Zollernalbkreis

Zahl der jugendlichen Straftäter steigt – Zollernalbkreis dennoch positives Schlusslicht

16.05.2023

Von Paul Braun

Zahl der jugendlichen Straftäter steigt – Zollernalbkreis dennoch positives Schlusslicht

© IMAGO/Daniel Scharinger

Eine der auffälligsten Veränderungen: Wohnungseinbrüche im Zollernalbkreis sind am stärksten zurückgegangen (Symbolfoto).

Bei der Sitzung des Ausschusses für Jugendhilfe am Montag im Landratsamt wurde unter anderem der Bericht des Jahres 2022 zur Jugendkriminalität im Zollernalbkreis vorgestellt. Die gute Nachricht vorweg: Trotz gestiegener Zahlen ist der Zollernalbkreis einer der sichersten Landkreise in Baden-Württemberg und dem gesamten Bundesgebiet.

Der Begriff Jugendkriminalität umfasst alle Straftaten, die von jungen Menschen unter 21 Jahren begangen werden. Dabei wird von der Polizei in drei Altersklassen unterschieden: Heranwachsende sind zwischen 18 und 21 Jahre alt, Jugendliche zwischen 14 und 18 und Kinder bis unter 14 Jahre alt.

Zollernalbkreis steht am unteren Tabellenende

2021 gab es im Zollernalbkreis insgesamt 5970 Straftaten.

Zahl der jugendlichen Straftäter steigt – Zollernalbkreis dennoch positives Schlusslicht

© Polizeipräsidium Reutlingen

Eine Zusammenfassung der Veränderungen im Vergleich zum Vorjahr.

2022 waren es genau tausend mehr, also 6970. Die Kriminalitätsbelastung – also das Verhältnis zwischen den ermittelten Tatverdächtigen und der Bevölkerung, errechnet auf 100.000 Einwohner – ist mit 3658 die niedrigste im gesamten Zuständigkeitsbereich des Reutlinger Polizeipräsidiums.

Weniger Einbrüche – mehr Diebstähle

Die auffälligsten Veränderungen sind, dass Wohnungseinbrüche am stärksten zurückgegangen, Ladendiebstähle aber stark angestiegen sind. Mit einem Minus von 33,3 Prozent setzt sich der Abwärtstrend der vergangenen Jahre im Zusammenhang mit Wohnungseinbrüchen fort. Ladendiebstahlsdelikte haben um 209,8 Prozent stark zugenommen. Das Polizeipräsidium Reutlingen informiert, ähnlich wie bei anderen Delikten „stiegen nach Beendigung der Lockdown-Maßnahmen die Zahlen beim Ladendiebstahl in den allermeisten Gemeinden des Zollernalbkreises insgesamt gleichmäßig an“ – befinden sich also wieder auf dem vor-Corona-Niveau. Nur Meßstetten tanzt aus der Reihe: „Seit Eröffnung des Ankunftszentrums für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine in der ehemaligen Kaserne in Meßstetten nahmen die Ladenbesitzer in Meßstetten vermehrt Diebstähle zu ihrem Nachteil wahr. Da in Meßstetten in den allermeisten Fällen jedoch erst nachträglich aufgerissene Packungen und daraus entwendete Ware festgestellt und zur Anzeige gebrachte wurden, sank die Aufklärungsquote entsprechend.“

„Jungtäter“ nehmen zu

Insgesamt gab es im Jahr 2022 3428 polizeilich registrierte Tatverdächtige (TV). Davon sind 713 sogenannte „Jungtäter“, also unter 21 Jahre alt. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Zuwachs von 15 Prozent (93 TV). Unter den 713 Jungtätern sind wiederum 159 (22,3 Prozent) nichtdeutsche Tatverdächtige. Den größten Zuwachs gab es bei tatverdächtigen Kindern mit einem Plus von 31,7 Prozent auf 137. Die „beliebteste“ Straftat bei unter-14-jährigen ist Diebstahl. Auch die Zahl der jugendlichen Tatverdächtigen befindet sich mit 318 (plus 23,3 Prozent) wieder auf dem Niveau von 2019 (331). Die am häufigsten begangene Straftat ist Körperverletzung. Die Zahl der Heranwachsenden blieb gleich (258). Auch hier begehen die meisten Täter Körperverletzung.

„Jugendliche Intensivtäter“

Zudem, informiert die Polizei, gebe es im gesamten Zollernalbkreis acht sogenannte „jugendliche Intensivtäter“, alle von ihnen mit deutscher Staatsangehörigkeit. Es sind vier Jugendliche (zwischen 14 und 18 Jahre alt) und weitere vier Heranwachsende (zwischen 18 und 21), die im Sinne der Definition eines Intensivtäters wiederholt straffällig wurden, wegen Delikten der Gewalt- und Straßenkriminalität. Typische Vergehen für Wiederholungstäter seien Raub, Körperverletzung, Erpressung und Drogenhandel.

Auch mehr Opfer unter 21

Bei der Entwicklung der Opferzahlen ist ebenfalls ein Anstieg zu verzeichnen. Von allen Opfern von Straftaten waren 21,6 Prozent unter 21 Jahre alt. Bei Kindern unter 14 Jahren lag dabei mit 20,4 Prozent mehr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum der stärkste Anstieg, was sich laut des Präsidiums Reutlingen „vor allem durch die Zuwächse bei den Körperverletzungen“ ergebe. Außerdem informieren die Beamten, dass 51,6 Prozent der Kriminalitätsopfer in einer Vorbeziehung zum Täter stünden.

Kein Grund zur Panik

Es bleibe wichtig zu betonen, dass alle aufgelisteten Zahlen nur die aufgeklärten, beziehungsweise zur Anzeige gebrachten Verbrechen darstellen und daher keinen Anspruch auf Vollständigkeit haben, so die Verantwortlichen. Auch befänden sich die Fallzahlen, trotz des allgemeinen Anstiegs, insgesamt weiterhin auf einem Negativtrend. Meist blieben sie unter dem Niveau der Jahre vor 2020.

Polizei klärt auf

Abschließend wird noch darauf verwiesen, dass polizeiliche Prävention fest im Stundenplan verankert sei, um über Gewalt-, Drogen-, und Verkehrsunfallprävention aufzuklären. Doch auch um Medienkompetenz zu vermitteln, da Kinder und Jugendliche immer häufiger strafbare, pornografische Inhalte, zum Beispiel in Klassenchats, weiterleiten würden.

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