Meßstetten

Das Bundeswehr-Gelände in Meßstetten ist jetzt zum Großteil im Besitz des Zweckverbands

01.02.2024

von Pressemitteilung

Das Bundeswehr-Gelände in Meßstetten ist jetzt zum Großteil im Besitz des Zweckverbands

© Stadt Meßstetten/Volker Bitzer

Hier, auf dem Geißbühl, soll bekanntermaßen „ein wachsender und blühender Industrie-Standort“ entstehen.

Neuer Schub für den Industriepark: Seit Donnerstag ist der Großteil des einstigen Bundeswehr-Areals auf dem Meßstetter Geißbühl im Besitz des Zweckverbands. Das bedeutet auch: Die Konversion könne Fahrt aufnehmen, wie man im Meßstetter Rathaus anlässlich des markanten Datums festhält.

Aus dem einstigen Kasernengelände soll bekanntermaßen ein moderner Wirtschaftsstandort für die gesamte Region werden. Einige Hürden sind aber noch zu nehmen. Heike Bartenbach, Geschäftsführerin des Interkommunalen Industrie- und Gewerbeparks, berichtet hier über den Status Quo – und den weiteren Prozess.

Das Bundeswehr-Gelände in Meßstetten ist jetzt zum Großteil im Besitz des Zweckverbands

© Stadt Meßstetten/Volker Bitzer

IIGP-Geschäftsführerin Heike Bartenbach gibt Einblick in den Status Quo.

„Der 1. Februar ist ein sehr erfreulicher Tag, da mit dem Eigentumsübergang des Geländes die wesentliche Voraussetzung für unsere Konversion hin zu einem interkommunalen Industrie- und Gewerbepark geschaffen wird. Zwar rechnen wir noch mit allerhand Überraschungen, die beim Besitzübergang einer so großen Immobilie zu erwarten sind. Zum Feiern ist uns allerdings erst dann zumute, wenn Strom-, Wasser- Wärmeversorgung funktionieren, keine neuen Wassereinbrüche eintreten oder sonstige unvorhergesehenen Ereignisse passieren.“

Die Entwicklung der vergangenen Jahre

„Am 15. Oktober 2020 haben Meßstetten, Albstadt, Balingen, Nusplingen und Obernheim gemeinsam den Zweckverband „Interkommunaler Industrie- und Gewerbepark Zollernalb“ gegründet und sich zur energie- und ressourceneffizienten sowie nachhaltigen Bewirtschaftung verpflichtet. Das war damals, vor Ukraine-Krieg und Energiekrise, noch mutig und vorrausschauend. Heute gibt ein es keine Zweifel mehr, dass dieses Konzept der richtige Weg für einen Industriestandort der Zukunft ist. Im letzten Jahr haben wir mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben nach mehrjährigen Verhandlungen einen Kaufvertrag für das ca. 50 ha große Kasernengelände abgeschlossen. Gleichzeitig haben wir von der Geologie bis zum Artenschutz alle Grundlagen für die Bauleitplanung und Erschließung geschaffen, damit wir im Frühjahr mit der Erschließung des ersten Bauabschnitts beginnen können.“

Die Kosten

„Nachdem das letzte Jahr vor allem von Planungskosten geprägt war, stehen jetzt nach dem Grunderwerb erste Bauarbeiten an. Für die ersten beiden Bauabschnitte haben wir 4,4 Millionen Euro bis 2025 eingeplant, für Abrissmaßnahmen zunächst 1,1 Millionen. Für den Erhalt von Gebäuden und dem vorläufigen Weiterbetrieb bestehender Infrastruktur, z.B. der Wärmeversorgung, fallen darüber hinaus Betriebskosten an.“

Die Umwandlung der Kaserne zum Industriepark

„Es ist Teil unseres nachhaltigen Konzepts, nicht alle Gebäude abzureißen oder zurückzubauen, sondern Bestandsgebäude soweit wie möglich zu erhalten, weiter zu nutzen und nachzuverdichten. In diesen Gebäuden ist schließlich viel graue Energie gespeichert. Die Mannschaftsgebäude könnten etwa für Büros, Forschung, Entwicklung, Labore oder kleinere Produktionen genutzt werden. Größere Produktionshallen könnten angebaut werden. Wir wollen die wertvolle vorhandene Fläche gut ausnutzen und dicht bebauen. Gleichzeitig legen wir viel Wert auf Begrünung und eine hohe Aufenthaltsqualität für die zukünftig dort Beschäftigten.“

Das erste Unternehmen: MVV aus Mannheim

„Für die geplante Ansiedlung einer Biotonneabfallvergärungsanlage haben wir einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan aufgestellt, zu dem ein Durchführungsvertrag gehört, in welchem die Details des geplanten Vorhabens und die Erschließung verbindlich geregelt werden. Damit die Anlage gebaut werden kann, wurde ein konkretes Grundstück reserviert, ein Kaufvertrag ist in Arbeit. Abfälle aus Biotonnen werden bisher üblicherweise kompostiert, was Methan in die Atmosphäre entlässt. In der geplanten Anlage sollen die Abfälle aus den Biotonnen vergoren werden. Das dabei entstehende Biomethan wird ins Gasnetz eingespeist und ersetzt damit Erdgas. Zusätzlich wird CO2 separiert und dauerhaft gebunden. Damit ist die Anlage klimapositiv. Mit der geplanten Anlage können zudem Transporte von Biotonnenabfällen zu weiter entfernten Behandlungsstandorten reduziert werden. Allerdings muss sich die MVV bei den Landkreisen und Städte im Rahmen eines Ausschreibungsverfahrens für die Bioabfallbehandlung bewerben.“

Die Abstimmung mit Politik und Behörden

„Obwohl bereits Anfang 2023 die wesentlichen Inhalte des Kaufvertrags abgestimmt waren, hat es noch das ganze Jahre gedauert, bis alle Details geklärt werden konnten und die notwendigen Genehmigungen erteilt wurden. Zuletzt hat kurz vor Weihnachten der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags zugestimmt. Unser aktueller Bebauungsplan für eine Teilfläche von zirka 5 Hektar hat 14 Anlagen – vom Artenschutz, über Geruch, Schall, Wald- und Wasserschutz. All das ist notwendig, obwohl wir auf einer Konversionsfläche planen, die bisher schon bebaut und belastet war und nicht auf einer unberührten grünen Wiese. Im Endeffekt gehen wir genauso vor, wie sich das die „große Politik“ wünscht: Wir nutzen eine bestehende Fläche, schonen den Freiraum bzw. die Natur und gehen zudem noch im interkommunalen Verbund vor. Damit entsprechen wir den Grundsätzen der Nachhaltigkeit. Und dennoch erklärt mir fast täglich jemand, dass das nicht so einfach und schon gar nicht schnell geht.“

Der Schutz von Wasser und Natur

„Es ist so, dass wir uns auf der Albhochfläche in einem sensiblen Naturraum und zudem im Wasserschutzgebiet befinden. Auch deshalb ist eine ökologisch nachhaltige Entwicklung aus meiner Sicht zwingend. Selbstverständlich hat der Schutz des Wassers und der umgebenden Natur allerhöchste Priorität. Zum Schutz der Trinkwasserquellen wurden daher bereits umfangreiche Untersuchungen erstellt und Maßnahmen getroffen. So sind etwa bei der Biotonneabfall-Vergärungsanlage redundante Sicherheitsvorkehrungen vorgesehen. Neben Sensortechnik und Leckage-Erkennung ist die Anlage in einer wasserdichten Wanne geplant, das heißt falls alle Behälter gleichzeitig bersten sollten, könnten alle Flüssigkeiten aufgefangen werden. Mit den zuständigen Umwelt- und Wasserschutzbehörden beim Landratsamt Zollernalbkreis und dem Regierungspräsidium Tübingen sind wir dazu im engen Austausch.“

Der Startzeitpunkt

„Auch wenn man bisher äußerlich noch nicht viel Veränderung erkennen kann: „Wir haben an den Bebauungsplänen und an der Erschließungsplanung gearbeitet. Mit der Erschließung des ersten Bauabschnitts im Süden wird bereits in diesem Jahr begonnen. Erste Unternehmen können sich damit ab 2025 ansiedeln.“

Die Geflüchteten

„Im Moment sind knapp 300 Geflüchtete aus der Ukraine in den ehemaligen Mannschaftsgebäuden untergebracht, was während unserer Planungsphase unproblematisch war. Aus Sicht des Zweckverbands darf die Unterbringung allerdings nicht die Erschließung und die zukünftige Entwicklung blockieren. Dazu sind wir mit dem Landratsamt und dem Land im engen Austausch.“

Die Interessen der Landesregierung

„Wir sind im engen Kontakt mit den zuständigen Beteiligten. Das Land und der Landkreis haben dem Zweckverband seit dem Beginn des Betriebs des Ankunftszentrums Ukraine zugesichert, die Konversionsbemühungen nicht zu blockieren. Auch planungsrechtlich ist das Gelände mittlerweile als Industrie- und Gewerbeschwerpunkt der ganzen Region Neckar-Alb festgelegt. Damit ist die Schließung des Ankunftszentrums absehbar.“

Die Interessenten

„Wir haben bereits einige Anfragen, obwohl wir bisher noch nicht offensiv in die Vermarktung gegangen sind. Es handelt sich dabei um Unternehmen aus der Region und auch von außerhalb aus unterschiedlichen Branchen. Nach dem Eigentumsübergang werden wir in den nächsten Wochen weitere Gespräche führen. Wir haben hier den Status eines Industriegebiets, es ist auch eine 24/7-Produktion möglich. Das möchten wir nutzen und insbesondere produzierenden Unternehmen Raum bieten. Nicht vorgesehen ist deshalb Wohnen. Auch großflächiger Einzelhandel ist ausgeschlossen. In Sachen Nachhaltigkeit passiert schon sehr viel auf Unternehmensebene, wenn wir einen Schritt weiter gehen wollen, muss noch vieles auf Gebietsebene passieren. Hier möchten wir Kooperationen fördern, wie etwa die Nutzung gemeinsamer Infrastrukturen. Im grünen Industriegebiet der Zukunft gibt es idealerweise keinen Abfall, keine Abluft, kein Abwasser. Alles bleibt im Kreislauf. Reststoffe eines Unternehmens könnten so Rohstoffe für ein anderes sein.“

Der Geißbühl im Jahr 2030

„Der Geißbühl wird ein wachsender und blühender Standort werden. Dabei muss man berücksichtigen, dass Industrieansiedlungen einige Vorlaufzeit benötigen. Der Aufbau einer hochmodernen Produktion mit komplexen Anlagen braucht mehr Zeit als der Umzug und die Einrichtung eines Büros. Den Aufwand der damit verbundenen Genehmigungsverfahren erleben wir gerade bei der Biotonneabfall-Vergärungsanlage.“

Wann steht das Sportzentrum?

Auf dem ehemaligen Bundeswehr-Gelände auf dem Geißbühl entsteht bekanntlich ein modernes Sportzentrum. Dessen Fertigstellung war eigentlich auf Herbst 2023 datiert. „Wegen Verzögerungen seitens der Baufirma, nicht zuletzt aber auch wetterbedingt, kam der Baufortschritt ins Stocken“, teilt Meßstettens Rathaussprecher Volker Bitzer mit. „Sobald es die Witterung und vor allem die Temperaturen zulassen, soll es im Frühjahr weitergehen.

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