Hechingen

Wie viel Wasser braucht man für einen Kaffee? NABU-Ausstellung in Hechingen geht dem Ende zu

28.03.2024

Von Julia Siedler

Wie viel Wasser braucht man für einen Kaffee? NABU-Ausstellung in Hechingen geht dem Ende zu

© Michael Munzert

Wasser hautnah: Eine Fotografie von Michael Munzert von den „Blitzbändigern"“ der VHS.

Die Ausstellung der Hechinger NABU-Gruppe im Rathaus zeigt sowohl die Schönheit, als auch die Gefahren und die Gefährdung des Wassers. Nun bricht die vorletzte Woche der Ausstellung mit dem Titel „Wasser – eine lebenswichtige Ressource“ an. Jürgen Detel, Teil des Sprecherteams der 600 Mitglieder starken Gruppe, zieht bereits einige Tage vor Abschluss der Ausstellung, die seit 1. März im Hechinger Rathaus stattfindet, eine erste Bilanz und zeigt, was auch späte Besucher noch erwartet.

Wasser als lebenswichtige Ressource, als Lebensraum, aber auch als Bedrohung, als Konflikt- und Fluchtursache – dasdiesjährige Schwerpunktthema der Hechinger NABU-Gruppe – ist breit gefächert. „Das Bevölkerungswachstum und steigende Konsumbedürfnisse führen zu einem immer höheren Wasserbedarf“, erklärt die Gruppe in einer Information zur Ausstellung.

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Gleichzeitig entstünden durch den Klimawandel immer öfter Starkregen und Hochwasser einerseits sowie Trockenperioden und Dürren andererseits. Auch die Nutzung von Flusswasser führe in einigen Regionen zu Konflikten und schlimmstenfalls zu bewaffneten Auseinandersetzungen.

Virtuelles Wasser wird beim Verbrauch gerne übersehen

Auch das sogenannte „virtuelle Wasser“, dessen Verbrauch nicht unmittelbar zu sehen ist, oft aber in ohnehin wasserarmen Regionen der Erde verbraucht wird, spielt eine Rolle in der Ausstellung. Beim Gang zur Kaffeemaschine denke für gewöhnlich niemand an den Wasserverbrauch des morgendlichen Motivators. Höchstens noch an das Wasser, das für die Tasse Kaffee benötigt wird, „doch wie viel Wasser benötigt die Herstellung der Kaffeebohnen, also des Kaffees selbst?“ Für die Herstellung eines T-Shirts beispielsweise würden 2500 Liter Wasser verbraucht. Aus den durchschnittlich 120 Liter Wasserverbrauch pro Kopf und Tag in Deutschland werde schnell einmal „33 Mal so viel, wenn man das virtuelle Wasser mitzählt.“ Der NABU Hechingen möchte mit seiner Ausstellung die „Schönheit, die Möglichkeiten – aber auch die Gefährdung der Natur“ in Bezug auf Wasser darstellen, sagt Jürgen Detel. Was passiert, wenn es „zu viel“ und „zu wenig“ Wasser gebe, wenn die Natur zwischen den Kontrasten Dürre und Überschwemmung zu kämpfen habe?

Wie viel Wasser braucht man für einen Kaffee? NABU-Ausstellung in Hechingen geht dem Ende zu

© Julia Siedler

Jürgen Detel von der Hechinger NABU-Gruppe zeigt eines der Banner der Heinrich-Böll-Stiftung in der Ausstellung „Wasser – eine lebenswichtige Ressource“ im Hechinger Rathaus.

Die Banner der Heinrich-Böll-Stiftung zeigen besonders die Schattenseiten auf. „Das alleine wäre uns aber zu einseitig gewesen“, verdeutlicht Detel. Deshalb habe man die Menschen vor Ort gefragt, ob sie sich gerne an der Ausstellung beteiligen möchten und die positiven Seiten der Thematik darstellen. Die Frage laute: „Was wollen wir erhalten?“ Dazu gehöre unter anderem sauberes Trinkwasser aus dem Wasserhahn, das viel zu oft als selbstverständlich erachtet werde. „Bis man dann mal im Urlaub ist“, lacht Detel.

