Meßstetten

Das Angebot der Stadt Meßstetten steht: Drei mobile Anlagen und 89 Ampeln

23.07.2021

Von Gudrun Stoll

Das Angebot der Stadt Meßstetten steht: Drei mobile Anlagen und 89 Ampeln

© Gudrun Stoll

Meßstettens Schulen sollen zum Beginn des neuen Schuljahres mit CO2-Ampeln ausgestattet werden. Die Stadt plant den Kauf von 89 Geräten.

Oliver Rentschler ist Vorsitzender des Meßstetter Gesamtelternbeirats und fordert mobile Luftfilteranlagen für alle Klassenzimmer.

Bürgermeister Frank Schroft hat vorige Woche im Gemeinderat ein Dossier zur Raumsituation an den Meßstetter Schulen und den Möglichkeiten zu deren Belüftung vorgelegt (wir haben berichtet). Für die Erhebung zeigt sich Oliver Rentschler namens der Elternschaft der Meßstetter Schulen dankbar.

„Aus meiner Sicht als Vorsitzender des Gesamtelternbeirates meine ich jedoch, dass der vorgesehene Weg, CO2-Ampeln anzuschaffen, keine Lösung ist“, betont Rentschler, der in Personalunion auch Mitglied des Gemeinderates und Chef der Bürgerliste ist. Er hatte bereits in besagter Sitzung die Effektivität dieser Ampeln in Frage gestellt.

Ampeln zeigen nichts anderes als Grün

Nun legt Rentschler in einem Positionspapier nach: Durch die Coronaverordnung Schule sei festgelegt, dass Unterrichtsräume spätestens alle 20 Minuten quer zu lüften sind. Diese Anweisung werde auch im tiefsten Winter umgesetzt. „Deswegen ist es sehr unwahrscheinlich, dass diese Ampeln irgendwann etwas anderes als Grün anzeigen werden“, ist sich Oliver Rentschler sicher. Darüber hinaus würde ein Grün eine trügerische Sicherheit vermitteln, da die Messgröße sich auf Kohlendioxid und nicht auf die Virenlast beziehe.

Erneute Schließung darf nicht kommen

Angesichts der Aussichten auf einen Herbst mit steigenden Inzidenzien verweist Rentschler auf aktuelle Aussagen von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Es müsse oberstes Ziel sein, Schule zu einem sicheren Ort zu machen. Die deutlich erhöhte Infektionsfähigkeit der Delta-Variante und die Gefahr von weiteren Mutationen als „Reisemitbringsel“ nach der Urlaubszeit bringen neue Gefahren mit sich „und lassen uns besorgt in Richtung Herbst blicken“. Eine neuerliche Schließung von Schulen müsse dringend verhindert werden, um weitere Schäden von den Kindern und Jugendlichen fern zu halten, fährt er in seiner Einschätzung fort.

Dem Fernunterricht sind nicht alle gewachsen

Der oft monatelange Fernunterricht „konnte nicht das Maß und die Tiefe an Bildung vermitteln“, die im Bildungsplan des Landes Baden-Württemberg verankert sind. Darüber hinaus leide die psychosoziale Entwicklung, es entstehe fehlende Motivation und Überforderung. „Fernunterricht stellt Schülerinnen und Schüler in Baden-Württemberg vor Herausforderungen, denen nicht alle gewachsen sind.

Stadt soll mobile Geräte anschaffen

In Deutschland war es immer Ziel, die vulnerablen Gruppen besonders zu schützen. Nachdem Impfstoff zwar vorhanden, jedoch für große Teile der Schülerschaft nicht vorgesehen ist, müssten weitere Anstrengungen unternommen werden. Er fordere die Stadtverwaltung daher auf, sich möglichst schnell um den Schutz der Schülerinnen und Schülern durch mobile Luftreinigungsgeräte zu kümmern und die in Aussicht gestellte Förderung der Landesregierung zu beantragen, sagt Rentschler.

Es gab keine Sitzung, aber Anregungen

Er könne sich mit seiner Forderung auf keine entsprechende Sitzung im Gesamtelternbeirat berufen, in welcher der Sachverhalt hätte thematisiert werden können, räumt er ein. Rentschler: „Es ist meine Intervention“. Die Anregung, sich mit den Luftreinigern auseinander zu setzen, stamme jedoch aus verschiedenen Gesprächen mit Eltern der Meßstetter Schulen. Besonders das Balinger Vorgehen, Grundschulen zu versorgen, sei für ihn beispielhaft, weil es kein Impfangebot für diese Altersgruppe gebe. Es gebe auch Schulleiter, die keine Ausstattung wünschen. Dies sei aber erst der zweite Schritt. Zunächst müsse es im Gemeinderat ein Votum pro Luftreiniger geben. Einfach nur Ampeln in die Klassenräume zu stellen, könne seines Erachtens nicht die Lösung sein.

Eines von vielen Hilfsmitteln

Auch ihm sei bewusst, dass verschiede Gutachten auch verschiedene Ergebnisse bringen. Rentschler: „Ich gehe davon aus, dass das Land Baden-Württemberg jedoch keine 60 Millionen Euro investieren würde, wenn es nicht vom überwiegenden Nutzen dieser Geräte überzeugt wäre“. Auf jeden Fall sei die Zeit reif für Gespräche, falls man handeln möchte, bevor der Markt leer gefegt ist, mahnt Rentschler Eile an. Er jedenfalls gehe davon aus, dass Luftreiniger nur eines von verschiedenen Hilfsmittel sind, um in den Schulen möglichst gut durch die Pandemie zu kommen.

Stadtverwaltung will am Plan festhalten

Die Stadtverwaltung sehe keine Grund, vom Verfahren, das vorige Woche im Gemeinderat vorgestellt wurde, abzuweichen, hieß es auf unsere Anfrage. In der letzten Sitzung des Gemeinderates am Freitag, 16. Juli, ließ Bürgermeister Frank Schroft ein Dossier verteilen. Das Bauamt der Stadt hat im gesamten Stadtgebiet die Klassen- und Fachräume aller Schule untersucht. Drei Räume in der Realschule sollen auf Vorschlag der Stadtverwaltung mit mobilen Lüftungsanlagen ausgestattet werden.

Alle Daten in Dossier erfasst

Die Stadt plant für alle weiteren Schulen den Kauf von CO2-Ampeln, unabhängig von Förderprogrammen. Diese messen den CO2-Gehalt in der Raumluft und melden, ähnlich einer Verkehrsampel in Rot, Gelb und Grün, ab welcher CO2-Konzentration Lüften notwendig wird. Die Kosten für die notwendigen 89 Ampeln liegen bei rund 19.000 Euro.

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