darüber. Heimat ist auch für den tschechischen Romantik-Komponisten Antonín Dvořák, dessen bekanntes Cellokonzert in Balingen aufgeführt wird, zeitlebens wichtig gewesen. Schwäbisches und tschechisches Heimatgefühl haben so einige Parallelen.

„Land, Landesteil oder Ort, in dem man [geboren und] aufgewachsen ist oder sich durch ständigen Aufenthalt zu Hause fühlt (oft als gefühlsbetonter Ausdruck enger Verbundenheit gegenüber einer bestimmten Gegend)“ – Diese Beschreibung findet man im Duden zum Wort Heimat. Heimat ist aber mehr als ein Begriff. Aber was ist sie, ganz kurz zusammengefasst? Eine schwere Frage, meint Manfred Stingel und sagt nach kurzem Überlegen – natürlich auf Schwäbisch: „Heimat isch do, wo ma na g’hert.“ Und: „Die Kultur, vor allem die Regionalkultur zu pflegen, in Lied, Musik und Tanz, schafft Identität.“

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Die Heimat, die Kultur, die daraus geschaffene Identität, ist in der ganzen Welt so. „Wenn man in der Türkei ist, singt man türkisch. Wenn man in Japan ist, japanisch“, zählt Stingel auf. Allein, „bei uns ist das nicht mehr so“. Dem entgegenzuwirken, dass die Regionalkultur verschwindet, ist ein großes Anliegen Manfred Stingels und aller, die im Haus der Volkskunst und in den Gruppen wirken.

Rechtsextremismus hat keinen Platz

Und, auch das ist ihm immens wichtig: Heimatverbundenheit und Weltoffenheit schließen sich nicht aus, im Gegenteil. Neuem, Anderem gegenüber aufgeschlossen, tolerant zu sein, „ist sehr wichtig“, betont Stingel. Rechtsextremismus hat da keinen Platz, wird er deutlich. Wenn man die Heimatkultur als Bollwerk dagegen sieht, „dann kann man voller Freude seine Kultur pflegen“. Und, da ist sich Manfred Stingel sicher, die althergebrachten Melodien, schwäbische Lieder und Tänze helfen auch bei der Integration.

Heimatliebe, ganz ohne politisch negativ belegt zu sein, spendet auch Hilfe in schwierigen Situationen.

„Musik kennt keine Sprachbarriere“

Welche Rolle beim Thema Heimat die Musik spielt, ist da fast schon selbsterklärend. „Musik kennt keine Sprachbarriere“, so Stingel. „Und Musik macht den Tanz.“ Sozialtänze, wie sie auch von den Gruppen des Hauses der Volkskunst in Dürrwangen gespielt und getanzt werden, haben ihren Namen nicht ohne Grund. Auch traditionelle schwäbische Kinder- und Volkslieder, wie sie schon die Kleinsten in den Haus-der-Volkskunst-Gruppen (wieder) lernen, werden oft lieber gehört als die modernen, weiß er aus seiner langjährigen Erfahrung und Gesprächen mit Eltern. Er bedauert, dass es diese Grundbildung an den Schulen mittlerweile nicht mehr gibt – nicht nur, was das schwäbische Kulturgut angeht, sondern insgesamt Gesang und Tanz im Schulleben zu etablieren.

Und da spielt auch die (Heimat-)Historie wieder eine Rolle. Mit Musik und Tanz wird viel Geschichte festgehalten und weitergegeben – nur ein Beispiel dafür die Belege, dass in Schwaben schon um 1300, 1400 viel getanzt wurde; vor 600 Jahren die Paartanztradition begonnen hat.

Die Bedeutung von Musik und Heimat, sieht er nicht nur bei den traditionellen (schwäbischen) Liedern, wie er auf Nachfrage sagt. Viele Komponisten klassischer Sinfoniemusik haben traditionelle Melodien in ihre Werke eingebaut.

Dvoraks Heimatverbundenheit in Celloklängen

Heimat war auch dem tschechischen Komponisten Antonín Dvořák (1841 bis 1904) besonders wichtig, ebenso zeigte er sich zeitlebens weltoffen. Er hat sein Cellokonzert h-moll, Opus 104 während eines Amerika-Aufenthaltes komponiert, ebenso seine berühmte Sinfonie „Aus der neuen Welt“. In seiner Musik erzählt er lautmalerisch von den Emotionen der Heimatverbundenheit, des Heimwehs, der Liebe zur Heimat und der tiefen inneren Verwurzelung in dieser. Das berühmte Cellokonzert kann das Publikum beim Konzert mit der Neuen Philharmonie aus Berlin unter der Leitung von Andreas Schulz am 25. April in der Stadthalle erleben.

Es ist Teil der Reihe „Schwäbische. Klassik. Sterne!“, mit der die SV-Gruppe neben den Liebhabern klassischer Konzerte auch den Menschen ein besonderes Erlebnis verschaffen will, die in ihrem Leben noch nie ein solches Konzert besucht haben. Neben Antonín Dvořáks Cellokonzert h-moll op. 104 steht auch die Sinfonie Nr. 1 c-moll op. 68 von Johannes Brahms auf dem Programm unter dem Titel „Romantik pur“ (Beginn: 19.30 Uhr). Solist ist Arne-Christian Pelz. Lutz Schumacher, CEO von Schwäbisch Media und selbst Dirigent, wird an diesem Donnerstagabend in der Stadthalle das Konzert moderieren.

Tickets im Vorverkauf auch zum Selbstausdrucken

Wer kurzfristig noch ein Ostergeschenk sucht oder sich selbst beschenken möchte: Karten gibt es im Vorverkauf auf sz.schwaebische.de/ticketshop – auch als „Print@Home“-Tickets zum Selberausdrucken – sowie an den bekannten Vorverkaufsstellen. Die Karten kosten 34 Euro, mit ZAK-Abo 30 Euro; ermäßigt 15 Euro (für Schüler, Studenten, Schwerbehinderte und Begleitpersonen von Menschen mit Behinderung.)

„Do, wo ma na g’hert“: Was Heimat für Manfred Stingel vom Dürrwanger Haus der Volkskunst ist

© Roland Beck

Die Neue Philharmonie aus Berlin – hier bei der ersten Auflage der „Schwäbischen. Klassik. Sterne!“ in Balingen im Mai 2023 – konzertiert am 24. April erneut in der Stadthalle.

Ebenso sollten sich Interessierte den 1. Mai vormerken: Hier ist ein Tag der offenen Tür im Haus der Volkskunst geplant, an dem nach dem traditionellen Bändertanz sämtliche Sparten – von Tanz und Musik bis hin zu Einblicken in alte Handwerkskunst – vorgestellt werden. Über das Programm werden wir im Vorfeld des Maifeiertags noch berichten.

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