Balingen

Ausgewogen trotz Krise: Bizerba in Balingen blickt zufrieden zurück und optimistisch voraus

14.05.2020

Von Nicole Leukhardt

Ausgewogen trotz Krise: Bizerba in Balingen blickt zufrieden zurück und optimistisch voraus

© Markus Ketterer

Spatenstich mit Abstand: In Balingen beginnen die Bauarbeiten für das neue Bizerba-Logistikzentrum.

Die aktuelle Corona-Krise, so scheint es, perlt am Balinger Traditions-Waagenbauer Bizerba einfach ab. Und nicht nur heute steht das Unternehmen auf soliden Beinen, auch das zurückliegende Jahr stimmt Andreas Kraut, Vorstandsvorsitzenden und CEO, zufrieden. Bei der Pressekonferenz am Donnerstagvormittag berichtete er von steigenden Umsätzen und seiner Vision für die kommenden fünf Jahre.

Die gute Nachricht zuerst: Während etliche Firmen in der Region und darüber hinaus Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken und um einen Platz unter einem der Rettungsschirme bitten mussten, steht Bizerba nach wie vor gut da. „Wir mussten, Stand heute, keines dieser Instrumente in Anspruch nehmen“, sagt Andreas Kraut am Donnerstag. Das Unternehmen verzeichne keine größeren Umsatzeinbußen und sei nach wie vor recht stabil unterwegs. Dies gelte für den Balinger Produktionsstandort mit seinen rund 1200 Mitarbeitern, für Meßkirch, wo 176 Mitarbeiter beschäftigt sind, und für alle übrigen.

Werke im Ausland durften weiterproduzieren

Auch die Geschäftsbeziehungen über die Ländergrenzen hinweg seien von der Krise weitgehend unberührt geblieben. „Dadurch, dass wir uns in der Nahrungsmittelbranche bewegen, sind wir systemrelevant“, so Kraut. Dadurch habe man zum Beispiel auch erreichen können, dass Werke in Italien weiterproduzieren durften. Allein in einem Werk in China habe es einen Stillstand von wenigen Wochen gegeben, „aber das konnten wir auffangen“, erklärte der Geschäftsführer.

Dass Bizerba nicht nur in Deutschland, sondern weltweit gut aufgestellt ist, zeigt ein Blick ins Firmenportfolio. Kaum ein Fleck auf der Weltkarte bleibt von Bizerba unberührt, 4174 Mitarbeiter in über 120 Ländern arbeiten in einem der vielen Bereiche der Nahrungsmittelkette, der Non-Food-Industry oder der Bizerba-Logistik mit.

Ein Umsatzplus im vergangenen Jahr

Bizerba, 1866 gegründet, konnte allein in den Jahren 2016 bis 2019 ein Umsatzplus von rund 50 Millionen Euro erzielen. Von insgesamt 701 Millionen Euro wurden 210 in Deutschland und 491 Millionen im Ausland erwirtschaftet. „Es ist eine sehr gute Entwicklung, im Inland sind wir stabil, das Wachstum geschieht im Ausland“, sagte Angela Kraut, Geschäftsführerin der Bizerba Leasing. 30 Prozent des Gesamtumsatzes fallen auf Deutschland.

Und auch die Mitarbeiterzahlen sind konstant. 1979 Mitarbeiter zählt Bizerba in Deutschland, weitere 2192 arbeiten im Ausland für den Waagenbauer. Die Ausbildungsquote liegt mit 6 Prozent über dem Branchendurchschnitt. „Wir wollen auch bei den Arbeitsplätzen neue Wege gehen“, sagt Andreas Kraut.

„Homeoffice wird Teil des zukünftigen Arbeitens sein“

Unter dem Stichwort „New Work“ werden die Büros modernisiert, damit sie den Ansprüchen der heutigen Zeit gerecht werden. Stichwort Büro – was hat Corona mit dem Arbeitsablauf gemacht? „Da haben wir einen großen Wandel erleben dürfen“, sagt Kraut. Seine Erkenntnis: „Im Homeoffice sind wir oft produktiver und effektiver, es wird ein Bestandteil des zukünftigen Arbeitens sein.“

Und nicht nur bei der täglichen Arbeit sieht Kraut sein Unternehmen digital gut aufgestellt. „Im Kontext mit Corona hat sich gezeigt, dass unser vor längerer Zeit eingeschlagener Weg zu weiteren digitalen Ansätzen der Richtige ist.“ Seien es sogenannte Retail-Apps, mit denen sich Kunden die Waren bereits vor dem Einkauf zusammen stellen lassen können oder die Firmenkundenbetreuung, die über Kamerasysteme statt über einen Mitarbeiter vor Ort stattfindet – immer mehr geht kontaktlos.

Und noch einer Sparte hat die Coronakrise einen regelrechten Schub beschert: „Unsere Ettikettiersyteme und die Ettikettenproduktion haben um 30 Prozent angezogen“, erklärt Andreas Kraut. Er führt den Zuwachs darauf zurück, dass Restaurants geschlossen bleiben und mehr Lebensmittel für Zuhause eingekauft werden, die im Laden gewogen und ausgezeichnet werden müssen.

Alte Werte neu interpretiert

So sehr die Welt der Waagen und Wägetechniken auch dem Wandel unterliegt, an einem hält das Familienunternehmen fest: „Es gibt unter dem Motto MyBizerba Visionen für 2025, die unsere Werte ausdrücken – Konsequenz, Veränderungsbereitschaft, Wertschätzung, Fokussierung, Kundenorientierung und Verantwortungsbewusstsein.“

Nicht nur voranzukommen, sondern die Vorreiterrolle einzunehmen, ist das Ziel des Familienunternehmens. Stillstand, so scheint es, ist bei Bizerba undenkbar. Und so haben in Balingen in den vergangenen Tagen die Bauarbeiten für ein Logistikzentrum begonnen, in dem die logistischen Fäden für Ersatzteile für alle Welt zusammenlaufen. Ende 2021 soll es fertiggestellt sein.

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