Stetten a.k.M.

Vom Bahnfriedhof auf den Truppenübungsplatz Heuberg: Drei alte Schienenfahrzeuge für die Bundeswehr

25.04.2024

Von Susanne Grimm

Vom Bahnfriedhof auf den Truppenübungsplatz Heuberg: Drei alte Schienenfahrzeuge für die Bundeswehr

© Susanne Grimm

Der Doppelstocktriebwagen mit 52 Tonnen Gewicht wird von der Schiene auf einen Spezialtransporter geladen.

Um spezielle Szenarien üben zu können, hat die Bundeswehr 3 ausgediente Schienenfahrzeuge bei der Deutschen Bahn erworben. Diese sind am Bahnhof in Storzingen angeliefert und verladen worden, um sie auf den Truppenübungsplatz zu bringen. Wir waren mit der Kamera dabei.

Großer Bahnhof am Bahnhof Storzingen. Für den Truppenübungsplatz Heuberg sind am Dienstag drei ausgemusterte Schienenfahrzeuge – ein einstöckiger Triebwagen, ein Doppelstock-Mittelwagen und ein doppelstöckiger Triebwagen – am Storzinger Bahnhof angekommen und einzeln auf einen Spezialtransporter auf den Truppenübungsplatz (TrÜbPl) Heuberg transportiert worden.

Vom Bahnfriedhof auf den Truppenübungsplatz Heuberg: Drei alte Schienenfahrzeuge für die Bundeswehr

© Susanne Grimm

Stephan Klatt (gelbe Jacke) schiebt mit seinen Mitarbeitern den Triebwagen in Position.

Zwei riesige Autokräne der Mössinger Firma Brielmann, Spezialist für Schwergut, hievten die drei Reisezugwagen mit einmal 42 Tonnen und zweimal 52 Tonnen auf den Spezialtieflader der auf Schwergut aller Art spezialisierte Spedition Kübler. Unter Polizeibegleitung sind diese die Reisezugwagen separat hinauf nach Stetten am kalten Markt, zum Truppenübungsplatz auf die Schießbahn 14 gebracht worden.

Wie Stephan Klatt, Technischer Regierungsamtsinspektor (TRAI) und Platzmeister des TrÜbPl, sagte, geschah dies allerdings unter Überwindung einiger Schwierigkeiten. Denn allein der Auflieger des Tiefladers mit beweglichen Modulachsen maß in ganzer Länge 27 Meter, was das Kurvenfahren zur echten Herausforderung machte. „Deshalb mussten wir auf der Ringstraße um den ganzen Truppenübungsplatz herumfahren, um zur Schießbahn 14, unserem Zielort, zu kommen“.

Auch was für den Garten

Klatt berichtete, dass die Bundeswehr diese drei Reisezugwagen von der Deutschen Bahn (DB) gekauft hat, die von Rügen, einem großen „Bahnfriedhof“ der DB, hierher gebracht worden sind. Die DB betreibt ein „Gebrauchtzug-Portal“, bei welchem man sich als Endkunde anmelden kann, um dann entsprechende Züge käuflich zu erwerben. „Wenn man Platz und Geld hat, kann man sich so ein Teil zustellen lassen und in den Garten stellen“, meinte Klatt schmunzelnd.

Die von der Bundeswehr erworbenen drei Objekte seien zuvor auf ihre Fahrtüchtigkeit getestet worden, damit sie, wie es sich für Schienenfahrzeuge gehört, auf Gleisen, – mit zwei Loks, eine vorne, eine hinten – so genannte Bremszüge – in den Süden fahren konnten. Das DB Depot in Sassnitz/Mukran auf der Insel Rügen hat hierbei die Schienenfahrzeuge mit zwei Bremswaggons bis zum Bahnhof Storzingen zugestellt, wo sie via Straßentransport ihrer neuen Verwendung zugeführt wurden.

Übungsobjekte nicht nur für die Bundeswehr

Was machen nun diese Züge und Waggons in der Pampa auf dem Heuberg? „Hier sollen sie die alten Gleisfahrzeuge ersetzen, die seit Jahrzehnten auf einem Teil des Truppenübungsplatzes stehen und Übzwecken dienten“, erzählte Klatt bereitwillig. In einem Bereich des Übungsgeländes habe man in jener Zeit ein Areal eingerichtet, auf dem spezielle Szenarien wie Geiselnahme, Terroranschläge oder auch Katastropheneinsätze geübt werden können. „Hier üben auch Hilfsorganisationen wie das Rote Kreuz, das Technische Hilfswerk, die Feuerwehren oder die Rettungshundestaffel. Auch Spezialeinsatzkommandos der Polizei, des Zolls und anderer Behörden können hier üben, beziehungsweise haben diese Möglichkeit bereits genutzt. In der Vergangenheit hat es wiederholt gemeinsame Übungen der gesamten „Blaulichtfraktion“ sowohl mit als auch ohne Beteiligung der Bundeswehr gegeben.

Die Alten hat ein Schrotthändler gekauft

Was nun mit den noch älteren Zugwagen geschieht, die noch auf den Gleissträngen des Übungsplatzes vor sich hin rosten, wusste Platzmeister Klatt ebenfalls: „Die hat ein Schrotthändler aus Norddeutschland aufgekauft“. Nur der Himmel wisse, ob sich das lohne, die alten Rostlauben zu zerlegen und in den Norden zu karren, denn auf Schienen fahren können sie ganz sicher nicht mehr.

Mehrere Jahrzehnte an Ort und Stelle nur zu stehen, dem Wind und Wetter ausgesetzt, mit Geschossspuren versehen und einem vom Zahn der Zeit angenagten Interieur, da kann auch das beste Material seine Fasson verlieren. „Die alten Züge auf der Schießbahn 14 haben nach wahrscheinlich 50 Jahren ihre Funktion erfüllt und waren als Übungsobjekt nicht mehr nutzbar“, so Klatt. Die neuen „alten“ Züge sollen nun künftig der übenden Truppe als realistische und zeitgemäße Übungsobjekte dienen in welchen Zugangstechniken, Schießübungen oder Rettungsübungen durchgeführt werden können.

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