Albstadt

Austausch mit dem Oberbürgermeister: Tailfinger Senioren wollen Geflüchtete zum Sommerfest einladen

04.03.2024

Von Holger Much

Austausch mit dem Oberbürgermeister: Tailfinger Senioren wollen Geflüchtete zum Sommerfest einladen

© Holger Much

Wo drückt die ältere Bevölkerung der Schuh? Der Oberbürgermeister folgte der Einladung in die Tailfinger Seniorenresidenz "Schmiecha-Gärten" zum angeregten Austausch.

„Ich löse hier ein Wahlversprechen ein“ – Albstadts Oberbürgermeister Roland Tralmer diskutierte mit Bewohnerinne der Tailfinger Seniorenresidenz „Schmiechagärten“ über Lokal- und Weltpolitik.

Einen „famosen Gast“, so versprach Vera Bader, Geschäftsführerin des Bauträgers der Seniorenresidenz Schmiechagärten, könne sie im großen Gemeinschaftsraum begrüßen. Der so Betitelte, nämlich Albstadts Oberbürgermeister Roland Tralmer, gab sich dann auch alle Mühe, den Vorschusslorbeeren gerecht zu werden. Es bereitete ihm keine Mühen. Bereits im Februar 2023 war er, damals noch als OB-Kandidat im Wahlkampfmodus, in der Einrichtung zu Gast gewesen und hatte in Aussicht gestellt, wiederzukommen, sollte er gewählt worden sei.

„Insofern löse ich hier ein Wahlversprechen ein“, betonte Tralmer augenzwinkernd zum Amüsement der großen Schar von Bewohnerinnen und Bewohnern, denen es die Hausleitung zum entspannten Polittalk gemütlich gemacht hatte.

Bewohner hatten sich im Vorfeld bereits Gedanken gemacht

In seiner jetzigen Funktion als Oberbürgermeister der größten Stadt im Zollern-Alb-Kreis wollte Roland Tralmer die Chance erneut wahrnehmen, im direkten Austausch zu erfahren, wo die ältere Generation der Schuh drückt. Die Bewohnerinnen und Bewohner hatten sich im Vorfeld bereits Gedanken gemacht, was sie dem Stadtoberhaupt mit auf den Weg geben wollten.

Nicht nur Anregungen und Kritik im Hinblick auf die Stadtpolitik wurden angesprochen. Auch die politische Großwetterlage war Thema, bis hin zu flüchtenden Menschen, von denen dann eben auch ein paar in Albstadt untergebracht werden müssen – so in der in der näheren Umgebung der Senioreneinrichtung errichteten Unterkunft auf dem Thalia-Parkplatz.

Mails, in denen viel Angst formuliert wird

„Man darf diese Leute doch nicht von vornherein verdammen“, betonte eine Bewohnerin auf Tralmers Bemerkung hin, dass er, neben Mails von Menschen, die Hilfe anböten, auch Mails bekomme, in denen viel Angst formuliert würde. „Auch bei uns gibt es doch einige, die damals flüchten mussten“, kam weiter aus dem Kreis der Senioren. Die Freude über diese Offenheit war dem Oberbürgermeister deutlich anzumerken.

Austausch mit dem Oberbürgermeister: Tailfinger Senioren wollen Geflüchtete zum Sommerfest einladen

© Holger Much

Die „Uhlandsgarten“ genannte Fläche ist wegen seines heruntergekommenen Zustandes seit Jahren in der Diskussion. Die Bewohner der Seniorenresidenz würden sie am liebsten „verschrotten“.

Auf seine Anregung hier, dass, wer wolle, gern auch mal den Kontakt im dafür vorgesehenen Begegnungszentrum im Thalia-Theater mit diesen Menschen suchen könne, kam ein fröhliches „Ha, die schauen wir uns mal an“. Und als jemand anderes noch den Vorschlag brachte, diese Leute einfach zum in diesem Jahr anstehenden Sommerfest der Senioren einzuladen, brandete spontaner Applaus im Saal der „Schmiechagärten“ auf.

Zustand mancher Gehwege sei „furchtbar“

Wer immer mal wieder im näheren Umfeld der Einrichtung unterwegs und dabei auf einen Rollator angewiesen sei, kritisierten die Senioren, der habe auf manchen Wegen wirkliche Probleme. Der Zustand sei teilweise „furchtbar“. Der OB versprach, dem zuständigen Amt Bescheid zu geben, dass man sich die Stecken genauer anschauen solle. Er gab aber auch zu bedenken, dass die Stadt aufgrund der finanziellen Schieflage deutliche Prioritäten setzen müsse.

Ein weiteres Anliegen war der Bereich Uhlandsgarten gegenüber der Tailfingen Bücherei. Dessen seit Jahren beklagenswerter Zustand wurde ebenfalls angemahnt. Ob man den ganzen Platz nicht irgendwie „verschrotten“ könne, fragte eine Bewohnerin. Oder zumindest asphaltieren.

Manche Glascontainer sind ein Ärgernis

Als ein Ärgernis empfinden viele Senioren die gefühlt ständig übervollen und rundherum vermüllten Glascontainer. Da sei oft eine „Höllensauerei“. Diesbezüglich, gab Tralmer den Hinweis, sei die Stadt bereits an dem leider seit vielen Jahren akuten Problem.

Eine offenbar extrem unbeschnittene Thuja-Hecke, die das Vorankommen auf einem Gehweg hin zum Physiotherapeuten sehr behindere, sah der Oberbürgermeister als ein sehr lösbares Problem an: „Das ist nun wirklich machbar.“ Eine weitere Beschwerde von gleich mehreren Bewohnerinnen der Einrichtung betraf „Dauerlärm“ von einem nahen Unternehmen. In den Wohnungen höre man offenbar 24/7 das Laufen einer Wasseraufbereitungsanlage. OB Tralmer versprach, dass man hier Messungen vornehmen werde: „Es gibt Richtwerte, an die man sich einfach halten muss.“

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