Zollernalbkreis

Würdevolle Begleitung im Sterbeprozess: Das Hospiz Johannes in Sigmaringen ist eingeweiht

06.10.2022

Von Susanne Grimm

Würdevolle Begleitung im Sterbeprozess: Das Hospiz Johannes in Sigmaringen ist eingeweiht

© Susanne Grimm

Rottenburgs Weihbischof Thomas Maria Renz, Beurons Erzabt Tutilo Burger sowie die Co-Dekanin des evangelischen Kirchenbezirks, Dorothee Sauer, und die Krankenhausseelsorgerin Dr. Ulrike Sill segnen das Hospiz.

Nach vier Jahren Planung und nur gut einem Jahr Bauzeit ist am Mittwoch das kreisübergreifende Johannes-Hospiz in den Sigmaringer Fideliswiesen feierlich eingeweiht worden. Es bietet bis zu 8 Gästen Platz. Mit ermöglicht hat das Projekt die Dr.-Hermann-Schwörer-Stiftung.

Bei einem Festakt im Landratsamt hat die Stifterin Dr. Sophie Schwörer der Sigmaringer Landrätin Stefanie Bürkle und ihrem Amtskollegen aus dem Zollernalbkreis, Günther-Martin Pauli, vor rund 130 Gästen symbolisch den Schlüssel überreicht. Beide Landkreisverantwortlichen übergaben diesen weiter an die Leiterin des Hospizes, Hildegard Burger und an Susanne Sieghart, Leiterin der Altenhilfe der St.-Elisabeth-Stiftung, die in Vertretung der erkrankten Vorstände der St.-Elisabeth-Stiftung, Andrea Thiele und Matthias Ruf die Dankesrede hielt.

Ökumenische Segnung

Die Stiftung mit Sitz in Bad Waldsee hat zur großen Zufriedenheit von Bürkle und Pauli den Betrieb des Johannes-Hospizes übernommen. Bevor die anwesende Geistlichkeit in Gestalt des Beuroner Erzabtes Tutilo Burger, des Weihbischofs der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Thomas Maria Renz, der Co-Dekanin des evangelischen Kirchenbezirks Balingen, Dorothee Sauer sowie der Krankenhausseelsorgerin Pfarrerin Dr. Ulrike Sill die Räume des neuen Hospizes segneten, richtete der Bundestagsabgeordnete Markus Grübel ein Grußwort an die Gäste.

Fotostrecke
/
Impressionen von der Einweihung des Hospiz Johannes.

© Susanne Grimm

© Susanne Grimm

© Susanne Grimm

© Susanne Grimm

© Susanne Grimm

Der CDU-Abgeordnete ist seit 2005 Co-Vorsitzender im interfraktionellen Gesprächskreis Hospiz im Bundestag. Er betonte die Wichtigkeit bürgerschaftlichen Engagements gerade Angesichts der Endlichkeit eines jeden Menschen, denn im Sterben wolle und solle keiner allein gelassen werden. „Ein Hospiz ist dafür der richtige Ort“. Sterbende und deren Angehörige bräuchten Kontakte, Zuwendung und Unterstützung, die an einem solchen Ort professionell und gleichzeitig menschlich mitfühlend geleistet wird. Er betonte aber auch, dass ein Hospiz auf das Ehrenamt und Spendengelder angewiesen ist, „denn ein Hospiz darf keine Gewinne erwirtschaften“. Auch das Johannes-Hospiz muss jährlich fünf Prozent seiner Kosten selber aufbringen, soll es auf Dauer Bestand haben.

Dank von Sophie Schwörer

Sophie Schwörer, die sich glücklich zeigte, dankte allen, die in irgendeiner Weise daran beteiligt waren, insbesondere der Landrätin und dem Landrat, den Wunsch ihres verstorbenen Mannes Dr. Hermann Schwörer, ein Haus für Sterbende zu errichten, Realität werden zu lassen. „Ich danke auch den Nachbarn, die während der Bauphase die vielfältigen Behinderungen so klaglos hingenommen haben“, sagte sie.

Reibungslose Zusammenarbeit

Stefanie Bürkle, die den Festakt eröffnete, dankte ihrem Amtskollegen Pauli für die rückhaltlose Zusammenarbeit und sein „interkommunales Denken und Handeln“. Auch der Beitritt fast aller Kommunen beider Landkreise in den Hospiz-Förderverein bewertete Bürkle als großen Erfolg. Das zeige, dass der Wunsch nach einer würdevollen Begleitung im Sterbeprozess in der breiten Bevölkerung angekommen sei. Der, wie er selber sagte, gebürtige Bad Saulgauer Pauli, bezeichnete sich als „kein Mann großer Worte“, und überließ deshalb den Großteil der Reden seiner Amtskollegin, betonte aber ebenfalls das freundschaftliche und reibungslose Zusammenarbeiten beider Landkreise.

