Balingen

Kampfmittelbeseitigung in Balingen: Magnetfischer ziehen alte Wurfgranate aus dem Mühlkanal

15.04.2024

Von Jasmin Alber

Kampfmittelbeseitigung in Balingen: Magnetfischer ziehen alte Wurfgranate aus dem Mühlkanal

© Animaflora PicsStock - stock.adobe.com

Mitarbeiter des Kampfmittelbeseitigungsdienstes waren am Freitagnachmittag in Balingen im Einsatz (Symbolfoto).

Ungewöhnlicher Einsatz am Freitagnachmittag in der Balinger Innenstadt: Am Mühlkanal waren neben Polizei auch Mitarbeiter des Kampfmittelbeseitigungsdienstes zugange. Der Grund: Zwei Personen haben im Mühlkanal eine alte Granate, vermutlich ein Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg, gefischt.

Die Meldung über den Fund ging bei der Polizei am Freitag gegen 16.15 Uhr ein. Zwei Magnetfischer hatten zuvor den verdächtigen Gegenstand aus dem Mühlkanal bei Klein Venedig gezogen. Magnetfischen ist quasi ein Hobby, wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums Reutlingen erklärt, bei dem mit einem starken Magneten an einem Seil in Gewässern nach metallischen (Wert-)Gegenständen „gefischt“ wird.

Immer wieder stoßen die Personen, die dieser Freizeitbeschäftigung nachgehen, auf Munition oder Granaten aus dem Zweiten Weltkrieg, so der Polizeisprecher. Insofern ist der Fund von Freitag – vermutlich eine Granate aus dem Zweiten Weltkrieg – also nichts Ungewöhnliches.

Keine Gefahr für Anwohner

Sowohl für die Finder als auch für die Anlieger des Gebiets rund um den Mühlkanal habe keine Gefahr bestanden. Die Polizisten mussten weder die Anwohner informieren oder gar evakuieren. „Durch das rasche Handeln aller Beteiligten bestand zu keiner Zeit eine Gefahr für die Anwohnerinnen und Anwohner“, betont auch Janina Dinkelaker, Sprecherin des Regierungspräsidiums Stuttgart, bei dem der Kampfmittelbeseitigungsdienst des Landes angesiedelt ist, auf ZAK-Anfrage.

Der Bereitschaftsdienst des Kampfmittelbeseitigungsdienstes sei gegen 17 Uhr vom Polizeirevier Balingen über den Fund einer deutschen, 5 Zentimeter großen Wurfgranate informiert worden. „Nach Beurteilung der Lage wurde mit der Polizei die sofortige Abholung des Kampfmittels vereinbart. Vor Ort wurde die Wurfgranate als transportfähig eingestuft und konnte somit gefahrlos abtransportiert werden“, so die RP-Sprecherin.

Dennoch: Bei solch einem Fund sei in der Regel immer die Polizei vor Ort – für eine erste Einschätzung und um dann auch den Nahbereich abzusperren, bis der Kampfmittelbeseitigungsdienst (KMBD) eintrifft, erklärt der Polizeisprecher. Es gehe dann vor allem darum, sicherzustellen, dass niemand den Gegenstand, sei es Munition, Granaten oder andere Geschosse, anfasst oder sonstige Veränderungen am Fundort vornimmt.

Bei Fund direkt KMBD oder Polizei informieren

Grundsätzlich gilt, erläutert der Polizeisprecher ferner, dass man bei solchen Funden entweder direkt den Kampfmittelbeseitigungsdienst, die Ortspolizeibehörde oder die Polizei – so wie am Freitag – ruft. Dies kommt nicht nur in und an Gewässern vor, sondern häufig auch bei (privaten) Bauarbeiten oder bei Waldarbeiten. Oftmals seien die vorgefundenen Gegenstände zunächst aber gar nicht mehr als Munition oder Geschosse zu erkennen, stammen sie doch häufig aus dem Zweiten Weltkrieg und sind mit der Zeit verwittert oder verkrustet, heißt es ferner sowohl von Polizei als auch KMBD. In der Nähe von Truppenübungsplätzen können auch „jüngere“ Geschosse beziehungsweise Munition gefunden werden, so der Polizeisprecher.

Das ist beim Fund eines „kampfmittelverdächtigen Gegenstands“ zu tun

Der Kampfmittelbeseitigungsdienst, dessen Mitarbeiter auch in Balingen waren, ist in Baden-Württemberg zentral beim Regierungspräsidium Stuttgart angesiedelt. In einer Übersicht zu „Maßnahmen und Verhaltensregeln beim Auffinden von Fundmunition“, die online abrufbar ist, steht, was zu tun ist, wenn „auf eigenen Grundstücken oder auf öffentlich zugänglichem Gelände kampfmittelverdächtige Gegenstände“ gefunden werden. Die Verhaltensregeln sollten auch im eigenen Interesse – für Laien ist in der Regel auf den ersten Blick unklar, ob beispielsweise ein Geschoss noch scharf ist – beachtet werden.

So heißt es darin unter anderem, dass solche kampfmittelverdächtigen Gegenstände niemals bewegt oder angefasst werden dürfen – und somit auch nicht eigenmächtig zur Polizei transportiert werden. Ebenso ist darin vermerkt, dass der Kampfmittelbeseitigungsdienst Baden-Württemberg unter Telefon 0711 90440000 zu erreichen ist. Und: „Außerhalb der normalen Dienstzeiten ist die nächste Polizeidienststelle unverzüglich zu benachrichtigen, die den KMBD informiert.“

100 Munitionsfunde im vergangenen Jahr

Im vergangenen Jahr ist der KMBD etwa 100 Mal zu Munitionsfunden in den Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Reutlingen, zu dem auch der Zollernalbkreis gehört, alarmiert worden, informiert RP-Sprecherin Dinkelaker. „Die Zahlen schwanken von Jahr zu Jahr; landesweit gibt es im langjährigen Mittel etwa 800 bis 1000 Fundmunitions-Einsätze für den KMBD.“

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