Hechingen

Von Hechingen nach Horb in 42 Minuten: So könnte die Eyachtalbahn aussehen

28.10.2023

Von Michael Würz

Von Hechingen nach Horb in 42 Minuten: So könnte die Eyachtalbahn aussehen

© Ralf Biesinger

Hier in Hechingen einsteigen, und dann direkt durch bis Horb: Das wäre die präferierte Variante der Studienmacher.

Regionalverbandsdirektor Dr. Dirk Seidemann, Matthias Körner vom Verkehrswissenschaftlichen Institut Stuttgart sowie Markus Biechele von „Biechele Infra Consult“ haben, wie berichtet, am Donnerstagabend in einer gemeinsamen Sitzung der Gemeinderäte Hechingen, Rangendingen und Haigerloch die Machbarkeitsstudie zur Reaktivierung der Eyachtalbahn vorgestellt. So könnte die Zugverbindung aussehen.

  • Welche Variante empfehlen die Experten?

Ideal wäre, so ist der vom Regionalverband in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie zu entnehmen, der Verzicht auf den Bahnhof Eyach, den jedoch die Regionalstadtbahn weiter bedient. Stattdessen würden die Züge in der empfohlenen Variante direkt Horb anfahren. Dafür wäre aber eine 600 Meter lange Verbindungskurve neu zu verlegen. Die Studienmacher rechneten den Gemeinderäten vor: Die Fahrzeit von Hechingen nach Horb würde dann 42 Minuten betragen. Zum Vergleich: Der heutige Busverkehr braucht für die Strecke 63 Minuten.

  • Wie schnell fahren die Züge?

Die Ingenieure haben ermittelt: Nur wenn die Züge mit mindestens 60 bis 80 km/h unterwegs sind, lässt sich diese Fahrzeit realisieren. Bedingung dafür ist laut den Studienmachern die Modernisierung und Beschrankung von Bahnübergängen, damit die Züge nicht ausgebremst werden. Aber auch die Modernisierung der Gleise wäre stellenweise nötig.

  • Wo hält die Bahn?

Die von den Studienmachern bevorzugte Version sieht 10 Haltestellen entlang der Strecke vor. In Bad Imnau dürften sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Imnauer Mineralquellen über einen nahe gelegenen Halt freuen. In Rangendingen müsste mit Trigema verhandelt werden. Die Firma müsste wohl einen Teil ihrer Grundstücksfläche bereitstellen. Neue Haltepunkte wären auch Stetten-Ost, Hechingen-Stein in der Nähe des Friedhofs „Im Gaiern“ und Hechingen-Nord. Alle Bahnhöfe und Haltestationen an der Strecke sollen modern, das heißt auch barrierefrei, gestaltet werden.

  • Welchen Beitrag leistet die Strecke zur Verkehrswende?

„Die Eyachtalbahn wäre ein echter Beitrag, ein Baustein zur Verkehrswende“, sagt Regionalverbandsdirektor Seidemann. Wird die Bahn so stark genutzt, wie die Studienmacher prognostizieren, würde sie täglich 13.800 Auto-Kilometer einsparen.

  • Welcher Fahrplan wäre denkbar?

Die Elektrozüge, die wie moderne E-Autos an Schnellladestationen geladen werden können, könnten im Stundentakt verkehren – und zwar täglich. Auf einer Schienenkreuzung in Haigerloch würden sich die Züge auf der ansonsten weitgehend eingleisigen Strecke begegnen.

  • Wer übernimmt die Betriebskosten?

Der Studie zufolge könnten diese komplett vom Land übernommen werden. Bedingung dafür ist eine mittlere Streckenbelastung von 750 Personenkilometern. Für die Eyachtalbahn haben die Experten den Wert von 790 errechnet. Das Land trägt in diesem Fall die Kosten für reaktivierte Strecken bis maximal 100 Kilometer Länge. Zum Vergleich: Die Strecke der Eyachtalbahn beträgt 28 Kilometer.