Fachbücher als Geschenk

„Mit dem Hospiz Johannes steht in unseren Landkreisen nun eine wohnortnahe stationäre Palliativversorgung zur Verfügung, die unheilbar kranken und sterbenden Menschen und deren Angehörigen eine bestmögliche Begleitung und Versorgung ermöglicht“, sagte Pauli. Er und Bürkle überreichten Hildegard Burger und Susanne Sieghart die von ihnen gewünschten Fachbücher für das Personal und ein Erinnerungsbuch, in dem sich Patienten und Angehörige freiwillig verewigen können.

Einladende Gebäude

Beim Festakt im Landratsamt hat nach Paulis Worten der Zollernalbkreis „für den guten Ton gesorgt“. Die Flötistin Vera Biber aus Oberdigisheim und der Kantor des Klosters Kirchberg, Lennart Faustmann am Klavier gaben der Veranstaltung einen festlichen musikalischen Rahmen. Nach Ende des zweistündigen formalen Festaktes begaben sich die Gäste mittels Bustransfer zum eigentlichen Objekt des Interesses, dem nur wenige Gehminuten entfernten Hospiz-Neubaus. Das innen wie außen überaus sympathisch und einladend wirkende Gebäude ließ eine Besucherin spontan aussprechen: „Hier soll man zum Sterben hinkommen? Hier will ich leben!“

Offenes Ambiente

In der Tat überraschte die Architektur und Gestaltung des Hauses mit lichtem und offenem Ambiente, das zum Eintreten und Kennenlernen einlud. „So soll das auch sein“, sagte Hildegard Burger bei einem Rundgang „die großen Fenster sollen Offenheit sowohl nach innen wie auch nach außen transportieren“. Zuvor hatten sich die Gäste im „Raum der Stille“ versammelt, wo die Geistlichkeit die christlichen Einweihungszeremonien vollzogen. In diesem Raum stand die vom Sigmaringer Ehepaar Dr. Reinhold und Verona Kühn gespendete „Johannesminne“, eine Replik der Holzfigur, die auf das ehemalige Augustiner-Chorfrauenstift Inzigkofen zurückgeht und den Apostel Johannes zeigt, der sich vertrauensvoll an Christus lehnt.

Korb voller Kruzifixe

Eine weitere Besonderheit war ein Korb mit Kruzifixen unterschiedlichster Art. Die Gäste erfuhren, dass jedes dieser Kreuze von einer anderen Kirchen- und Pfarrgemeinde beider Landkreise gespendet worden ist. „So bekommt jedes Zimmer sein eigenes individuelles Kreuz“, sagte Hildegard Burger. Das vom Beuroner Kloster gestiftete Kreuz bestehe aus Holz, das eigens von einem Klostermitglied aus Rom mitgebracht worden sei.

Übrigens: Für das leibliche Wohl der Gäste hat die Schülerfirma „ProFis“ der Fidelisschule für geistig behinderte Kinder und Jugendliche bestens gesorgt.

Hermann Schwörers Vermächtnis

Das Johannes-Hospiz ist ein kreisübergreifendes Projekt, das durch das Vermächtnis und Wunsch des verstorbenen Dr. Hermann Schwörer, langjähriges Mitglied des Deutschen Bundestages und ehemaliger Vertreter des Wahlkreises Zollernalb-Sigmaringen für die CDU, in Sigmaringen in der Bittelschießer Straße bei der Seniorenanlage Fideliswiesen realisiert worden ist. Die Stifterin Dr. Sophie Schwörer, die Dr. Hermann-Schwörer-Stiftung, beide Landkreise und die St. Elisabeth-Stiftung als Betreiberin des Hospizes haben die formalrechtlichen Grundlagen für das Hospiz Johannes geschaffen.

18 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Der Förderverein des Hospizes hat sich im Dezember 2019 gegründet und unter dem Vorsitz von Sozialdezernent Georg Link aus dem Zollernalbkreis an die Arbeit gemacht. Mit der Einrichtung werden acht Hospizplätze geschaffen. Träger und Betreiber ist die St.-Elisabeth-Stiftung, eine im Jahr 1999 von den Franziskanerinnen von Reute gegründete kirchliche Stiftung privaten Rechts mit Sitz in Bad Waldsee in Oberschwaben. Heute sind in der Stiftung über 2500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für Menschen im Einsatz, die Unterstützung brauchen – vor allem in der Altenhilfe, Behindertenhilfe sowie in der Kinder- und Jugendhilfe. Im Hospiz Johannes werden 18 fest angestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Pflege und Hauswirtschaft beschäftigt sein.

Diesen Artikel teilen: