Albstadt

Übrigens: Rückschnitt und Vogelsterben

06.05.2017

von Holger Much

Zugegeben, so richtig nett sieht es momentan nicht wirklich aus auf dem Grünstreifen zur Karl-Konzelmann-Straße im Tailfinger Wohngebiet Nank. Eher etwas kahl.

Hier haben, wie an vielen Orten in den letzten Wochen, die Mitarbeiter des Betriebsamtes Büsche und Bäume zurückgeschnitten. In diesem Fall so sehr, dass dies den Zorn eines unserer Leser hervorruft. Er mahnt nicht nur den „Kahlschlag“ an, den er für völlig überzogen und unnötig erachtet. Darüber hinaus führt er den Naturschutz an, vor allem die aktuelle Situation der heimischen Vögel. Und die, das ist bekannt, ist wirklich besorgniserregend.

Die Zahl vieler Vögel geht dramatisch zurück. Als Gründe werden das Fehlen geeigneter Lebensräume und das Insektensterben genannt – zu letzterem mehr in unserer heutigen Rubrik Tagebuch. Als Hauptgrund nennt der Nabu aber die durch die EU-Agrarförderung immer intensiver werdende Landwirtschaft, Nutzungsintensivierung, den Einsatz von Pestiziden, massive Überdüngung und verarmte Fruchtfolgen.

In Europa, schlägt der Nabu zurecht Alarm, habe die Zahl der Vögel in 30 Jahren um 420 Millionen abgenommen. Diese Aspekte beziehen sich vor allem auf Vögel in landwirtschaftlich genutzten Gebieten. Dennoch, so die Kritik unserer Leserschaft, müsse unter solchen Bedingungen nicht so rigoros abgeholzt werden. Wir haben deswegen beim Betriebsamt nachgefragt.

„Es handelt sich hier um die ganz normalen Rückschnittarbeiten im zeitigen Frühjahr, die wir regelmäßig in jedem Jahr im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht durchführen“, sagt Betriebsamtsleiter Andreas Bodmer. In diesem Fall, sagt er, wirke das momentane Ergebnis eventuell etwas extrem, weil hier zudem auch Eschen komplett entfernt wurden. Dies habe aber mit dem aktuellen Problem des Eschensterbens zu tun.

Im gesamten Stadtgebiet würden die erkrankten Bäume gefällt, um den Befall einzudämmen. Auch wurden wild gewachsene Buchen entfernt. Zudem, merkt Andreas Bodmer an, würden solche Eingriffe ganz bewusst stets im zeitigen Frühjahr erledigt, um ja keine bestehenden Brutplätze von Vögeln in Gefahr zu bringen. Die Büsche seien dieses Mal, so räumt der Albstädter Betriebsamtschef ein, vielleicht etwas arg „auf den Stock“ gesetzt worden. Aber die Pflanzen würden schnell wieder austreiben, beruhigt Andreas Bodmer.

Letzteres steht zu hoffen. Bleibt die berechtigte Sorge um die heimische Vogel- und übrigens auch Insektenwelt, für die jeder und jede Einzelne einen kleinen Beitrag leisten kann. Denn die Welt von Braunkehlchen und Feldlerche, Honigbiene und Tagpfauenauge ist eben auch die unsere.

Übrigens: Rückschnitt und Vogelsterben

ZAK-Redakteur Holger Much.

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