Zollernalbkreis

30 Tage Todesangst: Wie HIV das Leben eines Zollernälblers veränderte

16.10.2021

Von Lea Irion

30 Tage Todesangst: Wie HIV das Leben eines Zollernälblers veränderte

© Lea Irion

Mit dem Kauf von sogenannten AIDS-Teddys kann man die Aidshilfe in Deutschland unterstützen.

HIV und AIDS sind Themen, über die man kaum spricht, und wenn, dann mit Vorbehalten. Das hat die Deutsche Aidshilfe schon im Jahr 2011 in einer Studie herausgefunden. Seither hat sich nicht viel getan – ebendiese Stigmatisierung ist es aber, die Menschen wie Joshua (Name von der Redaktion geändert) fast in den Tod treibt. Dem ZOLLERN-ALB-KURIER hat er seine Geschichte mit HIV erzählt.

30 Tage. So wenig Zeit bleibt Joshua, als es passiert. Danach gibt es für ihn zwei Möglichkeiten: Er ist gesund. Oder er stirbt.

Als er später den Anruf von seinem Arzt bekommt, hat er mit seinem Leben bereits abgeschlossen. Der Mediziner wird sein Schicksal jetzt besiegeln. Tief im Inneren weiß Joshua, was kommt. Der Doktor wird ihm sagen, dass er sterben muss, dass er sich mit HIV infiziert hat, dass ihn bald AIDS heimsucht.

Einen Monat ist es zu diesem Zeitpunkt her, als er den schlimmsten Fehler seines Lebens begangen hatte. Vier Wochen lang stand er täglich mit einem einzigen Gedanken auf: „Bin ich HIV-positiv oder -negativ?“

Warum es passiert ist, kann Joshua nicht genau sagen. Es war ein warmer Septembertag im Jahr 2017. Er hatte Urlaub und wollte ein bisschen Spaß haben. In Stuttgart gibt es eine Sauna, von der er gehört hatte. Eine gute Gelegenheit für Singles wie ihn, andere Männer kennenzulernen und sich auszutoben.

Joshua fährt an jenem Dienstagabend hin und lernt einen jungen Mann kennen. Es kommt zum Geschlechtsverkehr – ohne Verhütung.

Eigentlich macht Joshua sowas nicht. Ungeschützter Sex mit einer fremden Person ist etwas, was es in seinem Leben nicht gibt. Aber in dieser Situation nehmen die Schmetterlinge im Bauch Überhand. Das Kondom, das er noch in der Hand hält, bleibt unbenutzt.

Joshua bemerkt nicht auf Anhieb, was er getan hat. Erst als er sieht, dass sein junger Sexpartner bereits den nächsten Mann in einen der rötlich-dunklen Nebenräume begleitet, dämmert es ihm. Er bekommt Panik.

Was, wenn er sich jetzt gerade mit HIV infiziert hat? Was, wenn sich die Viren schon in seinem Körper vermehren? Wie lange hätte er noch zu leben?

Von tödlich zu chronisch

Schicksale wie das von Joshua werden seit Jahrzehnten seltener. Doch noch immer infizieren sich viele Menschen, in Deutschland wie auch weltweit, mit dem HI-Virus.

2019 waren es laut Schätzungen des Robert-Koch-Instituts 2600 neue Fälle in Deutschland, ein leichter Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Im Zollernalbkreis wurde zuletzt im Jahr 2016 eine HIV-Infektion festgestellt. Seither, 2016 einberechnet, führte das Gesundheitsamt 137 HIV-Tests durch, wovon nur der genannte positiv ausfiel.

Insgesamt rechnet das RKI mit 90.700 Deutschen, die mit dem HI-Virus leben. Ganze 10.800 wissen das aber noch gar nicht, weil es noch nicht diagnostiziert wurde.

Das kann viele Ursachen haben. Eine davon ist die Stigmatisierung von HIV und AIDS. Viele Menschen leben jahrelang unbemerkt mit HIV, weil sie Angst vor einer endgültigen Diagnose haben. Oder weil sie denken, mit HIV infizieren sich nur die anderen. Bleibt das tückische Virus aber unbehandelt, bricht irgendwann die Immunkrankheit AIDS aus. Und dann ist es zu spät.

Im Jahr 1982, zu Beginn der weltweiten AIDS-Epidemie, bezeichnete die New York Times AIDS als „eine Störung, die hauptsächlich männliche Homosexuelle betrifft“.

In den Anfangsstadien, als HIV wie auch AIDS noch gänzlich unerforscht waren, galt die Immunkrankheit gar als „Schwulenkrebs“. Die Ursprünge dieses Ausdrucks waren zwar nicht homophober Natur, das Stigma von AIDS und HIV als „Schwulenproblem“ verankerte sich aber im Diskurs. Mit weitreichenden Folgen.

Knapp vier Jahrzehnte später halten sich diese Vorurteile immer noch hartnäckig. Während sich die Medizin in dieser Zeit stark weiterentwickeln konnte, hinkt die gesellschaftliche Akzeptanz signifikant hinterher. Eine HIV-Infektion wird nach wie vor automatisch mit Homosexualität, promiskuitivem Sexualverhalten oder Drogenkonsum verbunden.

Die damit einhergehende Ablehnung ist gnadenlos. Eine Befragung der deutschen Aidshilfe ergab, dass sich viele HIV-positive Menschen abwertende Sprüche gefallen lassen müssen. Frei nach dem Motto: Wer sich ansteckt, muss auch die Schuld alleine tragen, denn man hätte es ja verhindern können.

Wissen sorgt für Prävention

Ebensolche Schuldzuweisungen sind es, die die HIV-Prävention verhindern. Man merkt das an den tausenden Menschen, die laut Robert-Koch-Institut infiziert sind, aber davon nichts wissen – oder nichts wissen wollen.

Wer nicht weiß, dass er das Virus in sich trägt, kann auch andere nicht schützen. Moderne Medizin kann das heutzutage schon, vor Ausgrenzung wahren aber auch kleine blaue Pillen nicht.

Kleine blaue Pillen, die Joshua einen Monat lang nehmen musste. Postexpositionsprophylaxe nennt sich diese Art der Behandlung. Dieser sperrige Begriff heißt in etwa „Vorsorge nach dem Kontakt mit HIV“. Umgangssprachlich nennt man diese Pillen „PEP“.

Wer den Verdacht oder die Gewissheit hat, mit einem HIV-infizierten Menschen ungeschützten Geschlechtsverkehr gehabt zu haben oder anderweitig mit HIV in Kontakt gekommen ist, kann sich innerhalb eines sehr engen Zeitfensters hinterher mit der PEP absichern. Die „Pille danach“ gegen HIV, sozusagen.

Damit muss aber schnell begonnen werden. Die Deutsche Aidshilfe spricht von zwei Stunden nach dem Kontakt, in denen die PEP schnellstmöglich eingenommen werden sollte. Auch 24 Stunden oder gar maximal 48 Stunden danach ist die Verwendung sinnvoll – fest steht aber auch, je später die Behandlung beginnt, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass sie funktioniert.

Die „Pille danach“ für den Mann

Joshua weiß das. Jede Sekunde, die er für seine Heimreise braucht, ist eine Sekunde zu viel. „Was machst du denn für einen Mist?“, denkt sich Joshua immer und immer wieder. Von Stuttgart zurück in den Zollernalbkreis dauert es fast anderthalb Stunden. 30 Minuten für die optimale Einnahmezeit von PEP bliebe ihm dann. Aber das weiß er zu diesem Zeitpunkt nicht.

An einem Punkt, auf Höhe Tübingen, resigniert er beinahe. Warum nicht einfach das Lenkrad jetzt rumreißen? Und die Böschung runterfahren, gegen einen Baum prallen? Was wäre, wenn er sich wirklich infiziert hat, wenn er in wenigen Monaten an AIDS erkrankt?

Er kommt spätabends heim, ihn plagt lähmende Angst. Joshua schläft in dieser Nacht kaum. Zu viele Gedanken kreisen um ihn. Warum nur war er so leichtsinnig? Warum musste ausgerechnet ihm das passieren, wo er doch sonst immer auf sich achtet, beim Sex verhütet? Er findet keine Antworten.

Am nächsten Morgen fällt ihm ein, dass er da mal was in der Zeitung gelesen hatte. „Die Pille danach für den Mann“ sei die Überschrift gewesen. Vielleicht seine Rettung?

