Hechingen

Anwohner in Bisinger Ortsteilen atmen auf: Viele Brummis müssen bald außenrum

03.02.2024

Von Julia Siedler

Anwohner in Bisinger Ortsteilen atmen auf: Viele Brummis müssen bald außenrum

© Julia Siedler

Meinrad Bogenschütz lebt seit seiner Geburt vor 72 Jahren im Bisinger Teilort Zimmern. Er freut sich, wenn der laute Schwerlastverkehr unterhalb der Burg zumindest weniger wird.

Das Landratsamt greift beim Schwerlastverkehr durch und führt in Zimmern, Wessingen und Steinhofen Beschränkungen für den Schwerlastverkehr ein. Anwohner atmen auf.

Seit 72 Jahren lebt Meinrad Bogenschütz in der Zimmerner Burgstraße – direkt an der Kreisstraße 7111. „Das ist mein Elternhaus, hier bin ich geboren“, sagt er nicht ganz ohne Stolz. Er erinnert sich noch gut an frühere Zeiten: „Da konnte ich mich noch über die Straße hinweg mit der Nachbarin unterhalten.“ Das sei heute schiergar undenkbar. Der Schwerlastverkehr macht den Bisinger Teilorten schon lange zu schaffen.

Chaos den ganzen Tag: In Zimmern ist es das berühmte „Eck“, das alle nervt

Hier in Zimmern ist es weniger die Menge, die Anwohner belastet, sondern viel mehr die Straßenführung – besonders in der gleichermaßen berühmten wie berüchtigten Kurve Burgstraße/Schloßstraße. „Da ist es laut, und um die Kurve blockieren die großen Laster den Verkehr, weil sie zwei Fahrspuren brauchen, um ‚ums Eck‘ zu kommen.“ Das Eck ist eine Beschreibung, die bei der Kurve in Zimmern in der Tat fast zutreffender ist. Wenn zudem noch jemand in der Metzgerei gegenüber einkauft, sei das Chaos meist perfekt. „Morgens um halb sechs fängt das an, den ganzen Tag lang“, berichtet Bogenschütz. „Die 40-Tonner gehören hier raus.“

Anwohner in Bisinger Ortsteilen atmen auf: Viele Brummis müssen bald außenrum

© Julia Siedler

In Zimmern gilt immer dann, wenn ein großer Laster oder Bus sich der engen Kurve Burgstraße/Schloßstraße nähert: Erst mal Abstand halten und warten. Immerhin: Bislang können Fahrschüler an dieser Stelle notgedrungen gegenseitige Rücksichtnahme im Straßenverkehr üben. Anwohner Bogenschütz findet: Die Kurve hätte bereits bei ihrer Erneuerung entschärft werden sollen.

Das sieht man nun offenbar auch im Landratsamt so. Vergangene Woche habe ein Ortstermin stattgefunden, bei dem die Beteiligten die bereits vorhandenen Daten auswerteten und „Maßnahmen für den Schwerlastverkehr abgeleitet haben“, wie das Landratsamt auf Nachfrage des ZOLLERN-ALB-KURIER bestätigt.

Bekanntermaßen leiden nicht nur die Anwohner in Zimmern unter dem Schwerlastverkehr. Auch aus Wessingen und Steinhofen kommen schon seit Jahren Klagen. „Deshalb lag es nahe, die Situation einheitlich zu betrachten und möglichst Maßnahmen auch in anderen Ortsteilen zu treffen, ohne dabei die Ortsdurchfahrt in Bisingen weit mehr als üblich zu belasten“, heißt es aus dem Landratsamt.

Nicht allein die schiere Masse ist das Problem

Dabei sei dann auch deutlich geworden, dass in Bisingen nicht der Schwerlastanteil (1,5 Prozent, Durchschnittswert auf Kreisstraßen: 2,1 Prozent) problematisch ist, sondern die von Bogenschütz angesprochene Straßeninfrastruktur, „die für den Schwerlastverkehr insbesondere aus Wessingen kommend nicht optimal ist“. In Steinhofen sieht es wiederum anders aus: Dort liege der Schwerlastanteil mit 6,7 Prozent 4,6 Prozentpunkte über dem Durchschnitt.

Ein vollständiges Verbot würde zu viele Laster durch Bisingen drängen

Die Konsequenz? „Eine einseitige Tonnagenbeschränkung in Wessingen und Zimmern von der Bundesstraße 27 kommend, sowie eine einseitige Tonnagenbeschränkung in Steinhofen aus Engstlatt kommend“, erklärt Landratsamtssprecher Steffen Maier. Eine vollständige Beschränkung komme deshalb nicht in Frage, weil der Verdrängungseffekt auf die Ortsdurchfahrt Bisingen nicht tragbar wäre. Und wie geht es nun konkret weiter? Nachdem die Straßenmeisterei die entsprechende Beschilderung geordert und angebracht hat, dürfen Fahrzeug, die mehr als 7,5 Tonnen wiegen, die genannten Straßen nicht mehr befahren.

Ausnahmen? Nur für den ÖPNV und im Falle einer Baustelle!

Ausnahmen gebe es nur im Fall des Öffentlichen Nahverkehrs und im Falle einer Baustelle. Die verkehrsrechtliche Anordnung soll bereits Ende nächster Woche fertiggestellt werden.

Nur einen Wunsch hat Anwohner Bogenschütz noch . . .

Von den Maßnahmen des Landratsamts erhofft sich Meinrad Bogenschütz, der gebürtige Zimmerner, „dass es hier wieder etwas ruhiger wird“. Der Beschluss ist für Bogenschütz „in Ordnung“, sagt er. „Damit kann ich leben.“ Eine vollständige Beschränkung für alle Lastwagen hält auch er übrigens für nicht realistisch – und auch nicht für nötig. Was man allerdings noch hätte fordern können? Die Ausweitung der 30er-Zone von Ortsschild zu Ortsschild. „Haben die Leute außerhalb der Zone nicht auch ein Anrecht auf eine Verkehrsberuhigung?“, fragt Bogenschütz. Eine Ausweitung hätte zudem den Vorteil, dass die Attraktivität der Strecke als Abkürzung automatisch gedämpft würde, vermutet er.

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