Albstadt

Private Einblicke und berufliche Ausblicke prägten das ZAK-Podium zur Albstädter OB-Wahl

28.02.2023

Von Klaus Irion

Private Einblicke und berufliche Ausblicke prägten das ZAK-Podium zur Albstädter OB-Wahl

© Roland Beck

Eingerahmt von ZAK-Redakteurin Dagmar Stuhrmann und ZAK-Redakteur Holger Much standen mit Markus Ringle, Roland Tralmer und Udo Hollauer (von links) drei der vier Albstädter OB-Kandidaten beim ZAK-Podium im Ebinger "Gleis 4" Rede und Antwort.

Entspanntes Ambiente, lockere Atmosphäre, und trotz Dauerstress gutgelaunte Albstädter Oberbürgermeisterkandidaten: Knapp 200 Zuhörerinnen und Zuhörer kamen am Montagabend ins Ebinger „Gleis 4“ zum ZAK-Wahlpodium. Im Mittelpunkt des Abends standen nicht nur die OB-Ambitionen, sondern besonders auch die privaten Vorlieben von Udo Hollauer, Roland Tralmer und Markus Ringle. Über Thomas Wenske erfuhr man indes nichts, er hatte krankheitsbedingt abgesagt. Moderiert wurde der Abend von ZAK-Redakteurin Dagmar Stuhrmann und ZAK-Redakteur Holger Much.

Seit mehreren Wochen beziehungsweise Monaten sind Roland Tralmer, Udo Hollauer und Markus Ringle nun schon im Wahlkampf. Und so ein Wahlkampf ist nicht nur kräftezehrend, er kostet auch eine große Summe. Früher galt einmal die Faustformel, 1 Euro Wahlkampfkosten pro Einwohner. Auf Albstadt übertragen wären dies aktuell rund 46.000 Euro.

Private Einblicke und berufliche Ausblicke prägten das ZAK-Podium zur Albstädter OB-Wahl

© Roland Beck

In lockerem Ambiente bekamen die Besucherinnen und Besucher des ZAK-Wahlpodiums auch etliche private Einblicke ins Leben der OB-Kandidaten.

Wie viel Euro genau sie in Ihren Traum, für mindestens 8 Jahre die Geschicke der größten Stadt im Zollernalbkreis vom Chefsessel aus zu lenken, investieren, das verrieten die drei Kandidaten beim ZAK-Wahlpodium in der Albstädter Event-Location „Gleis 4“ zwar nicht. Eine ungefähre Vorstellung aber gab es dann doch, und dazu auch eine konkrete Antwort auf die Frage eines ZAK-Lesers, der wissen wollte, wie die Kandidaten denn ihren Wahlkampf finanzieren.

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© Roland Beck

Erster Bürgermeister Udo Hollauer.

Albstadts Erster Bürgermeister, Udo Hollauer, bestreitet nach eigenen Angaben den Wahlkampf „komplett aus der eigenen Tasche“. Die Formel 1 Euro pro Einwohner reiche für ihn dabei aber bei weitem nicht mehr aus.

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© Roland Beck

"Be Save"-Geschäftsführer Markus Ringle.

Für den Geschäftsführer des Albstädter Sicherheitsunternehmens „Be Save“, Markus Ringle, nach eigener Auskunft, dagegen schon. „Finanziert wird mein Wahlkampf aus eigenen Mitteln, aber auch aus Spenden.“ Dazu habe er viele Bekannte, die ihn ideell unterstützen.

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© Roland Beck

Rechtsanwalt Roland Tralmer

Rechtsanwalt Roland Tralmer wiederum umschiffte die Höhe der Wahlkampfkosten mit der urschwäbischen Aussage, „möglichst sparsam“ unterwegs zu sein. „Den wesentlichen Teil der Ausgaben trage ich selbst.“ Dazu kämen noch einzelne Spenden aus CDU-Kreisen. Und wie sein Mitbewerber Ringle könne er auch auf ein Netzwerk ehrenamtlich tätiger Unterstützer zurückgreifen.

Unterstützung erhalten Tralmer durch die CDU, beziehungsweise Ringle durch die Grünen, aber wie der parteilose Udo Hollauer treten sie letztlich doch offiziell parteipolitisch unabhängig an. Auch das wurde am Montagabend noch einmal explizit betont.