Joshua ruft bei der Aidshilfe in Berlin an. Ihm wird gesagt, dass es in Stuttgart und in Tübingen einen HIV-Schwerpunktarzt gibt, die Nummern bekommt er gleich dazu. Weil Tübingen näher ist, ruft er dort an. „Sie müssen sofort hierherkommen.“

Die Fahrt fühlt sich endlos an. In der Praxis schüttet Joshua sein Herz aus. Der Arzt ordnet umgehend die Einnahme von PEP an. Einen Monat lang, jeden Tag.

Die PEP wird in Joshuas Fall nicht von der Krankenkasse übernommen. Rund 1200 Euro zahlt er aus eigener Tasche für die Behandlung.

Zahlung nur gegen Nachweis

Denn die Krankenkasse zahlt nur, wenn im Einzelfall eine Notfallsituation vorliegt. Beispielsweise dann, wenn nachgewiesen ist, dass es zum ungeschützten Geschlechtsverkehr mit einer HIV-positiven Person kam. Einen solchen Nachweis hat Joshua nicht. Er zahlt selbst.

So weit wie in Joshuas Fall muss es aber nicht kommen. Man kann sich heutzutage auch vorbeugend vor einer HIV-Infektion schützen. Dafür gibt es die Präexpositionsprophylaxe, oder kurz: die PrEP. Sie wird, etwa wie „die Pille“ zur Schwangerschaftsverhütung bei Frauen, jeden Tag eingenommen.

Im Prinzip verhindert die PrEP, dass sich HI-Viren in den betroffenen Zellen festsetzen und vermehren. Kommt es also zu ungeschütztem Geschlechtsverkehr mit einer HIV-positiven Person, sorgt die PrEP dafür, dass sich die in den Körper eingedrungenen Viren nicht vermehren können. Eine Infektion bleibt aus.

Kaum noch Menschen mit AIDS

Aber auch wenn es passiert: HIV-positive Menschen können dank moderner Medizin ein Leben wie alle anderen führen. Denn die Einnahme spezieller Medikamente sorgt dafür, dass die Viruslast im Blut unter die Nachweisgrenze fällt. Das bedeutet, dass HIV so stark unterdrückt wird, dass es medizinisch gesehen keine Gefahr mehr darstellt.

„HIV-positive Patienten im Stadium AIDS, also mit Symptomen der Krankheit, sieht man in Deutschland seit der festen Etablierung der sogenannten HAART (hochaktive antiretrovirale Therapie) praktisch nicht mehr. HIV ist von einer potenziell tödlichen zu einer chronischen Krankheit geworden“, heißt es seitens einer Medizinerin im Zollernalb-Klinikum.

Von 2018 bis 2020 wurden dort 11 HIV-positive Patienten und Patientinnen behandelt. Die Ärztin merkt aber auch an: „Keiner von diesen Patienten wurde wegen HIV oder AIDS als Hauptdiagnose behandelt.“ Im Zollernalb-Klinikum gibt es keine Spezialbetten hierfür. Unter Wahrung der Hygienemaßnahmen können diese Patienten also auf der Normalstation versorgt werden.

Ausrottung noch lange nicht in Sicht

Die Lebenserwartung HIV-positiver Menschen wird durch die Einnahme der genannten Medikamente annähernd normal und die Immunkrankheit AIDS kann dadurch erst gar nicht ausbrechen. Besonders wichtig: Ansteckend ist man dadurch auch nicht mehr. HIV-positive Menschen können also ein risikofreies Sexualleben führen.

Zumindest auf dem Papier. Denn Stigmata und Sex geben kein besonders gutes Paar ab.

Der Grund gesellschaftlicher Vorbehalte gegenüber HIV-positiven Menschen ist nach Auffassung vieler Expertinnen und Experten der viel zu geringe Wissensstand der Bevölkerung in Sachen HIV-Therapie, PEP und PrEP.

Wer über solche Themen aufgeklärt ist, kann sich und andere schützen. Wer es nicht tut, riskiert im schlimmsten Fall eine Ansteckung – und merkt es erst viel zu spät.

