AfD-nahe Demo und Gegendemo der Grünen in Lautlingen verläuft ohne Zwischenfälle

Von Holger Much

Die Fahrraddemo des Noch-AfD-Mitglieds und Coronaleugners Stefan Bauer aus Rosenheim lockte vier Männer nach Lautlingen auf den Schloss-Parkplatz. Die Gruppe der von den Albstädter Grünen organisierten Gegendemonstration brachte rund 20 Leute auf die Beine. Auch zahlreiche Beamte der Albstädter Polizei waren vor Ort.

AfD-nahe Demo und Gegendemo der Grünen in Lautlingen verläuft ohne Zwischenfälle

Einige der Teilnehmer der von den Albstädter Grünen organisierten Gegendemonstration. Zu ihnen hatte sich auch Robin Mesarosch, Bundestagskandidat der SPD für den Zollernalbkreis und den Kreis Sigmaringen gesellt (mit Megaphon).

Diesen Samstag fand gegen 10 Uhr auf dem oberen Parkplatz der Stauffenberg-Gedenkstätte in Lautlingen sowohl die als „Fahrrad-Demo“ angekündigte Kundgebung des Rosenheimer AfD-Mitglieds Stefan Bauer statt als auch die von den Albstädter Grünen organisierte Gegendemonstration.

Beide Demonstrationen waren beim Amt für öffentliche Ordnung offiziell angekündigt gewesen.

Über Telegram angekündigt

Die Fahrrad-Demo samt Kundgebung, die Bauer laut Angaben der Polizei vor Ort über den Messengerdienst Telegram öffentlich gemacht hatte, lockte insgesamt vier weitere Leute an. Darunter, so die Einschätzung von Polizeihauptkommissar Martin Conzelmann, niemand aus den in der Region bekannten „einschlägigen Kreisen“.

Schlosshof mit Ketten verriegelt

Die Veranstaltung bestand darin, dass der AfD-Mann eine Kamera aufgestellt hatte, in die er offenbar eine vorbereitete Rede sprach, die aber nicht zu hören war. Es wurde, so vermutete auch die Polizei, ein Video gedreht, in dem der Coronaleugner den Widerstand gegen die Coronamaßnahmen vor der historischen Kulisse des Schlosses mit dem Widerstand Stauffenbergs gegen Hitler verglich.

Ins Schloss selbst durfte die kleine Gruppe nicht, das Tor zum Schlosshof war am Morgen mit Ketten verschlossen worden.

Bauer verglich Corona-Impfstoffe mit Zyklon B

Ein Video ähnlichen Inhalts hatte Bauer jüngst in der österreichischen KZ-Gedenkstätte Mauthausen aufgenommen. In dem Videoclip verglich er Corona-Impfstoffe mit Zyklon B, dem Giftgas, das die Nationalsozialisten in den Konzentrationslagern dazu einsetzen, um Gefangene zu ermorden. Dieser Vergleich sorgte dafür, dass Bauer aus der AfD ausgeschlossen werden soll.

Albstädter Grüne hatten zur Gegendemonstration aufgerufen

Stefan Bauers Kamera filmte dabei nicht nur ihn, sondern im Hintergrund auch die wesentlich größere Gruppe von Gegendemonstranten, die seinen Vortrag mit Rasseln, Hupen und Rufen wie „Wer mit Nazis mitmarschiert, der hat wirklich nichts kapiert“ begleiteten. Die Albstädter Grünen hatten zur Gegendemonstration aufgerufen. Es kamen aber auch Teilnehmer der Gegendemonstration, die nicht zu den Grünen gehören: „Solchen Dingen muss man einfach einen Riegel vorschieben. Es ist Pflicht, hier Widerstand zu leisten“, bestätigte eine Besucherin.

Austausch über die Hecke mit Megaphon

Auch Robin Mesarosch, Bundestagskandidat der SPD für den Zollernalbkreis und den Kreis Sigmaringen, gesellte sich zu den Gegendemonstranten. Zunächst beschwerte sich Bauer bei den anwesenden Polizisten über die Störung durch die Grünen.

Danach entwickelte sich, wenn schon keine Diskussion, dann doch ein teils emotional mit Megaphon geführter Austausch von Standpunkten über die breite Hecke hinweg, die die beiden Bereiche von Demonstration und Gegendemonstration trennte.

Vergleich von Corona-Maßnahmen und Nazi-Verbrechen ist eine Frechheit

Während die Seite von Stefan Bauer mit Begriffen wie „Corona-Diktatur“, „faschistoide Zustände“, „Abschaffung der Grundrechte“ und der Behauptung, Corona sei nur eine „Grippe“ operierte, stellten der Organisator der Gegendemonstration, Markus Ringle, sowie Robin Mesarosch klar, dass es eine Frechheit sei, Maßnahmen gegen Corona in irgend einer Weise mit den schrecklichen Verbrechen der NS-Zeit zu vergleichen.

Noch ein Video in Mössingen

Gut 20 Minuten vor Ende der angemeldeten Demonstration zogen sich die Gegendemonstranten zurück. Markus Ringle: „Die sollen sich nun anderes Publikum suchen.“ Stefan Bauer und zwei weitere Männer fuhren laut Informationen der Polizei mit dem Fahrrad dann nicht wie geplant über Albstadt, sondern über über Balingen nach Mössingen. Dort machte das Trio vor der Langgass-Turnhalle bei der Gedenktafel zum Mössiger Generalstreiks Halt, wo Bauer noch ein Video aufnahm.