Arbeitskreis Heimatpflege zeichnet Engagement aus: Ehrennadel für Dr. Ingrid Helber aus Frommern
01.08.2023

© Regierungspräsidium Stuttgart
Konrad Epple (Vorsitzender Arbeitskreises Heimatpflege, links) und Regierungspräsidentin Susanne Bay (rechts) ehrten im Beisein von Balingens OB Dirk Abel Dr. Ingrid Helber für ihr Engagement.
Regierungspräsidentin Susanne Bay und der Vorsitzende des Arbeitskreises Heimatpflege, Konrad Epple MdL, haben am Montagabend die Ehrennadel des Arbeitskreises Heimatpflege im Regierungsbezirk Stuttgart verliehen. Geehrt wurden Personen, die sich in besonderer Weise um die Heimatpflege verdient gemacht haben. Unter den Geehrten: Dr. Ingrid Helber aus Frommern.
„Viele Bürgerinnen und Bürger tragen mit großem ehrenamtlichem Engagement zur Pflege unserer kulturellen Heimat bei. Gerade in der heutigen schnelllebigen Zeit ist es besonders wichtig, eine Heimat zu haben. Heimat ist auch das Gefühl, Halt zu haben und Zusammenhalt zu spüren“, sagte Regierungspräsidentin Susanne Bay beim Festakt für die sieben geehrten Personen, der im Europasaal des Regierungspräsidiums Stuttgart in Stuttgart-Vaihingen stattgefunden hat.
Gleichzeitig hob Bay die Wichtigkeit des Ehrenamts hervor: „Ohne freiwillige ehrenamtliche Arbeit wären wir um ein Stück Kultur ärmer. Deswegen danke ich allen Ausgezeichneten herzlich für ihr Engagement. Ihr Engagement wirkt identitätsstiftend und dient der Vermittlung dessen, was für uns Heimat bedeuten kann.“
„Heimat ist nichts Gestriges“
In ihrer Rede betonte die Regierungspräsidentin, dass Heimat nichts Gestriges, nichts Überholtes oder etwas im Zeitenwandel Versunkenes sei – und auch nichts Ausschließendes. „‚Heimat‘ ist ein Inbegriff von Nähe und Vertrautheit, gibt Halt im Auf und Ab der Geschichte und bietet Basis und Orientierung zugleich. Sie hat sich geformt durch kulturelle Errungenschaften, oft einen besonderen Dialekt, gemeinsam entwickelte Mentalität, durch gemeinsam Erlebtes und auch Erlittenes und auch durch gemeinsam definierte Werte. Doch bedeutet dies alles nicht Enge.“
Heimat müsse aber auch offen sein für Neues und Fremdes. „Wir sollten nie vergessen, dass gerade Deutschland – unsere Heimat im Herzen Mitteleuropas – seit Jahrhunderten Migration und Integration erlebt. Es ist wichtig, Neuem und Ungewohntem mit Respekt und Toleranz zu begegnen – denn vieles, worauf wir in unserer Heimat stolz sind, gibt es nur, weil seit Jahrhunderten immer wieder Neues eingebracht wurde“, so Bay.
Ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet
In diesem Jahr zeichnet der Arbeitskreis Heimatpflege im Regierungsbezirk Stuttgart zum 22. Mal Personen aus, die sich auf lokaler oder regionaler Ebene auf vielfältige Weise in der Heimatpflege besonders engagiert haben.
Die in diesem Jahr verliehene Auszeichnung erhielten Dr. Ingrid Helber aus Frommern, Inge Münzenmaier aus Bietigheim-Bissingen, Wilfried Kapp, Reinhard Knoblich, Hans-Jürgen Sostmann (alle aus Böblingen), Paul Möhrer aus Mundelsheim und Ulrich Sauerborn aus Essingen.
„Es ist mir sehr wichtig, auch diejenigen, die wir heute nicht auszeichnen konnten, zu ermutigen, mit ihrem ihr guten Werk fortzufahren. Auch Ihnen allen gilt mein persönlicher Dank“, sagte die Regierungspräsidentin.
Dr. Ingrid Helbers Steckenpferd ist die (Heimat-)Geschichte
Die Balinger Historikerin und Kunsthistorikerin Dr. Ingrid Helber kennt die Balinger Geschichte wie ihre Westentasche. Sie ist Autorin, Stadtführerin, hält Vorträge und ist darüber hinaus seit vielen Jahren im Schwäbischen Albverein aktiv.
Seit 2001 ist sie Referentin in der Ausbildung zur zertifizierten Wanderführerin beziehungsweise zum zertifizierten Wanderführer. Bei dieser Aufgabe stellt sie den angehenden Wanderführerinnen und Wanderführern die verschiedenen Baustile in der Region vor und schafft es spielend, ihre eigene Begeisterung für diese Themen in Theorie und Praxis weiterzugeben. Dadurch versetzt sie die angehenden Wanderführerinnen und Wanderführer in die Lage, bei eigenen Führungen das Gelernte an die Wanderteilnehmerinnen und -teilnehmer weiterzugeben. Selbst während der Corona-Einschränkungen hat Dr. Ingrid Helber sich weiter engagiert und während der Lockdowns ihre Vorträge online gehalten.
Vielseitig tätig
Außer dieser ehrenamtlichen Tätigkeit im Schwäbischen Albverein ist Dr. Ingrid Helber Autorin und Herausgeberin mehrerer Bücher zu Kunst- und Kulturdenkmalen im Zollernalbkreis. Sie ist Stadtführerin in Balingen und Ebingen sowie in anderen Orten, hält Vorträge zur Industriearchitektur, zum Fachwerkbau, zur Kostümgeschichte und zu Baustilen. Außerdem war sie viele Jahre Kuratorin in der Kunstsammlung Hellmuth Uhrig im Kloster Kirchberg bei Sulz am Neckar, mit deren Aufbau sie 1999 begonnen hat, sowie in der Stadtgeschichtlichen Sammlung Ebingen (Heimatmuseum), die sie wiederaufgebaut und nach langer Schließung 1996 neu eröffnet hat.
„Über den Vorschlag zur Ehrung sowie das langjährige Vertrauen und über die Ehrung freue ich mich sehr. Dass Oberbürgermeister Dirk Abel an der Verleihung teilgenommen hat, hat mich außerordentlich gefreut“, resümiert die Frommernerin am Tag nach der Verleihung. Vorgeschlagen wurde Helber von der Heimat- und Wanderakadamie Baden-Württemberg beim Schwäbischen Albverein, angesiedelt in der Hauptgeschäftsstelle in Stuttgart, wie sie weiter ausführt.
Ansinnen: Zum Erlebnischarakter beitragen
„Es ist mir ein Anliegen, historische, kunsthistorische und kulturgeschichtliche Inhalte zu vermitteln, die zum Erlebnischarakter von künftigen Wanderungen beitragen können. Jedes Mal freue ich mich auf die Schulungen mit jüngeren und auch älteren Teilnehmern der Wanderführerausbildung“, fasst die Geehrte zusammen. Viele dieser Schulungen finden auf ihre Initiative hin im Haus der Volkskunst in Dürrwangen statt. „Das ist mir am liebsten, weil ich in Balingen viel zum Thema Bauwerke und Baustile sowie Landesgeschichte vor Ort in der Stadt aufzeigen kann.“ Es gebe jedoch auch Ausbildungen im Dreieck zwischen Schwäbisch Hall, Rottweil und Heidenheim, so kommt Dr. Ingrid Helber im Bereich des Schwäbischen Albvereins in ganz Württemberg herum.