„Das Klima hält sich nicht an Statistik“

Was in der Ausstellung schnell deutlich wird? „Alles hängt zusammen.“ Das Absinken des Grundwasserspiegels wirke sich schnell auch auf die Bäume aus, zum Beispiel: „Die Flachwurzelbäume kommen bei einem niedrigeren Wasserspiegel nicht mehr an das Wasser ran“, erläutert Detel. Zudem bilde das Grundwasser den „größten und ältesten kontinentalen Lebensraum“, wie auch einem der Banner zu entnehmen ist. Zu wenig Wasser ist nichts, zu viel aber auch nicht. Vom letzteren Extrem war auch die Zollerstadt mehrfach betroffen. Als besonders der von Stetten nach Boll verlaufende Reichenbach 2007 und 2008 Hochwasser geführt habe, „ist unser Auto weggekommen“, lacht das Kreistagsmitglied rückblickend. Das große Starzelhochwasser vor knapp 16 Jahren habe traurigerweise sogar Leben gekostet, erinnert sich Detel. Damals habe es sich um 2 Jahrhunderthochwasser innerhalb von 2 Jahren gehandelt. „Man sieht: Das Klima hält sich nicht an die Statistik.“

Wie viel Wasser braucht man für einen Kaffee? NABU-Ausstellung in Hechingen geht dem Ende zu

© Julia Siedler

Der „Ozean in Schräglage“, eine rakugebrannte Koralle von der Hechinger Künstlerin Susanne Pohl.

Sobald das Stichwort Hochwasser fällt, geht es auch um die Flächenversiegelung. Hechingen habe dafür 21 Regenüberlaufbecken; allerdings sei es riesiger Aufwand für die Städte, zuzusehen, „dass die Kläranlage nicht überlastet wird“. Heute werden Bauherren dazu verpflichtet, mithilfe von Mulden oder Zisternen Wasser auf ihrem Grundstück zurückhalten zu können. Stichwort: Schwammstadt. „Auch Moore sollen verstärkt wiedervernässt werden“, so Detel. „90 Prozent eines Starkregens kann ein intaktes Moor aufnehmen“, ist auf einem der Banner der Heinrich-Böll-Stiftung zu lesen. Wiederum 90 Prozent der Moore in Deutschland wurden allerdings trockengelegt, „der Torf diente in Kriegszeiten damals als Brennmaterial“, weiß der NABU-Mann. Wer der Natur heute also im Kleinen etwas Gutes tun wolle, solle Blumenerde ohne Torf kaufen, sagt er. Eigentlich gebe es mittlerweile auch im Bebauungsplan Vorgaben für die Bepflanzung auch auf Privatgrundstücken. „Da die Umsetzung dieser aber nicht kontrolliert wird, halten sich viele nicht daran“, bedauert er.

Nicht nur der Gesetzgeber, auch Einzelpersonen können die Situation verbessern

„Wir wollen mit unserer Ausstellung auch die Notwendigkeit aufzeigen, dass nicht nur der Gesetzgeber, sondern auch Einzelpersonen die Situation verbessern können.“ So wie eine Rangendinger Firma. Das Unternehmen dürfe sich ausnahmsweise an der Ausstellung beteiligen, weil es mit seinen Probennehmern aktiv an einer besseren Wasserqualität mitarbeite. Mithilfe des Geräts können andere Firmen ihr Abwasser vor und nach der Klärung messen, damit keine Gesundheitsgefahr für Mensch und Tier durch verschmutzte Gewässer und Schadstoffe wie Mikroplastik darin enstehe. Eine gute Entwicklung unter vielen schlechten zeigt hierzu eine spannende Karte in der Rathausausstellung: 1974 waren die Gewässer „wegen Einleitungen und weil es viel weniger Kläranlagen gab“ noch deutlich verschmutzter. Heute gebe es zudem die Verpflichtung für die Firmen, „Abwässer zu behandeln“.

Wie viele Menschen die Ausstellung bereits besucht hätten, sei schwer zu sagen, da der NABU keinen Überblick über die Besucher des Rathauses habe. „Wir können uns nur nach der Eröffnungsveranstaltung richten und die war mit etwa 40 bis 50 Menschen gut besucht“, freut sich Detel. Er wünscht sich, dass „der Naturschutz endlich von allen Seiten ernstgenommen wird“ und die Ausstellung etwas dazu beitragen kann. „Denn die Extreme werden immer stärker“, resümiert er.

Die Öffnungszeiten

Die Ausstellung mit Fotos der Fotofreunde Hechingen, der Vhs-Blitzbändiger, der Stadt und der Stadtwerke sowie dem Werk der Künstlerin Susanne Pohl wird noch bis Freitag, 12. April, zu den Öffnungszeiten des Rathauses für die Besucherinnen und Besucher zugänglich sein. Diese sind: Montag bis Freitag, 8.30 bis 12.30 Uhr, sowie dienstags von 14 bis 16.30 Uhr.

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