Geislingen

Anliegerprotest gegen Geislinger „Auben“-Bebauung: Reihenhaussiedlung anstatt 40 Wohnungen

23.11.2022

Von Rosalinde Conzelmann

Anliegerprotest gegen Geislinger „Auben“-Bebauung: Reihenhaussiedlung anstatt 40 Wohnungen

© Immodera

Im „Auben“ möchte das Unternehmen Immodera mehrere Mehrfamilienhäuser mit 40 Eigentumswohnungen bauen. Inklusive Tiefgaragen und Parkplätze.

Ist vorab zwischen dem Investor und der Stadt alles abgesprochen? Diese Befürchtung haben mehrere Anlieger, die in einer öffentlichen Stellungnahme eine aktive Beteiligung an dem Bebauungsplanverfahren „Stettener Brühl“ fordern. „Wäre es gerade an diesem Standort nicht Grund genug, eine nachhaltige, naturnahe Bebauung zu prüfen statt einfach das erste vorgelegte Konzept eines Investors abzusegnen?“ fragen sie sich.

Die geplante Bebauung des 6000 Quadratmeter großen Grundstücks „Stettener Brühl“ mit Mehrfamilienhäusern stößt auf Kritik. Die Anlieger der Auenstraße und der Grabenstraße Tanja und Volker Müller, Raimund und Sabine Mantei sowie die Familien Grün, Rothweiler und Ulrich bringen in einem gemeinsamen Schreiben ihren Protest zum Ausdruck.

Sie sagen, dass das „Auben“, wo der örtliche Investor Immodera, wie berichtet, 40 Wohnungen plant, eine der schönsten Lagen im Ort überhaupt ist. Das Gebiet werde von den Geislingern geschätzt und geliebt. Sie stellen in ihrem Schreiben klar, dass es ihnen nicht darum geht, gegen die Bebauung auf dem Auben generell zu kämpfen.

Klagen an den Stammtischen

Nach der Bekanntgabe der Pläne seien die Klagen und Diskussionen im Ort, sowohl an Stammtischen als auch in den Familien und in den sozialen Medien nicht zu überhören. „Und es sind keineswegs nur direkte Anwohner, die aufgewühlt sind“, stellen sie klar. Denn aus Natur soll ein Wohngebiet werden.

Die Stadt verspreche, dass die Anwohner mit eingeschaltet werden sollen und dass über die Art der Bebauung noch gar nichts beschlossen sei. Verfolge man aber den Zeitungsbericht über das Bauvorhaben, gewinne man einen anderen Eindruck, nämlich, dass 40 Wohnungen in mehreren Mehrfamilienhäusern geplant sind. Dass diese zu für ihn attraktiven Preisen verkauft werden können, daran besteht für die Familien kein Zweifel. Auch dem Investor sei eigentlich kein Vorwurf zu machen. Für die Unterzeichner drängt sich allerdings eine Frage auf: Ist bereits vorab zwischen Investor und Stadt alles abgesprochen?

Sind Mehrfamilienhäuser alternativlos?

Denn bei der Veröffentlichung der Tagesordnung der besagten Gemeinderatssitzung sei nur für Insider klar gewesen, was das „Stettener Brühl“ ist und wo das Gebiet liegt. Die Anlieger haben zudem den Eindruck, dass im Interview mit dem Investor die Mehrfamilienhäuser quasi als alternativlos dargestellt würden.

Sie fragen sich, was eigentlich die Geislinger Bevölkerung will, die ein Stück ihres Naherholungsgebiet, ein Stück Ruhe und Natur abgeben muss. „Wäre es gerade an diesem Standort nicht Grund genug eine nachhaltige, naturnahe Bebauung zu prüfen statt einfach das erste vorgelegte Konzept eines Investors abzusegnen ?“, fragen sie sich.

Es gibt kreative Lösungen

In anderen Städten könne man kreative Lösungen besichtigen, begrünte Fassaden, individuelle und architektonisch wertvolle Baukörper, nachhaltige energetische Konzepte. Kurzum, Lösungen, die einen Mehrwert für die ganze Gemeinde bringen, die über die reine Schaffung von Wohnraum hinausgehen.

Weiterhin stellt sich für die Anlieger die Frage, ob es wirklich der Wunsch der Geislinger ist, dass der Bedarf an Wohnraum für Familien ausschließlich mit großen Mehrfamilienhäusern gedeckt wird. „Vielleicht ist die Zeit des frei stehenden Einfamilienhauses vorbei und vielleicht ist das auch gut so“, räumen sie ein.

Lieber Reihenhäuser

Auch in der Auenstraße sei nach dem Krieg in sehr viel schwierigeren Zeiten als heute, Wohnraum für Familien geschaffen worden. Mit einer Reihenhausbesiedlung, kleinen Doppelhäusern zu erschwinglichen Preisen.

Wäre nicht schon die Nähe zu diesen heute vielfach liebevoll renovierten Häusern ein Grund, ebenso eine Reihenhaussiedlung zu gründen? lautet die Anregung der Familien. Vielleicht auch mit kleinsten Parzellen, in denen wie in der Auenstraßen Gemüse angebaut werden kann oder Kinder spielen können.

Die Stadt hat alles in der Hand

Die Familien sind der Meinung, dass sie bei dem „Wie“ der Bebauung mitsprechen sollten. Sie stellen nicht in Frage, dass Geislingen kaum andere Möglichkeiten hat, sich nach außen zu entwickeln und es keine neuen Baugebiete mehr geben wird.

„ Mit dem Bebauungsplan hat die Stadtverwaltung alles in der Hand. Diesen im Sinne der tatsächlichen Wünsche der Bevölkerung zu gestalten und nicht nur im Sinne der Profitabilität für den Investor, ist die Aufgabe“, formulieren sie ihren Wunsch.

Vertrauen in Bevölkerung stärken

Die Geislinger hätten 2022 schmerzlich erfahren, dass über ihre Köpfe hinweg das Waldhofgelände ohne eine echte Bürgerbeteiligung zum Absprunggelände erklärt worden ist. Und sowohl der Bürgermeister als auch der Landrat hätten wiederholt gefordert, dass eine Einbeziehung der Bevölkerung notwendig ist, um das Vertrauen in die Politik und die Verwaltung zu stärken. „Hier gibt es nun eine sehr gute Gelegenheit, genau dies zu tun“, lautet ihr Appell an die Stadt und den Gemeinderat.

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