30 Tage Todesangst: Wie HIV das Leben eines Zollernälblers veränderte

© Michael Moloney/shutterstock.com

So sieht die "PrEP" aus: kleine blaue Pillen, die regelmäßig eingenommen werden müssen. Der offizielle Name lautet "Truvada".

Das Robert-Koch-Institut stellte im November 2018 eine umfassende Analyse des HIV-Infektionsgeschehens in Deutschland vor.

Bei der Gruppe von Männern, die Sex mit Männern haben, ging die Zahl der HIV-Neuinfektionen im Vergleich zum Jahr 2007 von 2600 auf noch 1700 im Jahr 2017 zurück.

„Der Rückgang der Neuinfektionen ist primär auf die effektive und frühere Behandlung von HIV-Infizierten und die gestiegene Testbereitschaft und frühere Diagnose von Infektionen zurückzuführen“, schreibt das Institut. Einfacher gesagt: Wissen sorgt für Prävention.

Ferner formuliert das RKI, dass die gestiegene Testbereitschaft zu einer besseren Kenntnis des eigenen HIV-Status und besserer Kommunikation mit Sexualpartnern über das Thema führe. Die Zahl derer, die die PrEP beziehen, sei stark gestiegen – aber noch nicht groß genug, um HIV beziehungsweise AIDS in Zukunft auszurotten.

HIV ist heute kein „Todesurteil“ mehr

Im gleichen Zeitraum stellte das RKI eine leichte Zunahme der Infektionen bei heterosexuellen Menschen fest. Die Ursachen dafür seien komplex. „Menschen in dieser Gruppe ist ihr HIV-Risiko häufig nicht bewusst, was zu geringerer Testhäufigkeit, niedrigeren Testfrequenzen und späten HIV-Diagnosen beiträgt“, so die Forschenden.

Im Prinzip ist das ein weiteres Indiz dafür, dass HIV und AIDS einen Platz im gesellschaftlichen Diskurs einnehmen müssen. Es betrifft am Ende nicht nur die Risikogruppen – darunter Männer, die Sex mit Männern haben und Menschen, die Drogen intravenös konsumieren – sondern auch jene, die sich gar nicht gefährdet sehen.

Denn eine HIV-Infektion ist, im Vergleich zum Ausbruch der Epidemie in den 1980er-Jahren, kein „Todesurteil“ mehr.

HIV-positive Menschen können Kinder bekommen, ohne das Virus weiterzugeben. Sie können Partnerschaften führen, ohne ihren Partner oder ihre Partnerin anzustecken. Sie werden in etwa gleich alt wie die restliche Bevölkerung. Aber genauso wenig, wie sie das Virus ganz losbekommen, werden sie die Vorurteile los.

Wenn HIV kein Thema ist

Das war für Joshua der Grund, weshalb er niemandem von seinem Vorfall in der Stuttgarter Sauna erzählen wollte. Er fühlte sich schmutzig, gab sich wochenlang die Schuld. Er alleine war für diese Situation verantwortlich, also sollte er auch die Last alleine tragen.

Irgendwann brach er darunter zusammen. Er hatte eine Depression entwickelt. In seiner Not öffnete er sich einem guten Freund, nannte alle Details, auch, dass er jetzt die PEP nimmt und sich nicht sicher ist, ob sich das HI-Virus schon milliardenfach in seinem Blut verteilt hat, oder ob er es noch verhindern konnte. Und dann kam etwas, das er nie und nimmer erwartet hatte. „Joshua, ich bin selbst HIV-positiv. Seit 17 Jahren.“

17 Jahre, in denen Joshua nichts davon mitbekommen hat. Es schockierte ihn. Wie kann das sein? Wie konnte er nicht mal ahnen, dass dieser Mensch, der ihm so nahe steht, HIV in sich trägt?

Heute weiß er eine Antwort auf diese Fragen. Durch die Infektion änderte sich nämlich nichts. Sein Freund ist derselbe Mensch wie davor auch.

Vorurteile beeinflussen Leben

Allgemein gesehen leben die meisten Menschen in Deutschland gut mit ihrer HIV-Infektion. Zu diesem Ergebnis kam die Deutsche Aidshilfe in ihrer Studie „Positive Stimmen 2.0“, die von 2019 bis 2021 erhoben und ausgewertet wurde.

