Albstadt

Wippende Füße und schnippende Finger: Es groovt und jazzt in der Ebinger Martinskirche

09.05.2023

Von Barbara Szymanski

Wippende Füße und schnippende Finger: Es groovt und jazzt in der Ebinger Martinskirche

© Barbara Szymanski

Das Crossover-Konzert in der Martinskirche bot eine Mischung aus Pop-, Rock- und Jazzkompositionen in Verbindung mit klassischen Klängen.

Das Publikum war bei der Fortsetzung der Erfolgsgeschichte in Bewegung: 700 Zuhörerinnen und Zuhörer erlebten beim Crossover-Benefizkonzert mit der Band „Südlich von Stuttgart“ und ihren Gästen besondere Momente.

Füße wippen, Finger schnippen, Schultern zucken. Alles ist in Bewegung. Hoffentlich hebt niemand ab in diesem pinkfarbenen Dom „Südlich von Stuttgart“. Weder die Band, die so heißt bei ihrem Heimspiel, noch die gut 700 Gäste dieses musikalischen Spektakels in der Albstädter Martinskirche. Und erst recht nicht Martinskantor Dr. Steffen Mark Schwarz. Doch dieser lässt gleich mal die frisch überholte Rensch-Orgel toben, zieht klingelnde Manual-Register und steppt die Pedale, dass es eine Art hat.

Ein Tupfer Operette

Die Gäste können das auf Leinwänden beobachten. Und schon sind wir mitten ins Crossover verstrickt. So nämlich ist das Programm betitelt, bei dem alle musikalischen Fäden ein ausgefallenes Muster zaubern: Funk, Soul, Jazz, Pop, Klassik und ein Tupfer Operette. Die Fans von Südlich von Stuttgart, teilweise mit Wurzeln in Onstmettingen, haben ihre Tickets für dieses Benefizkonzert ganz offensichtlich drei Jahre lang über die Corona-Zeit hinweg sorgfältig aufbewahrt.

Spenden für guten Zweck

Ob mit oder ohne Eselsohren, sie haben noch gegolten. Das freut Thorsten Rach, Vorsitzender des Kirchengemeinderats, der die Instrumentalisten und Sänger und das Auditorium begrüßt und nochmals auf die Spenden hinweist. „Dieses sagenhafte Gebäude muss erhalten bleiben“, bestätigt Christian Baumgärtner, Drummer und Bandleader. Die Band spielte aber auch fürs Frauenhaus, „denn jede Frau hat das Recht auf ein gewaltfreies Leben.“

Wippende Füße und schnippende Finger: Es groovt und jazzt in der Ebinger Martinskirche

© Barbara Szymanski

Die Band „Südlich von Stuttgart“ wurde von Carla Frick, Karl Frierson, Ernst Hutter, Klaus Wagenleiter, Herbert Wachter und Dr. Steffen Mark Schwarz an der Orgel als Solisten verstärkt.

Nun aber Bühne frei für Crossover und die Sängerinnen mit ihren fast schon märchenhaften Engelsstimmen, Annette Kienzle und Carla Frick, und einen Mann, für den ein anderes Wort als Sänger gefunden werden sollte: Karl Frierson von der Band DePhazz aus Heidelberg. Ist das noch Falsett-Gesang oder gibt der Mann mit dem Hütchen mal eine Posaune, Trompete, Flöte, Percussions als musikalische Phrasen? Sein ganzer Körper ist involviert, windet, streckt sich. Das funkt, das soult, das jazzt. Yeah! Applaus, Pfiffe.

Traumhaftes Gesangspaar

Oft neben oder zusammen mit dem Stimmband-Akrobaten Annette Kienzle und Carla Frick. Obwohl beide im Sopran arbeiten, sind sie ein traumhaftes Gesangspaar, das mit ebenbürtiger Innigkeit und gefährlich schönen Tönen, mal sanftmütig mit großer Empathie, dann wieder scharf und strahlend Songs wie „50 Ways To Leave Your Lover oder „Troubled Water“ von Simon & Garfunkel so interpretieren, als wäre es nur ihnen auf den Leib geschrieben worden. „Human Nature“ von Michael Jackson kommt ohne Gehopse aus und George Harrisons „All Things Must Pass“ zielt direkt ins Herz.

Wippende Füße und schnippende Finger: Es groovt und jazzt in der Ebinger Martinskirche

© Barbara Szymanski

Crossover-Konzert in der Martinskirche.

Bevor es schlimmer wird mit er Gefühlsduselei, versieht Karl Frierson wieder seinen Multipercussion-Job an der Stimme mit einem Samba, bei dem man die Finger um den Stuhl krallen muss, um sitzen zu bleiben. Und plötzlich geht das Latin-Stück in „Amen“ über, ein Spiritual. Und alle können mitsingen, wenn sie wollen und können. Tun sie aber nicht. Zu kostbar, etwas zu verpassen von dem kreativen Spiel von Ralf Schuon am Keyboard, Ralf Gugel an der Gitarre, Johannes Killinger am Bass und dem schon erwähnten Christian Baumgärtner am Schlagzeug.

Wippende Füße und schnippende Finger: Es groovt und jazzt in der Ebinger Martinskirche

© Barbara Szymanski

Die Sängerinnen Annette Kienzle und Carla Frick harmonierten perfekt.

Spannend auch, die musikalischen Gäste in ihrem könnerhaften Tun zu beobachten wie den Posaunisten Ernst Hutter von der SWR-Bigband, der oft die Melodieführung übernimmt, den pfiffigen Percussionisten Herbert Wachter, Mitglied von German Brass, und Klaus Wagenleiter am Piano, der auch Arrangements schreibt.

Wunderschöne Balladen

Nach der Pause wird es zeitweise ruhiger mit wunderschönen Balladen wie „From a Distance“ von Bette Midler oder Songs von José Feliciano. Aber immer wieder Aufrüttelndes aus den Fächern Jazz oder Rock. Es grooved permanent – drei Stunden lang, aber ohne Zugabe. Das Publikum hebt zwar nicht ab, steht aber auf und feiert dieses Spektakel im wahrsten Wortsinn südlich von Stuttgart.

Diesen Artikel teilen: