Zollernalbkreis

Balinger CDU-Bundespolitiker Thomas Bareiß nimmt Auszeit in Jerusalemer Kloster

11.01.2024

Von Klaus Irion

Balinger CDU-Bundespolitiker Thomas Bareiß nimmt Auszeit in Jerusalemer Kloster

© Pascal Tonnemacher

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Bareiß aus Balingen nimmt fernab der Heimat aus ganz persönlichen Gründen eine mehrwöchige Auszeit vom Politikbetrieb.

Wo ist Thomas Bareiß? Das fragte sich so mancher am vergangenen Montag bei der Neujahrssitzung des Kreistags in der Balinger Stadthalle. Nun ist die Frage geklärt. Der CDU-Bundestagsabgeordnete des Wahlkreises Balingen-Sigmaringen zieht sich aus gesundheitlichen Gründen für einige Wochen aus der Öffentlichkeit komplett zurück. Seine Beweggründe und warum er sich in einem Kloster in Jerusalem erholt, hat er am Donnerstag in einem persönlichen Schreiben auch dem ZAK mitgeteilt.

Der Job eines Berufspolitikers ist nicht immer vergnügungssteuerpflichtig. Das musste in der jüngeren Vergangenheit selbst Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer einsehen. Als es mental bei ihm nicht mehr ging, beschloss er, sein Amt für einige Wochen ruhen zulassen, um wieder Kraft zu schöpfen.

Aufenthalt in Jerusalemer Kloster

Selbiges hat nun auch der in Balingen lebende CDU-Bundestagsabgeordnete und frühere Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Thomas Bareiß, für sich entschieden. Er hat sich als Aufenthaltsort das Benediktinerkloster Dormitio Abtei in Jerusalem ausgesucht und befindet sich bereits seit vergangenen Montag dort. „Ab Ende Februar werde ich mit neuer Kraft, viel Energie, großer Motivation und bereichernden Gedanken und Erfahrungen meine Arbeit im Dienste unseres Wahlkreises und unserer Heimat weiterführen“, blickt er in seinem am Donnerstag veröffentlichten persönlichen Schreiben bereits auch wieder voraus.

Balinger CDU-Bundespolitiker Thomas Bareiß nimmt Auszeit in Jerusalemer Kloster

© imago images / imagebroker

In der Dormitio-Abtei in Jerusalem, das von Benediktinermönchen des Klosters Beuron vor über 100 Jahren gegründet wurde, möchte Thomas Bareiß zur Ruhe kommen und Kraft tanken.

Der Grund seiner Auszeit liegt jedoch in der jüngeren Vergangenheit. „Wir erleben eine Zeit, die in der noch jungen Geschichte der Bundesrepublik Deutschland zu den schwersten zählt und die uns alle betrifft und betroffen macht“, schreibt der 48-Jährige. Dabei sei es besonders wichtig, zu wissen, „wo man steht, was einem wichtig ist und wohin man gehen will“. Er habe deshalb die vergangenen Wochen genutzt, um zurückzublicken, Bilanz zu ziehen und innezuhalten. „So wurde mir bewusst, dass die vergangenen Jahre Spuren hinterlassen haben.“

„Grenze psychischer Belastbarkeit“

So habe auch ihn die Corona-Zeit viel Kraft gekostet. Selbiges galt nach seinen Worten für die „intensive sowie herausfordernde Tätigkeit als Staatssekretär im Wirtschafts- und Energieministerium im letzten CDU-geführten Kabinett, die mich an die Grenzen meiner physischen Belastbarkeit gebracht haben“.

Hinzugekommen sei, dass er in einer organisierten Kampagne heftig attackiert und angefeindet worden sei. „Das hat mich und meine Familie verwundet und hat tiefe Narben hinterlassen.“

Nun, knapp drei Jahre später, schreibt Bareiß rückblickend: „Ich konnte mir bis dahin nicht vorstellen, dass man in einem solchen Ausmaß zum Ziel der Verachtung, des Hasses und der Geringschätzung werden kann.“ Glücklicherweise hätten seine Familie und er selbst auch in der Heimat viel Rückhalt erfahren, wofür er äußerst dankbar sei.

Aserbaidschan-Affäre

Und dann war da auch noch die sogenannte „Aserbaidschan-Affäre“. Es ging dabei um dubiose Geschäfte und Korruptionsvorwürfe, in die CDU- und CSU-Politiker verwickelt waren. Da auch Bareiß gute Kontakte zum autoritären Regime in Baku pflegte und er sich in der Hochzeit der Corona-Pandemie für eine schnelle, bevorzugte Lieferung von 150 Beatmungsgeräten nach Aserbaidschan stark gemacht hatte, wurden auch gegen ihn Verdächtigungen im Rahmen der „Aserbaidschan-Affäre“ laut. Dabei blieb es letztlich dann aber auch, Bareiß hat nach allem, was man heute weiß, niemals Geld oder andere Annehmlichkeiten von aserbaidschanischer Seite erhalten.

In einem Pressestatement ließ er seinerzeit verlauten: „Das Kontakthalten zu Staaten und Partnern gehört zu meinen Aufgaben als Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium. In dieser Legislaturperiode habe ich deshalb beispielsweise Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier zu Reisen nach Georgien, Armenien und Aserbaidschan begleitet.“

„Fernab lärmender Hektik“

Die Politik „zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger“ und das Wissen, dass das Handeln der Politiker „von unserer Verantwortung gegenüber den Menschen und den nachkommenden Generationen“ geleitet sein muss“, erfordert „unsere ganze physische und mentale Stärke“, formuliert es der Bundestagsabgeordnete.

Gemeinsam mit seiner Frau Andrea habe er daher beschlossen, eine Auszeit für die innere Einkehr zu nehmen. „Ich bin überzeugt davon, dass dies am besten gelingen wird, wenn ich an einem Ort der Stille, fernab der lärmenden Hektik des Alltags, nachdenke und zur Ruhe komme“, gibt Bareiß Einblicke in sein Seelenleben. Anschließend wolle er sich wieder „mit Leidenschaft und

ganzer Energie“ seiner politischen Arbeit für den Wahlkreis und die Heimat

einsetzen.

Kontakte über Kloster Beuron

Dass er sich als Ort der inneren Einkehr die Dormitio Abtei in Israel ausgesucht hat, hat ebenfalls ganz persönliche Gründe. Das Benediktinerkloster auf dem Jerusalemer Zionsberg wurde vor über 100 Jahren von Mönchen des Klosters Beuron gegründet. Bareiß wiederum hat seit vielen Jahren enge Bande ins Benediktinerkloster im Donautal. Er ist Vorsitzender des Vereins der Freunde des Klosters Beuron.

Der CDU-Politiker hat sich nach eigenem Bekunden trotz oder gerade wegen der derzeit schwierigen Lage in Israel für den Aufenthalt in Jerusalem entschieden. Schließlich seien auf dem Zionsberg auf engem Raum die drei großen, monotheistischen Weltkirchen der Juden, der Muslime und der Christen vereint. „Ich sehe in meiner Ortswahl die einmalige Chance, in dieser schweren Zeit für die dort lebenden Menschen ein Zeichen der Solidarität und der praktizierten christlichen Menschenliebe setzen zu können. Deshalb werde ich meine aktive Mitarbeit und Unterstützung im Klosteralltag anbieten.“

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