Hechingen

Vom Hechinger Bürostuhl in den Triebwagen: SWEG bildet Leute aus der Verwaltung zu Zugführern aus

19.03.2024

von Pressemitteilung

Vom Hechinger Bürostuhl in den Triebwagen: SWEG bildet Leute aus der Verwaltung zu Zugführern aus

© SWEG

Ausbilder Gaetano Profeta (Mitte) erklärt Christopher Delong, Fabian Ganter, Christian Manz und Stephen Penaluna (von links) die Kupplungstechnik an einem Schienenfahrzeug.

Wenig Personal, fehlende Hände im Notfall: Normalerweise schiebt Stephen Penalun in der Bahnbetrieb-Verwaltung in Hechingen Dienst. Doch Penalun könnte künftig auch im Führerstand eines SWEG-Triebwagens zu entdecken sein. Er ist nämlich einer von vier SWEG-Mitarbeitern, die seit Februar neben ihrer hauptberuflichen Tätigkeit eine Ausbildung zum Triebfahrzeugführer begonnen haben. Und weil die bei der SWEG ganz händeringend gesucht werden, lobt der Chef das Engagement seiner Leute nun auch öffentlich.

„Ich freue mich sehr über dieses außerordentliche Engagement der vier Mitarbeiter, denn in Ausnahmesituationen können wir wirklich jede helfende Hand in den Zügen gebrauchen“, sagt Tobias Harms, Vorsitzender der SWEG-Geschäftsführung.

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Auf dem Weg in den Führerstand müssen die Auszubildenden zunächst den Triebfahrzeugführerschein erwerben, für den wiederum das Grundlagen-Wissen zu Signalen, Weichen, Oberleitungen, Unfallverhütung oder Sicherheitsfragen in zwei Prüfungen abgefragt wird. Weitere Prüfungen folgen nach vertiefenden Modulen zu verschiedenen Themen. Zum Schluss geht’s dann direkt in den Führerstand eines Zuges. 30 Fahrtage sind zu absolvieren, dann steht die Abschlussprüfung an. Diese besteht aus der Vorbereitung eines Fahrzeugs für die Fahrt, aus einer Fahrt selbst und aus einer mündlichen Prüfung.

Im Notfall will Stephan Penalun die Strecke eigenhändig freimachen

Stephan Penalun, der Mann aus der Hechinger Bahnbetrieb-Verwaltung, weiß schon genau, wann sein neues Dasein als Triebfahrzeugführer besonders gebraucht werden wird: „Ich bin schon jetzt als Notfallmitarbeiter bei der SWEG tätig. Sollte es bei einem solchen Einsatz nötig sein, einen Zug in den Bahnhof zurückzusetzen, um die Strecke freizumachen, dann könnte ich dies in Zukunft selbst übernehmen. Ich wohne so zentral, dass ich an nahezu allen Bahneinsatzorten der SWEG schnell bin – egal ob in Gammertingen, Ulm, Freiburg, Offenburg oder Stuttgart. Sollte mein Einsatz als Triebfahrzeugführer gefragt sein, damit ein Zug nicht ausfällt, dann wäre ich künftig bereit.“

„Es ist eine Herausforderung“

Gaetano Profeta, der bei der SWEG für die Ausbildung der Triebfahrzeugführer zuständig ist, sagt: „Das alles parallel zum Hauptjob – das ist eine Herausforderung.“ Auch für den Ausbilder, im Übrigen: Er wolle „ganz individuelle Pläne aufstellen“, sagt er. Jeder seiner Umschüler müsse sich vieles im Selbststudium beibringen. Gemeinsame Besprechungen könne man indes häufig über digitale Kanäle absolvieren. Läuft alles nach Plan, dann dürfen die vier SWEG-Mitarbeiter bereits Ende des Jahres das erste Mal alleinverantwortlich einen Zug der SWEG steuern. Profeta jedenfalls lobt die Bereitschaft seiner Kollegen: „Ich finde es gut, wenn Verwaltungs- und Führungskräfte aus erster Hand erleben, wie es in der Praxis läuft.“ Der Beruf des Triebfahrzeugführers sei attraktiv, Profeta schwärmt in einer Pressemitteilung der SWEG: „Der Job lässt sich in Ruhe ausüben, wird gut bezahlt und hält beeindruckende Naturerlebnisse wie Sonnenaufgänge parat.“

Die SWEG buhlt um weitere Quereinsteiger

Bei der SWEG scheint man zu hoffen, dass die Geschichte der vier angehenden Zugführer andere Quereinsteiger motiviert: „Jeder, der Triebfahrzeugführer werden möchte, ist bei der SWEG gern gesehen“, fügt die SWEG ihrer Pressemitteilung an. Die auch um Quereinsteiger buhlt: Für sie gebe es Kurse, die insgesamt elf Monate dauern. Und die nicht nur Christian Manz die Möglichkeit eröffnen sollen, „etwas Neues kennenzulernen“. Manz ist eigentlich der stellvertretende Leiter der Bahnbetriebswerkstatt in Gammertingen. Und genau wie sein Hechinger Kollege Stephan Penaluna will er in einigen Monaten am Steuer der Züge sitzen – nicht ganz uneigennützig für seinen Hauptjob. „Ich erhoffe mir dadurch, ein noch besseres Verständnis der Fahrzeuge zu bekommen, für deren technischen Zustand wir in der Werkstatt ja ohnehin zuständig sind.“

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