Dormettingen

Bürgerinitiative Waldhof: „Hardthöhe nimmt die Windproblematik nicht ernst“

11.07.2022

Von Daniel Seeburger

Bürgerinitiative Waldhof: „Hardthöhe nimmt die Windproblematik nicht ernst“

© Volker Schweizer

Karin Steimle (links) und Annemarie Schneider (Zweite von links) sammelten in Dormettingen Unterschriften.

Die Bürgerinitiative Waldhof gegen das KSK-Absetzgelände (BI) in Geislingen hat Briefe an Verteidigungsministerin Christine Lamprecht und Landwirtschaftsminister Cem Özdemir verfasst. Jetzt sind die Antworten gekommen. Von den Ausführungen der Verteidigungsministerin ist die BI enttäuscht. Nicht so vom Brief aus dem Landwirtschaftsministerium.

Verteidigungsministerin Christine Lamprecht (SPD) antwortet dem SPD-Bundestagsabgeordneten Robin Mesarosch, der das Anliegen der BI weitergeleitet hat. Sie habe das Schreiben zum Anlass genommen, den Standort hinsichtlich der erwähnten Winddurchschnittsgeschwindigkeit prüfen zu lassen. „Hiernach schließt die vorherrschende Durchschnittsgeschwindigkeit eine Nutzung der Staatsdomäne Waldhof für den Sprungdienst nicht aus“, so die Ministerin.

Ergänzend sei zu berücksichtigen, dass Windgeschwindigkeiten im Laufe des Tages mehrfach Veränderungen unterliegen würden, so dass sich auch bei höheren Winddurchschnittsgeschwindigkeiten in der Regel mehrere Sprungzeiträume während des Sprungtages ergeben. Das Fazit der Verteidigungsministerin: „Ein Ausschluss der Geeignetheit der Staatsdomäne Waldhof aufgrund der vorherrschenden Windgeschwindigkeit liegt somit nicht vor.“

Enttäuscht von Lamprechts Antwort

Annemarie Schneider, Beirätin der BI Waldhof ist von der kurzen Antwort der Verteidigungsministerin enttäuscht. „Die Hardthöhe nimmt die Windproblematik nicht ernst“, schreibt Schneider. Man sei an dieser Thematik intensiv dran. Man wisse, dass bereits in den ersten neun Tagen des Julis an zwei Tagen mehr als 12 Knoten Wind gemessen worden sei. Und nur unter dieser Windstärke werde gesprungen. Außerdem wechselten die Windrichtungen ständig.

Positiv sieht man bei der BI die Antwort aus dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), dessen Chef Cem Özdemir (Grüne) ist. Der Verlust von landwirtschaftlichen Flächen sei ein erhebliches Problem, führt die Parlamentarische Staatsekretärin Ophelia Nick aus. „Es ist mir ein persönliches Anliegen, diese Zahl in den nächsten Jahren deutlich zu reduzieren.

Antwort aus dem Landwirtschaftsministerium lässt hoffen

Trotzdem: „In dem von Ihnen herangetragenen Fall wird der Auswahlprozess für ein Absetzgelände für Fallschirmspringer des KSK und der US-Armee vom Land Baden-Württemberg gestaltet. Das BMEL hat hier keine Zuständigkeiten“, so Nick. Nichtsdestotrotz sollten alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um den Verlust von mindestens 40 ha guten Ackerflächen zu verhindern“ – und damit auch die Flächenverluste für benachbarte Betriebe auszuschließen.

„Ich hoffe“, so schreibt die Parlamentarische Staatssekretärin, „dass bei dem eingeleiteten Abstimmungsverfahren möglicherweise noch ein geeigneter Standort für das geplante Gelände gefunden werden kann.“ Nick verspricht, dass das Ministerium dies bei den zuständigen Ministerien Baden-Württembergs anregen werde.

„Das klingt doch schon mal gut“, so Annemarie Schneider, die sich bei Robin Mesarosch bedankt. Die Aktion habe nur geklappt, weil der SPD-Abgeordnete die Briefe persönlich übergeben und auch nachgefragt hat. „Er ist uns wirklich eine große Hilfe, war auch auf dem Waldhof am Aktionstag und hat dort ein gutes Statement abgegeben.“ Von Mesaroschs Kollege Thomas Bareiß (CDU) kam dagegen nicht ganz so viel. „Von Herrn MdB Bareiß haben wir nichts mehr gehört, außer dass er uns per Mail für die Waldhof-Aktion viel Erfolg gewünscht hat“, schreibt Annemarie Schneider

Jetzt schon knapp 770 Mitglieder

Positiv bewertet Annemarie Scheider die jüngste Aktion beim Kunst- und Handwerkermarkt am vergangenen Sonntag in Dormettingen. Fast 100 Bürgerinnen und Bürger hätten sich in die ausliegenden Petitionslisten eingetragen. Dabei habe man 15 neue Mitglieder gewinnen können. Alles in allem hat die BI nun knapp 770 Mitglieder. Die Bürgerinnen und Bürger, die sich am vergangenen Wochenende in die Petitionslisten eingetragen haben, hätten alle die Postkarte „Ich will kein Flugplatz werden“ unterschrieben, die an Ministerpräsident Winfried Kretschmann geht.

Bürgerinitiative Waldhof: „Hardthöhe nimmt die Windproblematik nicht ernst“

© Privat

"Ich will kein Flugplatz werden!" – Die Postkarte an den Ministerpräsidenten hat eine deutliche Botschaft.

Insgesamt würden schon mindestens 1000 Postkarten zum Versenden bereit liegen, erklärt Annemarie Schneider. Und längst nicht alle geben sie bei der BI ab. Ein Teil der Karten werde auch direkt an den Ministerpräsidenten geschickt. „Der Widerstand in der Bevölkerung wächst, denn keiner versteht, warum Truppenübungsplätze stillgelegt werden und ein neuer Militärflugplatz für KSK und NATO auf bestem Ackerland angelegt werden soll“, so Schneider.

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