AfD-nahe Demo und Gegendemo der Grünen in Lautlingen verläuft ohne Zwischenfälle
03.07.2021

© Holger Much
Einige der Teilnehmer der von den Albstädter Grünen organisierten Gegendemonstration. Zu ihnen hatte sich auch Robin Mesarosch, Bundestagskandidat der SPD für den Zollernalbkreis und den Kreis Sigmaringen gesellt (mit Megaphon).
Die Fahrraddemo des Noch-AfD-Mitglieds und Coronaleugners Stefan Bauer aus Rosenheim lockte vier Männer nach Lautlingen auf den Schloss-Parkplatz. Die Gruppe der von den Albstädter Grünen organisierten Gegendemonstration brachte rund 20 Leute auf die Beine. Auch zahlreiche Beamte der Albstädter Polizei waren vor Ort.
Diesen Samstag fand gegen 10 Uhr auf dem oberen Parkplatz der Stauffenberg-Gedenkstätte in Lautlingen sowohl die als „Fahrrad-Demo“ angekündigte Kundgebung des Rosenheimer AfD-Mitglieds Stefan Bauer statt als auch die von den Albstädter Grünen organisierte Gegendemonstration.

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Die Gegendemonstration war von den Grünen in Albstadt organisiert worden. Ihnen war von der Polizei der vordere Parkplatz beim Stauffenbergschloss zugewiesen worden, Stefan Bauer der hintere.
Beide Demonstrationen waren beim Amt für öffentliche Ordnung offiziell angekündigt gewesen.
Über Telegram angekündigt
Die Fahrrad-Demo samt Kundgebung, die Bauer laut Angaben der Polizei vor Ort über den Messengerdienst Telegram öffentlich gemacht hatte, lockte insgesamt vier weitere Leute an. Darunter, so die Einschätzung von Polizeihauptkommissar Martin Conzelmann, niemand aus den in der Region bekannten „einschlägigen Kreisen“.
Schlosshof mit Ketten verriegelt
Die Veranstaltung bestand darin, dass der AfD-Mann eine Kamera aufgestellt hatte, in die er offenbar eine vorbereitete Rede sprach, die aber nicht zu hören war. Es wurde, so vermutete auch die Polizei, ein Video gedreht, in dem der Coronaleugner den Widerstand gegen die Coronamaßnahmen vor der historischen Kulisse des Schlosses mit dem Widerstand Stauffenbergs gegen Hitler verglich.

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Auch zahlreiche Beamte des Polizeireviers Albstadt waren am Samstagvormittag unter der Leitung von Polizeihauptkommissar Martin Conzelmann mit mehreren Fahrzeugen vor Ort.
Ins Schloss selbst durfte die kleine Gruppe nicht, das Tor zum Schlosshof war am Morgen mit Ketten verschlossen worden.
Bauer verglich Corona-Impfstoffe mit Zyklon B
Ein Video ähnlichen Inhalts hatte Bauer jüngst in der österreichischen KZ-Gedenkstätte Mauthausen aufgenommen. In dem Videoclip verglich er Corona-Impfstoffe mit Zyklon B, dem Giftgas, das die Nationalsozialisten in den Konzentrationslagern dazu einsetzen, um Gefangene zu ermorden. Dieser Vergleich sorgte dafür, dass Bauer aus der AfD ausgeschlossen werden soll.
Albstädter Grüne hatten zur Gegendemonstration aufgerufen
Stefan Bauers Kamera filmte dabei nicht nur ihn, sondern im Hintergrund auch die wesentlich größere Gruppe von Gegendemonstranten, die seinen Vortrag mit Rasseln, Hupen und Rufen wie „Wer mit Nazis mitmarschiert, der hat wirklich nichts kapiert“ begleiteten. Die Albstädter Grünen hatten zur Gegendemonstration aufgerufen. Es kamen aber auch Teilnehmer der Gegendemonstration, die nicht zu den Grünen gehören: „Solchen Dingen muss man einfach einen Riegel vorschieben. Es ist Pflicht, hier Widerstand zu leisten“, bestätigte eine Besucherin.
Austausch über die Hecke mit Megaphon
Auch Robin Mesarosch, Bundestagskandidat der SPD für den Zollernalbkreis und den Kreis Sigmaringen, gesellte sich zu den Gegendemonstranten. Zunächst beschwerte sich Bauer bei den anwesenden Polizisten über die Störung durch die Grünen.

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Während die Gruppe der Gegendemonstranten rund 20 Teilnehmer zählte, bewegte sich die Zahl der Teilnehmer der vom Rosenheimer Noch-AfD-Mann Stefan Bauer (links mit Megaphon) in Lautlingen initiierten "Fahrrad-Demo" zwischen anfangs drei, später dann fünf Teilnehmer - alle ohne Maske.
Danach entwickelte sich, wenn schon keine Diskussion, dann doch ein teils emotional mit Megaphon geführter Austausch von Standpunkten über die breite Hecke hinweg, die die beiden Bereiche von Demonstration und Gegendemonstration trennte.
Vergleich von Corona-Maßnahmen und Nazi-Verbrechen ist eine Frechheit
Während die Seite von Stefan Bauer mit Begriffen wie „Corona-Diktatur“, „faschistoide Zustände“, „Abschaffung der Grundrechte“ und der Behauptung, Corona sei nur eine „Grippe“ operierte, stellten der Organisator der Gegendemonstration, Markus Ringle, sowie Robin Mesarosch klar, dass es eine Frechheit sei, Maßnahmen gegen Corona in irgend einer Weise mit den schrecklichen Verbrechen der NS-Zeit zu vergleichen.
Noch ein Video in Mössingen
Gut 20 Minuten vor Ende der angemeldeten Demonstration zogen sich die Gegendemonstranten zurück. Markus Ringle: „Die sollen sich nun anderes Publikum suchen.“ Stefan Bauer und zwei weitere Männer fuhren laut Informationen der Polizei mit dem Fahrrad dann nicht wie geplant über Albstadt, sondern über über Balingen nach Mössingen. Dort machte das Trio vor der Langgass-Turnhalle bei der Gedenktafel zum Mössiger Generalstreiks Halt, wo Bauer noch ein Video aufnahm.