Statements zu „Korn-Recycling“

„Ja aber sind Sie dann überhaupt ein Grüner?“, wollte ein Podiums-Besucher von Ringle wissen. „Ja, ich bin ein Grüner, was aber ja nicht bedeuten muss, dass ich mit allem, was meine Partei gutheißt, auch einverstanden bin.“ Dieser Aussage vorausgegangen waren Kandidaten-Statements zu den inzwischen auf Eis gelegten Plänen des Unternehmens „Korn Recycling“, am Ebinger Stammsitz eine Heizkraftwerk für Ersatzbrennstoffe zu errichten.

„Wir dürfen keine Technologie ausklammern“, hatte Ringle betont und ergänzte: „Dazu gehören auch Heizkraftwerke.“ In solchen Situation gelte es für Albstadt allgemein, „dass wir mit Investoren feinfühliger umgehen müssen“.

„Die Technik macht Sinn, aber der Standort ist nicht tragbar, ein Heizkraftwerk in der Innenstadt wird es mit mir nicht geben“, erklärte Hollauer in der Causa Korn. Auch Roland Tralmer plädierte für einen „geeigneteren Alternativstandort“ und verwies dabei auch auf die Beschlusslage der Albstädter CDU-Gemeinderatsfraktion. So denn die Korn-Geschäftsleitung den Standort Albstadt für ihr Vorhaben im Blick hat. Hier gingen die Meinungen der OB-Kandidaten nach jeweiligen Gesprächen auf Grund von Hörensagens dann doch etwas auseinander.

Was tun gegen die Poser?

Wie übrigens auch bei der Frage, wie dem abendlichen Autolärm rund um den Ebinger „Mazmann“ zu begegnen sei. Während OB-Kandidat Ringle Bodenschwellen in den Asphalt schrauben würde, „weil die meisten dieser Poser-Autos doch sehr tiefgelegt sind“, und wohl wissend „dass damit das Problem nicht gelöst, sondern nur an andere Orte verschoben wird“, plädierte sein Konkurrent Tralmer „einfach für mehr Kontrollen“. Und warnte davor, „alle, die gern an ihrem Auto herumschrauben, in einen Topf zu werfen“. Ihm gehe es darum, der Raserei in der Gesamtstadt Einhalt zu gebieten.

Auch Hollauer würde als Oberbürgermeister auf „mehr Kontrollen“ setzen, „um der unerträglichen Lärmbelästigung Herr zu werden“. Dann könne man zumindest die Hoffnung haben, dass sich die Albstädter Poser-Szene auflösen würde.

Gastronomie, aber welche?

Ähnliches Problem, anderer Standort: Wie würden die Kandidaten die (Lärm-)Belästigung an Brennpunkten wie dem Bürgerturm angehen. Einig waren sich alle Drei, dass dies nur durch eine Attraktivitätssteigerung der Innenstädte geschehen könne. Man müsse alle Gruppen der Gesellschaft anlocken. Beispielhaft hierfür wurde ein gutes gastronomisches Angebot genannt. Wobei hier die Einigkeit dann lediglich noch darin bestand, dass wie in vielen anderen Branchen auch, nur ein Schulterschluss von Rathaus und Wirtschaft beim Thema Fachkräftemangel weiterhelfen könne. Wo kein Personal, da keine Gastronomie.

Was aber, wenn Personal dann doch in ausreichendem Maße vorhanden wäre? Dann würde sich Roland Tralmer ein Wiederaufleben gutbürgerlicher Gasthäuser „anstelle weiterer Dönerbuden“ wünschen. Das wollte Udo Hollauer so nur in Teilen stehenlassen. Restaurants und Gasthäuser statt weiterer Schnellimbisse ja, „aber Albstadt ist auch eine Integrationsstadt für Menschen unterschiedlicher Nationalitäten, und das darf sich auch in der Gastronomie niederschlagen“.

Private Einblicke und berufliche Ausblicke prägten das ZAK-Podium zur Albstädter OB-Wahl

© Roland Beck

ZAK-Redakteurin Dagmar Stuhrmann.

