Apotheken streiken: Mitarbeiter im Zollernalbkreis wollen am Mittwoch Antworten von Lauterbach
26.09.2023

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Die Apotheker machen mit temporärer Schließung am Mittwochnachmittag auf die aktuellen Probleme aufmerksam (Symbolfoto).
„Wir bleiben geschlossen. Weil Lauterbach uns Antworten schuldet!“ Unter diesem Motto werden am Mittwochnachmittag Apotheker und deren Mitarbeiter protestieren. Lieferengpass-Krise, Personalmangel, Honorar-Rückgang – dies sind nur drei Gründe dafür. Auch im Zollernalbkreis werden sich Apotheker an der Aktion beteiligen und entweder für einige Stunden oder den gesamten Nachmittag ihre Apotheken schließen.
Es sei ein Aktionstag, um ein klares Zeichen zu setzen, dass die Grenzwerte überschritten sind, sagt Johannes Ertelt, Sprecher der Apotheker im Zollernalbkreis. Am Apothekertag, 27. September, will sich Lauterbach äußern – doch nicht in Präsenz auf der Veranstaltung in Düsseldorf, sondern wohl online. Der Streik der Apotheker am Mittwochnachmittag soll den Mitarbeitern der Apotheken die Gelegenheit geben, den Ausführungen des Gesundheitsministers im Livestream zuzuhören, erklärt Ertelt.
Lauterbach soll Antworten liefern
Die Kritik der Apotheker deutschlandweit ist, dass Karl Lauterbach bisher sämtliche Gespräche mit Apothekervertretern ausgeschlagen habe. Dabei sind die Probleme der Pharmazeuten dringend, wie Ertelt betont. Das Netz der Apotheken werde immer löchriger. Das wichtigste Ziel sei deshalb, die flächendeckende Versorgung zu gewährleisten. „Die Politik muss die Rahmenbedingungen dafür schaffen“, betont Johannes Ertelt. Deshalb müsse Lauterbach Antworten, Lösungen und konkrete Maßnahmen liefern.
Der Bisinger Apotheker weist auf weitere Fallstricke und Herausforderungen hin – exemplarisch seien die fehlenden Honoraranpassungen und Inflationsausgleiche seit annähernd 20 Jahren genannt. Desweiteren die steigende Bürokratie und die sich verschärfenden Lieferengpässe. Was insgesamt fehlt: „Die Honorierung eines Systems, das mehr leistet als eine reine Medikamentenausgabe“, so Ertelt. Denn inmitten der aktuellen Probleme „bleibt uns wenig Luft, Pharmazie im eigentlichen Sinne zu praktizieren“, unterstreicht er – alles im Selbstverständnis zum Wohle der Patienten und Kunden. Seine Schwester Anna Ertelt fasst es ganz nüchtern zusammen: „Die Punkte des letzten Streiks sind leider noch alle aktuell.“
Apotheker wollen Taten der Politik sehen
Am 14. Juni waren die meisten Apotheken geschlossen, um auf die Vielzahl an Problemen der Apothekerschaft aufmerksam zu machen. Dies soll nun auch am Mittwoch, 27. September, das Credo sein. Und: Die Apotheker wollen Taten sehen und nicht nur wohlwollende Worte hören, meint Johannes Ertelt. Je nachdem, welche Antworten – sollte er sich überhaupt äußern – Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach gibt, werden sich die Apotheker(verbände) weitere Maßnahmen überlegen. Denn ein „Weiter so“ könne es nicht geben, damit der Fortbestand der flächendeckenden Apothekenversorgung gewährleistet bleibt. Darin schließt Ertelt auch ein, dass eine Wirtschaftlichkeit als Grundlage gegeben sein muss, um alle Herausforderungen meistern zu können – inklusive, dass Apothekenberufe attraktiv sein müssen, um Fachkräfte gewinnen und halten zu können sowie Nachfolger zu finden.
Notdienste unbetroffen vom Streik
Johannes Ertelt geht davon aus, dass sich die Mehrzahl der Apotheken im Zollernalbkreis am Mittwoch ab 13 Uhr am stundenweisen oder nachmittäglichen Streik beteiligen. Eine zentrale Übersicht zusammenzustellen sei – sehr bezeichnend – aus Personalmangel jedoch nicht möglich gewesen. Ertelt betont aber, dass es eine Selbstverständlichkeit sei, dass Patienten im Ernstfall in diesem Nachmittag nicht im Stich gelassen werden. Die Notdienste gemäß der veröffentlichten Liste bleiben vom Streik unangetastet.
Balsam für die Seele der Apotheker seien im Übrigen die Rückmeldungen der Patienten zum vergangenen Streiktag im Juni gewesen, merkt Ertelt in diesem Zusammenhang an. Dieser sei sehr positiv aufgenommen worden und viele Apothekenkunden und Patienten hätten sich erkundigt, ob und wie sie selbst die Anliegen der Apotheken unterstützen können. Schön zu lesen seien auch die Ergebnisse einer Postkartenaktion gewesen: Hier haben Kunden aufgeschrieben, was für sie die Apotheke vor Ort bedeutet.
