Vor dem Regionalliga-Auftakt: Balingens Trainer Martin Braun drückt auf die Euphoriebremse
02.08.2023
Fokussiert und ambitioniert geht der Balinger Fußball-Viertligist in die neue Spiel-zeit. Den Pokal-Fauxpas hat die TSG intern aufgearbeitet und damit abgehakt. Ruhig arbeitet das Team von Trainer Martin Braun weiter.
Mit 11:0 fegte der Kreisstadt-Klub die Sportfreunde Gechingen vom Platz – und trotzdem ist der Titelverteidiger nach einem ärgerlichen Formfehler schon in der ersten Runde aus dem württembergischen Landespokal ausgeschieden.
Abgesehen von diesem Missgeschick verlief die Vorbereitung vielversprechend. „Es sieht schon alles sehr ordentlich aus“, sagt der erfahrene Balinger Coach, „mir geht es in der Vorbereitung in der Regel darum, dass die Spieler in einen körperlich guten Zustand kommen, damit wir die notwendigen Läufe machen können. Das ist für mich die Hauptaufgabe. Es ist wichtig, möglichst schnell die Form zu finden, welche wir in der vergangenen Runde hatten. Ich habe den Eindruck, dass wir sehr gut gearbeitet haben. Aber so richtig sieht man es erst in den ersten vier, fünf Spielen in der Liga.“
„Sehr gute Testspiele“
In den Tests präsentierten sich die Schwaben in ansprechender Form. Zwar unterlagen sie dem Schweizer Erstligisten FC Lugano (Endstand: 0:6), dem Zweitligisten Karlsruher SC (0:4) und dem Drittligisten SC Freiburg2 (0:2) jeweils, zeigten aber speziell gegen diese höherklassigen Teams deutliche Entwicklungsschritte. In den weiteren Vorbereitungsspielen gegen die Oberligisten aus Villingen und Holzhausen (jeweils 0:0) fehlte dann insbesondere in der Offensive jene Kaltschnäuzigkeit, welche die TSG-Kicker am vergangenen Freitag an den Tag gelegt haben: beim kurzfristig arrangierten Vergleich mit dem klassentieferen Holzhausen (3:0).
„Insgesamt waren es wirklich sehr gute Testspiele“, bilanziert Braun. Aufgrund des DFB-Pokal-Derbys gegen den VfB Stuttgart am 12. August an der Reutlinger Kreuzeiche haben die Kreisstädter den Charakter der Vorbereitungsspiele ganz bewusst modifiziert und vor allem gegen bessere Mannschaften getestet. „Gerade von den höherklassigen Profiteams sind wir natürlich sehr gefordert worden, und ich finde, dass man speziell in diesen Spielen gesehen hat, dass wir jedes Mal ein Stück nach vorne gekommen sind“, sagt der frühere Profi zufrieden.
Kleines Budget
Dieser hält sich ganz bewusst im Postulieren ehrgeiziger Ziele nach der Sensationssaison 2022/23 mit Rang sechs in der Liga und dem Pokalsieg auf der Waldau zurück: „Wenn wir den Klassenerhalt schaffen, wäre ich sehr, sehr zufrieden, da wir von den Rahmenbedingungen nach wie vor zu den Klubs zählen, die ganz weit unten stehen.“ Er habe nicht den Anspruch, so der 54-Jährige weiter, „erheblich mehr rauszuholen als man investiert. Wir können eine gute Saison spielen. Wir wissen aber auch, dass es schwer werden kann.“
Die Kreisstädter setzen im Kampf gegen Abstieg auf ein starkes, eingespieltes Kollektiv. Gegenüber der Vorsaison hat sich der Kader kaum verändert: Drei Abgängen (Curda, Fritschi und Gashi) steht mit Levis Schaber aus der Heidenheimer U19 nur ein externer Neuzugang gegenüber. Trotzdem ist die TSG gut aufgestellt – und obgleich des kleinen Budgets, welches die Verantwortlichen mit „rund einer Million Euro für das Viertliga-Team und alle U-Mannschaften“ angeben, absolut konkurrenzfähig. „Ich habe das Gefühl, dass wir viele Spieler haben, die auf einem ähnlichen Niveau sind“, erklärt der Balinger Übungsleiter, welcher weiterhin auf das Rotationsprinzip setzt: „Wir hatten in der vergangenen Saison keine Stammformation – und die wird es auch in der kommenden Runde nicht geben.“
Anspruchsvolles Auftaktprogramm
Am Samstagnachmittag starten die „Roten“ gegen den Bahlinger SC (14 Uhr, Bizerba-Arena) in ihre sechste Regionalliga-Spielzeit. Seit Januar 2020 coacht Braun die TSG. Diese hat sich in den vergangenen Jahren sukzessive nach oben gearbeitet. Für den Ex-Freiburger absolut keine Selbstverständlichkeit.
Das Auftaktprogramm mit dem BSC, Mainz 2, Frankfurt und Steinbach, kategorisiert er als anspruchsvoll. „Diese Spiele sind ein echter Gradmesser. Da wissen wir, wo wir stehen. Hoffentlich gut.“
Ein klaren Titelaspiranten gibt es für den TSG-Kommandogeber nach der Ulmer Rückkehr in die 3. Liga nicht. „Es wird ähnlich wie in den vergangenen Jahren sein“, prognostiziert Braun, „Vereine, die viel investieren können, werden den Aufstieg unter sich ausmachen. Offenbach und Homburg zählen dazu, natürlich auch Steinbach Haiger und der FSV Frankfurt.“ Hoffenheim 2 traue er eine ähnlich gute Rolle wie in der vergangenen Runde zu, „vielleicht kommen ein, zwei Mannschaften noch vorne mit dazu, die man aktuell nicht auf dem Plan hat.“