Übrigens: Wenn es um die eigenen kulinarischen Vorlieben der drei Kandidaten geht, dann ziehen Hollauer und Tralmer ein Zwiebelrostbraten einer veganen Bowl vor. Ringle wiederum plädiert für beides und unterscheidet sich auch von seinen Mitbewerbern bei der Frage, was jedem nach dem Feierabend lieber wäre: Der Biergarten oder das Fitnessstudio. Tralmer und Hollauer wären im Zweifelsfall dann im Biergarten anzutreffen, Ringle weder im einen noch im anderen, sondern lieber an einem ruhigen Platz in der Natur. Jedem seinen Stressabbau nach einem anstrengenden Tag im Rathaus.

Apropos Stress: Darauf zielte auch die Frage eines ZAK-Lesers ab, der wissen wollte, „ob sich die OB-Kandidaten psychisch der Aufgabe gewachsen sehen“. Hollauer verwies darauf, dass er es als Bürgermeister schon jetzt gewohnt sei, „50 bis 60 Stunden pro Woche für die Stadt Albstadt im Einsatz zu sein“. Tralmer betonte, dass er den lokalpolitischen Betrieb und den dafür notwendigen zeitlichen Aufwand „seit Jahrzehnten“ kennt. Und Ringle setzt auf „die eigenen Gene“, die ihm in diesem Fall väterlicherseits in allen Lebenslagen einen ruhigen Charakter beschert hätten.

Private Einblicke und berufliche Ausblicke prägten das ZAK-Podium zur Albstädter OB-Wahl

© Roland Beck

ZAK-Redakteur Holger Much.

Wenn nach einem dann doch einmal stressigen Arbeitstag ein musikalischer Ausgleich gesucht würde, dann weder Helene Fischer noch Haydn. Stattdessen gäbe es für die drei etwas gesetzteren Herren Toto (Ringle), Bruce Springsteen (Tralmer) beziehungsweise Amy McDonald (Hollauer). Und wie war das Freizeitverhalten in jungen Jahren? Damals war der heutige gern in Italien urlaubende Bürgermeister „jedes Wochenende woanders übers ganze Land verteilt“, während der heutige Geschäftsführer und Bodensee-Fan als Mitglied der Fast-nur-Cover-Band „Heavy Station“ in die Tasten hämmerte und der heutige Rechtsanwalt, der privat bevorzugt in die Bretagne reist, „gern ins Tropi ging – aber erst um 24 Uhr, alles andere wäre uncool gewesen“.

Was tun gegen Ärztemangel?

Im Fokus eines ZAK-Lesers stand derweil kein Freizeitvergnügen, sondern die ernste und wichtige Frage, wie der künftige Oberbürgermeister dem drohenden, altersbedingten Abgang vieler niedergelassener Ärzte begegnen will. Während Roland Tralmer auf Stipendien für angehende Mediziner setzen würde und darauf, „die Klinikversorgung sicherzustellen“, um womöglich aus dieser Ecke sich niederlassende Ärzte zu generieren, verweist Udo Hollauer auf „die jetzt schon an Unis ausliegenden Anwerbebroschüren“ und die „mögliche Einrichtung weiterer Ärztehäuser und Medizinzentren“. Markus Ringle wiederum betont, „wie wichtig bei diesem Thema die Infrastruktur, konkret die Gebäudestruktur, ist“ und plädiert für eine gesamtstädtische „Fachkräfteallianz“.

Das aus Sicht aller Kandidaten häufiger mangelnde Albstadt-Gefühl wurde beim ZAK-Podium mehrfach betont. Es brauche starke, selbstbewusste Teilorte in einer funktionierenden Gesamtstadt. Dass Ebingen gegenüber den anderen Stadtteilen häufig bevorzugt werde, wie gleich mehrere ZAK-Leser im Vorfeld des Abends geäußert haben, wollten dann auch alle Drei so nicht stehen lassen. Es liege in der Natur der Sache, dass der größte Stadtteil Albstadts eben wegen seiner Größe häufiger im Fokus stehe.

Die Herzensanliegen der Kandidaten

Gefragt nach dem eigenen Herzensanliegen für Albstadt, nannte Hollauer: „Unsere Albstädter Innenstädte so umsetzen, wie wir das miteinander geplant haben.“ Ringle wiederum möchte „mit vielen kleinen, symbolisch gemeinten Feuern in allen Stadtteilen Veränderungen und einen Aufbruch herbeiführen“. Und Tralmer aus Gesamt-Albstadt „eine noch liebens- und lebenswertere Stadt machen, in der man mit Inbrunst Teilortbewohner sein kann, aber mit gleicher Inbrunst auch Albstädter“.

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