9 von 10 Befragten gaben an, dass sie gut mit ihrer HIV-Infektion leben können. Aber gleichzeitig behaupten 3 von 4 Befragten, dass in vielen Bereichen ihres Lebens niemand davon weiß, dass sie HIV-positiv sind. Und jeder zweite Befragte gab an, dass Vorurteile gegenüber HIV-positiven Menschen sein oder ihr Leben beeinträchtigen.

„Menschen mit HIV anders zu behandeln als andere ist völlig unnötig – und ganz klar diskriminierend“, stellt Matthias Kuske von der Deutschen Aidshilfe fest. „Unter Therapie ist HIV nicht mehr übertragbar.“

/

Jede Sekunde bis zum erlösenden Telefonat mit seinem Arzt fühlt sich an wie eine Ewigkeit. Und dann klingelt das Handy.

Einmal, im Urlaub, schläft er mit einem Mann, der ihm hinterher erzählt, dass er HIV-positiv ist, aber Medikamente nimmt. Für Joshua ist das ein Schock.

Das Thema HIV ist so präsent wie noch nie in seinem Leben. Er spricht mit anderen darüber, leistet bei Sexpartnern Aufklärungsarbeit.

Und dennoch trauen sich 70 Prozent der Befragten nicht, ihre Infektion im Freundeskreis anzusprechen – 63 Prozent verstecken diesen Teil von sich sogar aktiv.

„Ich stehe in keinem Lebensbereich offen dazu. Ich habe schon in der Schulzeit immer mitbekommen, dass AIDS mit was Negativem in Verbindung gebracht wird, dass ich da, glaube ich, so eine Angst davor habe, verurteilt zu werden“, schildert eine Person.

Der schicksalhafte Anruf

Es ist ein herbstlicher Tag im Oktober 2017. 30 Tage ist es nun her, als Joshua angefangen hatte, die PEP zu nehmen. Am Ende dieser vier Wochen macht er einen HIV-Test. Jede Sekunde bis zum erlösenden Telefonat mit seinem Arzt fühlt sich an wie eine Ewigkeit. Und dann klingelt das Handy.

„Sie sind HIV-negativ.“

Für Joshua beginnt ab diesem Zeitpunkt ein neues Leben. Er nimmt fortan die PrEP, um sich selbst besser zu schützen. Er fängt an, hohe Summen im Jahr an die Aidshilfe zu spenden, engagiert sich vor Ort bei den Ehrenamtlichen.

Er fängt aber auch damit an, AIDS-Teddys zu sammeln. Das sind kleine, bunte Bären, von denen es jedes Jahr ein neues Exemplar gibt. Wer einen kauft, unterstützt die Aidshilfe in Deutschland.

Joshuas Teddysammlung hat sich seit jener schicksalhaften Zeit im Jahr 2017 zu einer großen Familie entwickelt. Er teilt Fotos seiner Plüschfreunde auf Facebook, 30 an der Zahl. Die kleinen Teddys hat er komplett, ein paar ältere aus der Zeit vor 2001 fehlen. Noch.

„Kann mich kein zweites Mal verlieren“

Das Thema HIV ist so präsent wie noch nie in seinem Leben. Er spricht mit anderen darüber, leistet bei Sexpartnern Aufklärungsarbeit. Joshua ist jetzt übervorsichtig. 2017 soll sich nie mehr wiederholen.

Einmal, im Urlaub, schläft er mit einem Mann, der ihm hinterher erzählt, dass er HIV-positiv ist, aber Medikamente nimmt. Für Joshua ist das ein Schock – trotz allem, was er erlebt hat und obwohl er selbst die PrEP zum Eigenschutz nimmt.

So fühlen will er in dem Moment gar nicht, aber der Gedanke, jemals wieder unsicher darüber sein zu müssen, ob er HIV in sich trägt oder nicht, verunsichert ihn. Noch mal tagelang schlaflos sein, aus seinem eigenen Körper ausbrechen wollen, Suizidgedanken auf der Fahrt zum Arzt haben?

„Nie wieder. Ich will nie, nie wieder in diese beschissene Situation kommen“, sagt Joshua. „Ich kann mich kein zweites Mal verlieren.“

Diesen Artikel teilen: