Handball

„Da sind wir selbst schuld“: HBW-Frust nach dem Remis gegen Essen

27.03.2023

Von Marcus Arndt

„Da sind wir selbst schuld“: HBW-Frust nach dem Remis gegen Essen

© Eibner

Essen bejubelt das späte Remis.

Im Aufstiegsrennen lässt der HBW in Essen einen Punkt liegen, verspielt in den finalen 120 Sekunden eine 21:18-Führung. Nach dem Balinger Remis schiebt sich die Spitzengruppe in der 2. Handball-Bundesliga weiter zusammen.

Mit der Schlusssirene schweißte Felix Eißing das Spielgerät über den Scheitel von Simon Sejr unter die Latte. In der Folge: Essener Ekstase nach dem 21:21 – kollektives Entsetzen beim Primus, der sein Potenzial nur phasenweise auf die Platte brachte. Zu wenig, um beim Altmeister doppelt zu punkten. Dabei hatte der Kreisstadt-Klub meist den Daumen drauf. „Aber wir machen den Sack nicht zu“, ärgert sich Jens Bürkle, „da sind wir selbst schuld.“

Bereits in Durchgang eins erspielten sich die Schwaben einen Drei-Tore-Vorteil, führen mit 10:7 (25. Minute). „In der ersten Halbzeit machen wir es super, haben eine super Abwehr, kreieren tolle Chancen. Aber die nutzen wir nicht konsequent“, hadert der HBW-Trainer, „nach der Pause ist es anders. Da tun wir uns schon deutlich schwerer, auch was den Fluss angeht. Die Abwehr war weiterhin wirklich gut, von daher ist es schade, dass wir es nach dem 21:18 nicht schaffen, das über die Zeit zu bringen.“

Nach dem Strosack-Treffer waren noch knapp zwei Minuten Am Hallo zu absolvieren. In der Crunchtime zeigte der Bundesliga-Absteiger ungewohnte Schwächen. „Da kontrollieren wir die Uhr nicht mehr gut genug“, kritisiert Bürkle, „da müssen wir die Angriffe länger spielen. Das haben wir nicht hingekriegt – und dann geht halt so ein hochgradig spektakulärer Ball rein. Damit müssen wir jetzt leben. Insgesamt ist der Punkt in Essen aber ein Punkt, den man sich erst einmal erarbeiten muss.“

Fehler auf beiden Seiten

Trotzdem: Beim heimstarken Altmeister war für den Branchenführer mehr drin. „Wir haben zwei Minuten vor Schluss das Ding eigentlich fest in der Hand“, betont der Sportwissenschaftler „das haben in den vergangenen Wochen nicht viele Mannschaften geschafft, wenn überhaupt eine. Von daher war es gut, wir haben Lösungen gefunden aufgrund einer extrem guten Abwehr.“ Vorne hatte der Spitzenreiter aber unfassbar viele Aussetzer, passte nicht präzise genug oder scheiterte am überragenden TUSEM-Torhüter Lukas Dietrich (Fangquote: 45,71 Prozent!).

„Es war ein sehr fehlerbehaftetes Spiel von beiden Seiten“, bilanziert Michael Hegemann, „aber wir haben Mentalität bewiesen und nicht aufgegeben. Dazu hatten wir das nötige Quäntchen Glück, weil wir es uns aber auch erarbeitet und immer dran geglaubt haben.“

Seine Mannschaft habe zwischenzeitlich ein wenig das Vertrauen in den eigenen Abschluss verloren, hat der Essener Coach beobachtet, „uns hat die letzte Überzeugung gefehlt. Aber auch das war nachher wieder besser und dazu hat es die Abwehr wieder unglaublich gut gemacht.“ Die ließ in den letzten Sekunden keine wirklich gute Chance der Schwaben zu, während auf der Gegenseite der achtfache Torschütze Dennis Szczesny, Markus Dangers und Eißing netzten.

Emotionales Derby

Hinter dem HBW (41:9 Punkte/25 Spiele) reiht sich Mitabsteiger TuS N-Lübbecke (39:13/26), der in Rostock mit 25:20 gewonnen hat, ein. Der ThSV Eisenach (36:16/26) musste hingegen nach der zweiten Auswärtsniederlage in Folge etwas abreißen lassen. Der Tabellendritte unterlag im hessisch-thüringischen Nachbarschaftsderby mit 29:30.

Pech für die Wartburgstädter, dass der Ausgleich von Jannis Schneibel wohl erst nach Ende der regulären Spielzeit fiel. „Die emotionalen 60 Minuten waren geprägt von einem Auf und Ab“, analysiert Misha Kaufmann, „es spricht für unsere Mentalität, dass wir uns im zweiten Abschnitt zurückgekämpft haben. Wie bei der Niederlage in Essen war unsere Hypothek mit zu wenig parierten Bällen und zu vielen ausgelassenen Torchancen in der Summe zu groß.“ Unerwähnt ließ der ThSV-Trainer die letzten Sekunden, welche ihm sichtlich im Magen lagen.

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