Albstadt

Auf den Einsatz kommt es an: In der Martinskirche erklang erstmals der „Sonnengesang“

22.07.2019

Von Desiree Dietsche

Auf den Einsatz kommt es an: In der Martinskirche erklang erstmals der „Sonnengesang“

© Desiree Dietsche

Kleine Sänger mit großen Stimmen: Auch die „Maxis“ und „Riesen“ der Kita Regenbogen sowie die Kinder der Martinskantorei machten beim „Tag der Stimme“ mit.

Der erste Tag der Stimme an der Ebinger Martinskirche wartete mit einer außergewöhnlichen Kooperation seitens des Chors der Kantorei auf. Der Samstag war nicht nur einTag der Stimme, sondern auch ein Tag der Begegnung und des Wagnisses, neue Wege zu beschreiten.

Für rund 200 Zuschauer war genau das live zu erleben beim Konzert am Abend, das der Chor der Martinskantorei unter der Leitung von Steffen Mark Schwarz zusammen mit dem studierten Kirchenmusiker und Komponisten Mathias Rehfeldt gestaltete. Von traditioneller Orgelmusik, wie man sie aus dem Gottesdienst kennt, war dabei nichts zu spüren.

Uraufführung des Sonnengesangs gefeiert

Rehfeldt kombiniert die Orgel mit elektronischer Musik – im Fall des „Sonnengesangs“, frei nach Franz von Assisi, zusätzlich mit den etwa 40 Stimmen der Martinskantorei. Das Stück, das derselben gewidmet ist und am Samstag Uraufführung feierte, erfordert exaktes Timing und war sowohl für den Chor als auch für den Komponisten eine besondere Herausforderung.

Bis auf die taktgebende Triangel verschmolzen Elektronik, Orgel und Stimmen – auch Carla Thullners Sopranparts – immer mehr zu einem einzigen gewaltigen Klangkörper, in dem der Text vollkommen zurücktrat.

Rehfeld ist in der Filmmusik zuhause

Rehfeldt gewährte den Besuchern des Konzerts außerdem einige Einblicke in sein Album „Dark Matter“, deren Orgelparts er ebenfalls live spielte und die von meditativer Harmonie bis hin zum vertonten Asteroidenschauer reichten und deutlich machten, dass der gebürtige Tübinger in der Filmmusikbranche zuhause ist. „Elektronik kann im Raum noch eine höhere Dichte erzeugen“, erklärte er im Anschluss. Sein Komponieren sei mit einem Puzzlespiel zu vergleichen, in dem sich abwechselnd Orgelthemen und Elektronik zusammenfügen.

Aufmerksamkeit für die reinen Stimmen der Martinskirche

Zwischendurch besaßen aber auch die reinen Stimmen der Martinskantorei die volle Aufmerksamkeit, ob bei „Cantate Domino oder den Psalmen, die die Schola Cantorum unter der Leitung von Ute Leins vortrug. Die Gäste, die entweder von den Emporen aus den Blick auf Orgel und Chor ruhen ließen oder sich unten in der Kirche der alleinigen Akustik hingaben, erhoben sich zu einem langanhaltenden Applaus, der die mehrheitliche Begeisterung für das erfrischende Experiment widerspiegelte.

Das Timing ist eigentlich die Hauptarbeit

„So etwas hat die Martinskirche noch nie gehört“, meinte Zuschauer Walter Schwarz. Für den Chor, dessen Offenheit für Neues den Martinskantor stolz mache, sei es eine tolle Erfahrung gewesen. Mathias Rehfeldt zeigte sich angetan von der Zusammenarbeit, die im Grunde erst am Vortag tatsächlich eine gewesen war und rasche Anpassungen erforderte. „Das Timing ist eigentlich die Hauptarbeit“, resümierte er lachend. „Ich ziehe eine gute Bilanz“, so Steffen Mark Schwarz.

Was die Hüften mit dem Singen zu tun haben

Dem Konzert war ein Workshop am Vormittag vorausgegangen, bei dem Besucher eine Stimmbildungseinheit und eine Probe der Martinskantorei nicht nur miterleben, sondern selbst daran teilnehmen und erfahren durften, warum ein gedachtes Thera-Band und gute Beweglichkeit in den Hüften beim Singen hilfreich sind. Danach standen Mathias Rehfeldt und Steffen Mark Schwarz für Fragen zum „Sonnengesang“ zur Verfügung.

Die „Maxis“ und „Riesen“ musizierten gemeinsam

Im Rahmen der letzten „Marktmusik“ der aktuellen Saison sangen und musizierten die „Maxis“ und „Riesen“ der Kita Regenbogen sowie die Kinder der Martinskantorei gemeinsam. Mit viel Einsatz sangen die Kinder alle Lieder auswendig, begeistert beklatscht von ihren Eltern und Großeltern, aber auch von zahlreichen weiteren Zuhörern.

Der Martinskantor hatte wochenlang geprobt

Der Martinskantor hatte wochenlang mit ihnen geprobt und begleitete sie am E-Piano, flankiert von Eric Faude und seinem Sohn Anton, die an den Percussion-Instrumenten den Gesang mit magischen Klängen garnierten.

Jeder trägt seinen Teil zum vollen Klang bei

Gedankliche Impulse ließen die Erzieherinnen Jennifer Eggert, Christa Maier-Zenne und Elisabeth Lauenroth einfließen – etwa jenen, wie sehr es die Gemeinschaft stärke, mit anderen zu singen: „Jeder ist wichtig und jeder trägt seinen Teil zum vollen Klang bei.“ „Die güldene Sonne“ spannte inhaltlich den Bogen zum „Sonnengesang“ am Abend.

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