  • Wann könnte die Eyachtalbahn realisiert werden?

Die von den Studienmachern präferierte Variante geht vom Jahr 2035 aus. Zum einen, weil mit einer längeren Planungs- und Bauzeit gerechnet werden müsse. Zum anderen, weil die Eyachtalbahn strukturell von der Regionalstadtbahn abhängig sei. Weil die Strecke aber bereits für Güter- und sonntägliche Touristenverkehre in Betrieb ist, haben die Gutachter auch Szenarien für einen Vorlaufbetrieb entwickelt.

  • Wieso wurde die Eyachtalbahn nicht gleich bei der Planung der Regionalstadtbahn mitgedacht?

Die Umsetzung der Eyachtalbahn sei zwar ohne die Regionalstadtbahn nicht denkbar, „könne dann aber gleichwohl für sich alleine stehen“, erfuhren die Mitglieder der Gemeinderäte von den Experten. Ein Vorteil: Dank neuer Verfahren könnten heute deutlich größere Summen an Fördergeldern abgerufen werden als noch vor einigen Jahren.

  • Wie geht es jetzt weiter?

Eine Machbarkeitsstudie war seinerzeit auch der erste Schritt in Richtung Regionalstadtbahn, erklärte Regionalverbandsdirektor Seidemann. „Ich kann mich den Gutachtern anschließen. Es lohnt sich, dranzubleiben.“ Geht es nach Seidemann, wäre jetzt der Zeitpunkt, um operativ in die weiteren Planungen einzusteigen. „Das Kosten-Nutzen-Verhältnis macht Mut, den nächsten Schritt zu gehen.“ Ganz wichtig sei jetzt „eine positive Willensbildung in den Anliegerkommunen“, betonte Seidemann. Wolle man das Projekt weiter vorantreiben, gelte es auch, den Kreis, die SWEG und das Verkehrsministerium mit einzubeziehen. Die Verwaltungen in Hechingen, Haigerloch und Rangendingen bringen entsprechende „Beschlüsse, Maßnahmen und Handlungen“ zu Papier. Über diese müssen dann die Gemeinderäte abstimmen.

Deshalb halten die Experten das Projekt für umsetzbar

Es sind gleich mehrere Faktoren, die nicht nur Regionalverbandsdirektor Dr. Dirk Seidemann überzeugen, „da jetzt dranzubleiben“. Dass die Weichen in der Region ohnehin auf Elektrifizierung stehen, sei die Grundlage für die Eyachtalbahn, erklärten die Ingenieure in der gemeinsamen Sitzung der Gemeinderäte aus Hechingen, Rangendingen und Haigerloch. Mut macht aber auch, wie bereits berichtet, das Kosten-Nutzen-Verhältnis. Selbst bei einem angenommenen Kostenrisiko von einer 30 Prozent-Steigerung (die Kosten für das Projekt liegen netto bei rund 64 Millionen Euro), erreicht die Eyachtalstrecke noch einen Wert von 1,38. Zur Einordnung: Alles über 1,0 gilt als lohnenswert.

Hinzu kommt: Die erforderlichen Baumaßnahmen hielten sich in Grenzen, schließlich besteht die Strecke bereits – und befindet sich in einem weitgehend guten Zustand. Es ginge also vorwiegend um Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen. Bereits heute nutzen Sonderzüge die Strecke, um das Salzbergwerk in Stetten anzufahren, genauso wie touristische Sonntagszüge (Freizeitexpress „Eyachtäler“).

Und nicht zuletzt: Der überwiegende Teil der Kosten für das Projekt ist laut der Machbarkeitsstudie förderfähig – aus Töpfen des Bundes wie auch des Landes.

+++ Welche Auswirkungen hat die Eyachtalbahn auf die Buslinien und den Schülerverkehr? Brauchen wir einen Zweckverband? Über die Fragen, die vergangene Woche aus den 3 Gemeinderäten an die Experten gestellt wurden, haben wir bereits ausführlich berichtet. +++

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