Balingen

Als „Au-Beck“ in Balingen bekannt: Manfred Möck feiert seinen 90. Geburtstag

22.08.2023

Von Volker Schweizer

Als „Au-Beck“ in Balingen bekannt: Manfred Möck feiert seinen 90. Geburtstag

© Volker Schweizer

Manfred Möck feiert 90. Geburtstag.

Manfred Möck feiert am Dienstag, 22. August, seinen 90. Geburtstag. Seiner Heimstadt ist er zeitlebens treu geblieben – und weiß sehr viel über sie.

„D’Au-Beck“ nannten die Balinger ihn früher nur, für seine hochwertigen Backwaren war er überall bekannt. Der Name rührt her vom Straßennamen „Auf der Au“, wo seine Eltern Karl und Berta, geborene Mauser, eine Bäckerei führten, die er später zusammen mit seiner Frau Anita übernahm und bis ins Rentenalter weiterbetrieb.

Wie ein kleines Unternehmen zu führen ist, bekam Manfred Möck schon als Kind und später in der Jugendzeit mit – aber nicht nur durch seine Eltern. Sein Großvater betrieb ebenfalls „Auf der Au“ eine Schuhmacherei, wohl mit die beste im Städtle. Ein Cousin von Manfred Möck spricht von einem „Geschäft par excellence“. Man habe auf eine Reparatur zwar lange warten müssen, aber mit dem Ergebnis sei jeder Kunde hochzufrieden gewesen. Anitas Vater Johannes war Schneidermeister und hatte einen Laden „Am Lindle“.

Manfred Möck wuchs ohne Geschwister auf, sein Bruder Albrecht starb gleich nach der Geburt. Die Jugendzeit war geprägt vom Zweiten Weltkrieg. Der Jubilar weiß noch gut, dass die Sichelschule als Lazarett diente, er deswegen die sogenannte Grottengrabenschule hinter der Stadtkirche besuchte. Wenn der Fliegeralarm ging, musste die Familie in den Keller der Adlerbrauerei, dem heutigen City-Center.

An Bäckerei wird Supermarkt angegliedert

Nach dem Krieg absolvierte der Jubilar an der Höheren Handelsschule in Ebingen eine Lehre zum Kaufmann. Die Bäckerei wechselte ihren Standort. Am neuen Platz in der früheren Mühlstraße gab es auch Spirituosen, und später wurde noch ein Supermarkt angegliedert. „Russenhaus“ nannte man das Anwesen früher. Warum? Lange Zeit wusste es Manfred Möck auch nicht, bis ihm eines Tages „D’Schwanen-Willi“ die Hintergründe erzählte. Als die napoleonischen Truppen aus dem Rückzug von Russland waren, quartierten sich Franzosen ein, die aber von Russen verjagt wurden. Die Russen nahmen das Haus in Beschlag. Darunter soll ein reicher Mann, den man nur Zahlmeister nannte, gewesen sein.

Die Mühlstraße wurde wegen Verwechslungsgefahr – auch in Ostdorf und Geislingen gab es diesen Straßennamen – später in Herrenmühlenstraße umbenannt. Herrenmühl deshalb, weil sich in der Nähe die Herrenmühle befand, eines der ältesten Gebäude von Balingen. Eine Bäckerei gibt es dort aber schon lange nicht mehr. Das stattliche Haus wurde umgebaut.

Wandern und Reisen im Ruhestand

Gute Kontakte pflegte Manfred Möck in den Nachkriegsjahren zum damaligen Bürgermeister Gottlob Maurer. „Des war an g’schickta Schultes“, betont der Jubilar, ohne seinen Einsatz gäbe es heute kein Stadion in Balingen, ist er sich sicher.

Ihren Ruhestand verbrachten Manfred und Anita Möck im neuen Zuhause in der Hohenbergstraße. Das Paar wanderte gerne im Elsass, ging viel auf Reisen, unternahm aber auch Studienfahrten. Seiner Leidenschaft als Jäger ging der heute 90-Jährige bis ins hohe Alter nach. Er war auch Mitglied einer Jagdhornbläsergruppe, die immer in Ebingen und Margrethausen geprobt hat. Unvergessen bleibt für ihn ein Auftritt auf dem Hartmannsweiherkopf, wo gefallene Soldaten aus Deutschland und Frankreich beigesetzt sind. Die Franzosen hätten begeistert geklatscht und sogar um Zugaben gebeten.

Viele Jahre war Manfred Möck auch Jahrgangssprecher und organisierte Ausflüge.

Malereien seiner Frau zieren die Wände

Anita Möck starb im Dezember 2019. Täglich besucht er mit dem Rollator den Friedhof, bringt frische Blumen auf das Grab. Manfred Möcks neue Heimat ist die zur Evangelischen Heimatstiftung gehörende Seniorenresidenz an der Eyach in Balingen. Seine Frau ist allgegenwärtig in der Einrichtung, denn eine von Vielzahl von ihren gemalten Landschaftsbildern zieren die Wände. Gefeiert wird runde Geburtstag mit Kaffee und Kuchen im Kloster Kirchberg bei Sulz.

Diesen Artikel teilen: