Balingen

Die Brücke muss her: Engstlatt hofft auf Vollendung des „Vierteljahrhundertprojekts“

08.03.2024

Von Nicole Leukhardt

Die Brücke muss her: Engstlatt hofft auf Vollendung des „Vierteljahrhundertprojekts“

© Pascal Tonnemacher

Auf diesem Luftfoto aus dem Archiv sind die beiden Stellen gut zu erkennen, die den östlich der Bahn gelegenen Teil von Engstlatt mit dem Altort verbinden: Der Bahnübergang in der Meisterstraße links und die Unterführung rechts.

Ein lauter Rumms und nichts ging mehr: Am Freitag, kurz vor 10 Uhr morgens, hatte sich ein Sattelzug mit Hänger in Engstlatt in der Bahnunterführung zwischen der Caspar-Nagel- und der Hertenwiesenstraße verkeilt. Kein Einzelfall, sagt Ortsvorsteher Klaus Jetter. Mit dem Unfall werden auch die Rufe nach dem Brückenneubau zum Baugebiet Hertenwasen wieder laut. Wir haben die Verwaltung gefragt, wie lange es noch dauert.

Anrufe, die Engstlatts Ortsvorsteher Klaus Jetter zur Genüge kennt: Er sei informiert worden, dass wieder einmal ein Laster versucht hatte, unter der Unterführung hindurchzufahren und dabei steckengeblieben sei, erzählt er im ZAK-Gespräch. Sechs- oder siebenmal im Jahr klingle dann sein Telefon, „ich habe mir vor Ort ein Bild von der Lage gemacht und den Bauhof beauftragt, die heruntergerissenen Gitter unter der Brücke zu entfernen, damit der Verkehr später wieder gefahrlos hindurchfahren kann“, sagt er.

2001 das Ja zur Brücke, 2024 hofft Engstlatt noch immer

Dass Lastwagenfahrer, womöglich vom Navi gelotst, diese Strecke nehmen, wenn sie zu ortsansässigen Firmen wollen – in diesem Fall wäre das Ziel des Lastwagenfahrers eine Strickstoff-Firma gewesen – sei ebenfalls keine Seltenheit. Es fehle schlicht an einer komfortablen Verbindung in diesen Teil des kleinen Ortes. Und das schon lange. „Für uns ist es mittlerweile ein Vierteljahrhundertprojekt“, sagt Jetter. Denn bereits im Jahr 2001 habe der Gemeinderat dem Projekt zugestimmt. „Und jetzt haben wir 2024“, betont Jetter. Doch der Ortsvorsteher ist guter Dinge: „In den Haushaltsgesprächen hieß es, die Bauplätze im neu erschlossenen Baugebiet seien bis auf wenige verkauft.“

Gegenfinanzierung steht

Dies hatte die Stadt nämlich zur Gegenfinanzierung des Brückenneubaus als Voraussetzung genannt. „Das sagt man uns seit Jahren, aber die Finanzierung sollte jetzt gut ausreichen“, erklärt Jetter. Zudem werde auch ein Brückenneubau nicht günstiger. „Vor Jahren lagen die avisierten Kosten bei 1,3 Millionen, jetzt sind wir schon bei 2,2 Millionen. Es ist schon auch aus diesem Grund dringend, Steuergelder sollten sinnvoll eingesetzt werden“, findet der Ortsvorsteher. Taten, so fügt er an, müssten jetzt den vielen Worten folgen.

Nadelöhr für Containerlaster oder Rettungsdienst

Denn die einspurige, kleine Unterführung, mit der der Sattelzug am Freitagmorgen unliebsame Bekanntschaft machen musste, ist seit Jahrzehnten ein Nadelöhr im Ortskern. „Die Glascontainer, die davor stehen, haben immer wieder für Unmut gesorgt“, erzählt Klaus Jetter. Gerne hätte man sie auf die andere Seite der Brücke gestellt, „da wäre städtischer Grund da“, sagt er. Allein: „Das Glascontainer-Fahrzeug, das den Müll abholt, passt nicht unter der Brücke durch.“ Und die Anfahrt aus der anderen Richtung sei noch beschwerlicher, oft müssten Autofahrer mehrere Minuten Geduld mitbringen, bis ein Passieren der engen Unterführung möglich ist. Man möge sich gar nicht erst vorstellen, wenn der Rettungsdienst es an dieser Stelle eilig habe, ergänzt er.

Die Brücke muss her: Engstlatt hofft auf Vollendung des „Vierteljahrhundertprojekts“

© Nicole Leukhardt

Aus Richtung der Caspar-Nagel-Straße kommend blieb der offenbar zu hohe Lastwagen unter der Brücke in der Hertenwinkelstraße hängen.

Auch die Balinger Verwaltung weiß seit Jahren um die Engstelle. Der Altort und die Baugebiete östlich der Bahntrasse seien lediglich über zwei Punkte miteinander verbunden. Die Überquerung der Bahn im Verlauf der Meisterstraße bringe teilweise lange Wartezeiten mit sich. Die Unterführung in der Furtwiesenstraße, etwas weiter südlich, ist die einzige Alternative, die Bahntrasse zu unterqueren. Was nicht für Fahrzeuge höher 3,60 Meter gilt, wie der Lastwagenfahrer am Freitagmorgen feststellen musste.

„Bis Jahresende könnte es losgehen“

In Engstlatt hoffe man daher, dass Oberbürgermeister Dirk Abel sein Wahlversprechen wahrmache. „Die finanzielle Situation der Stadt ist nicht besonders, aber die Finanzierung für diese Brücke müsste jetzt gegeben sein, die Beteiligung aller Behörden ist längst durch und gegen Jahresende könnte es losgehen“, hofft Klaus Jetter.

Und was sagt die Balinger Verwaltung? „Unsererseits laufen die Genehmigungsplanungen für die Zustimmung der Bahn zu dieser Brücke. Diese sind sehr weit gediehen. Zeitgleich läuft das notwendige Bebauungsplanverfahren, welches für die Genehmigung der DB erforderlich ist“, schreibt Bürgermeister Ermilio Verrengia. Und verweist ansonsten auf die jüngsten Sitzungsunterlagen zu dem Thema aus dem November des vergangenen Jahres.

Abstimmungen mit der Bahn

Darin schreibt Stadtplanerin Sabine Stengel: „In der Phase der Brückenplanung haben Vorabstimmungen mit der Bahn stattgefunden. Die weiteren Abstimmungen, insbesondere auch mit der Bahn und dem Eisenbahnbundesamt, sollen im Rahmen des vorliegenden Bebauungsplanverfahrens erfolgen.“ Nach Abschluss des Bebauungsplanverfahrens könne dann über einen Baubeschluss entschieden werden – „vorbehaltlich der Haushaltsplanung.“

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